Die Versteigerung

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Die Versteigerung

Die Versteigerung

T. D. Rosari

In den Augen der gaffenden Menge war Gier, Lust und Hemmungslosigkeit zu sehen. Bridget spürte, dass ihre inneren Werte nun überhaupt keine Bedeutung mehr hatten. Langsam defilierten die Sklavinnen durch den Club. Dann meldete sich Jeremy wieder zu Wort: „Ich hoffe, die interessierten Damen und Herren konnten einen Eindruck hinsichtlich der erotischen Qualitäten der Sklavinnen gewinnen. Die Sklavinnen, die von ihren Herren für die zweite Bewertungsrunde freigegeben werden, kehren nun an ihre Positionen auf der Bühne zurück.
Manchmal kam es vor, dass Paare dieses Rollenspiel an dieser Stelle beendeten. Denn was nun kommen würde, war von einem ganz anderen sexuellen Kaliber. In dieser zweiten Bewertungsrunde ging es, so wusste Bridget, um handfeste Argumente.
Neugierig wanderte Bridgets Blick zu den anderen Sklavinnen. Keine der Damen machte Anstalten, sich vom Sklavenmarkt zurückzuziehen. Die Stimmung im Club wurde fiebriger. Das Licht wurde gewechselt. Nun dominierte ein puffiges Violett. „Jetzt darf ich die Herren der Sklavinnen bitten, dass sie sich zu ihren Damen gesellen. Und die interessierten Kundinnen und Kunden darf ich daran erinnern, dass die Qualitätsüberprüfung zwar herzhafte Berührungen erlaubt, aber keine weitergehenden sexuellen Handlungen. Die Herren der Sklavinnen stehen für Fragen zur Verfügung. Und nun wünsche ich allen Beteiligten viel Spaß!“. Als Jeremy das Mikrophon ausschaltete, knackste es in den Lautsprechern.
Nate nahm leichtfüßig die Treppe und stellte sich zu Bridget. „Das Interesse an dir ist groß!“, erklärte er. „Ist auch kein Wunder! Du hast dich jahrelang gewehrt, zur Sklavin gemacht zu werden!“, fügte er ungefragt hinzu. Ein besitzergreifender Griff an ihren Arsch folgte den verbalen Argumenten. Bridget hatte Nate noch nie so besitzergreifend erlebt. Das war irritierend und gleichzeitig erregend. Bridget seufzte. Sie wusste längst, dass es kaum etwas gab, was ihre Libido so in Wallung brachte wie sexuelle Unterwerfung. Die ersten potenziellen Kunden kamen neugierig auf die Bühne. „Alles echt?“, fragte ein großer, schlanker Mann. Er trug ein weißes Hemd, Anzug samt Krawatte sowie eine Gesichtsmaske. Bridget kannte den Mann nicht. Es war definitiv keiner der Clubgäste, die regelmäßig an den sinnlichen Veranstaltungen des Vereins teilnahmen. Bridget wusste, dass der Klub ausgewählten Personen gegen eine erhebliche Summe die Teilnahme an erotischen Veranstaltungen wie dieser gestattete. „Natur pur!“, erklärte Nate. Er grinste süffisant. „Darf ich?“, fragte der Mann höflich. Nate nickte sofort und der Mann mit der Maske fuhr Bridget mit der Handfläche unter ihren rechten Busen. Dann hob er ihn kurz an und überließ ihn im nächsten Moment der Schwerkraft.
Das Zugreifen der fremden Hand setzte Bridget unter Strom. Es war aber keine Elektrizität, die sie durchzuckte, sondern das blanke, geile Verlangen.
„Erstklassig! Schöne, feste Brüste, wirklich erstklassig!“ Es waren nicht nur die Berührungen, die Bridget in Stimmung brachten. Es war auch die Art, wie über sie gesprochen wurde.
Der Mann ließ indes seinen Zeigefinger zwischen ihre Brüste nach unten zu ihrem Nabel wandern. Mit der anderen versetzte er ihr einen pfeffrigen Klaps auf den Arsch. Diesmal sagte der Mann nichts, er nickte aber anerkennend. „Ich bin definitiv interessiert!“, erklärte er dann. „Was ist für mich drinnen, wenn ich sie ersteigere?“ Diese Frage war an Nate gerichtet und Bridget spürte, wie sich ihre aufkommende sexuelle Angstlust wie eine Hand um ihre Kehle legte. Der blonden Sklavin wurde nun bewusst, dass sie sich bisher keine Gedanken über das „danach“ gemacht hatte. Für sie hatte – als passive Zuschauerin dieser Versteigerungen auch durchaus verständlich – der Sklavenmarkt nach der Fleischbeschau geendet. Alles, was dann geschah, geschah in den privaten Spielräumen des Klubs.
„Doch nicht nur ein, zwei gemeinsame Cocktails?“, erkundigte sich der Maskierte. „Durchaus nicht. Meine Sklavin hat Talente, die über das Trinken von Cocktails hinausgeht – obwohl sie keine Kostverächterin ist!“, erklärte Nate.
„Das ist erfreulich!“, erklärte der Mann. Einmal mehr musterte er die blonde Frau.
„Küssen?“, fragte er schließlich. „Natürlich!“, erklärte Nate sofort. „Vaginale Penetration?“ Während der Mann seine Frage an Nate richtete, fasste er Bridget nonchalant in den Schritt. Bridget schaffte es nicht, sich über diese Grenzüberschreitung zu empören. Das entblößende Gegenteil war der Fall. Ihre ohnehin schon feuchte Lustspalte begann erwartungsvoll zu zucken, als die selbstbewussten Hände des Mannes ihr Intimstes erkundeten. Der Mann lächelte zufrieden.
Manchmal verfluchte Bridget ihre übermächtige, kaum zügelbare Libido: Gerade wurde ihre Impulskontrolle, ihre selbstbestimmte Autonomie von ihrer Gier nach dem nächsten sexuellen Kick in die Schranken gewiesen. Einmal mehr war sie von ihrem Streben nach sexueller Befriedigung gekidnappt worden wie eine Geisel von einem Bankräuber. Noch irritierender und gleichzeitig erregender war aber die Tatsache, wie willig und ohne Einschränkung sie sich ihrer Sexualität überließ. Bridget spürte, wie ihr ganzer Körper von grenzenloser Lust erfasst wurde. Sie zitterte vor Erwartung. Sie betete zu Eros, dem Gott der Liebe, dass sich die beiden Männer, denen sie sich ausgeliefert hatte, jetzt keine halben Sachen machten. Was sie jetzt brauchte, war nicht Rücksichtnahme oder Schonung. Was sie jetzt brauchte, waren Männer, die einen Zugang zu ihren eigenen sexuellen Phantasien hatten und willens waren, sie, Bridget, für die Erfüllung dieser Phantasien zu benutzen.
„Bedienen Sie sich! Sie ist gut im Training!“, sagte Nate gelassen. Die provokante Gelassenheit ihres Mannes und seine Bereitschaft, sie einem anderen Mann zu überlassen, trugen nicht dazu bei, Bridgets Sehnen in Schach zu halten.
„Sexspielzeug?“, erkundigte sich der maskierte Mann nun. „Sie ist sehr verspielt, glauben Sie mir!“, antwortete Nate. Der Maskierte zeigte sich amüsiert. Ein träumerisches, aber auch spitzbübisches Lächeln huschte über sein Gesicht, seine Augenbraue wanderte kurz nach oben. Bridget stellte fest, dass ihr dieser Mann außergewöhnlich gut gefiel.
„BDSM?“ „Sie ist eine sehr talentierte und ausdauernde Sub!“, erklärte Nate. „Manchmal ein wenig widerborstig.“, ergänzte er. Der Mann murmelte ein leises „Hmmm…“. Er schien zu überlegen. Dann fasste er Bridget streng ans Kinn. Bridget hatte das Gefühl, eine kleine Schülerin zu sein, die vom gestrengen Lehrer zur Rechenschaft gezogen wird. „Widerborstig also!“ „Nichts, was eine strenge Hand nicht unter Kontrolle bringen könnte.“, fügte Nate ergänzend hinzu.
Der Mann nickte. „Ich werde diese Sklavin erwerben. Wie stellen sie sich ihre Rolle vor?“ „Ich halte mich völlig heraus. Ich sehe zu, sonst nichts!“, erklärte Nate.
Das Rollenspiel des Sklavenmarkts sah vor, dass die Partner der Sklavinnen auf die Einhaltung der vereinbarten Regeln achteten. Der Maskierte schien mit Nates Antwort nicht zufrieden zu sein. Ihm schwebte ein anderes Arrangement vor und Bridget spürte sofort, dass der Maskierte mit ihr allein sein wollte.
Eine gespannte Ruhe lag über den Verhandlungen, die bisher zu konsensual verlaufen waren. Dann griff der Mann langsam in seine Hosentasche und zog ein Bündel Banknoten heraus. Es war richtiges Geld, keine fiktiven Eros-Taler. Bridget schlug das Herz bis zum Hals. Da war es einem Ernst, sehr ernst sogar! Bridget merkte, wie sie die Situation erregte.
Bridget bemerkte, dass auch Nate überrascht war. Sie war aber verblüfft, wie sehr er sich unter Kontrolle hatte. Denn echtes Geld hatte in diesem Rollenspiel eigentlich nichts verloren. „3.000 Euro für zwei Stunden mit ihrer Sklavin!“, erklärte der Maskierte. Es klang weniger als ein Angebot, sondern vielmehr wie eine Feststellung. Bridget wusste, dass Nate auf diesen Deal nicht eingehend würde. Bridgets Abenteuer- und Experimentierfreude verlangen ihm oftmals sehr viel ab. Und er war niemand, der sich Absicherung auf ein Drahtseil wagte. „5.000!“, sagte Nate wie aus Pistole geschossen. Er zeigte nicht die geringste Verunsicherung, er wirkte völlig Herr der Lage. Bridget hätte nie gedacht, dass ihr Nate bereit war, aus einem Spiel Ernst werden zu lassen. Ein Tsunami sexueller Gefühle überrollte Bridget. Dieses Rollenspiel fühlte sich jetzt viel authentischer an, die Grenze zwischen Spiel und echtem Leben begannen, zu verschwimmen.
„Einverstanden!“ Der Mann zog weitere Scheine hervor und drückte Nate das Geld in die Hand. Dann nahm er Bridget an der Hand und zog sie hinter sich her Richtung Playroom. Er öffnete mit einer Keycard die Tür und schob die verblüffte Frau in den Raum.

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