Die Winter-Ruhe-Oase oder „Wo die Energien fließen“

Eine nicht alltägliche Familie - Teil 52

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Die Winter-Ruhe-Oase oder „Wo die Energien fließen“

Die Winter-Ruhe-Oase oder „Wo die Energien fließen“

Grauhaariger

"Eine nicht alltägliche Familie“ ist die dritte Staffel der Geschichten um die Pilotin Olivia Andersson. Aufbauend auf „Eine nicht alltägliche Beziehung“ und "Eine nicht alltägliche Ehe".

Ein wenig später erreichte die Seilbahn die Station Gerstenegg, wo die Gruppe quer durch das Gebäude, durch Gänge und über Treppen in eine Garage geführt wurde. Dort stiegen sie in einen Kleinbus ein und die Fahrt ging durch einen langen, geraden Stollen weiter bergan. Leni, welche den Kleinbus steuerte, erklärte immer wieder etwas zum Stollen, zum Kraftwerk und auch zu der Landschaft über ihnen. An einer bestimmten Stelle im Stollen hielt sie das Fahrzeug an und deutete auf die rechte Seite.
„Beim Bau des Versorgungsstollens hatte man hier eine richtige Kristallkluft entdeckt. Monatelang waren etliche Geologen damit beschäftigt, diese Kluft zu vermessen und die Kristalle zu bestimmen. Leider können wir sie jetzt nicht besichtigen, aber in den Sommermonaten gibt es regelmäßige Führungen vom ‚Summerloch‘ aus und da kann die Kristallkluft besichtigt werden. Außerdem gibt es neben der Bergstation der Hospizbahn eine Ausstellung und dort sind einige Kristalle ausgestellt, welche hier in der Kristallkluft gefunden wurden.“
Die Fahrt ging weiter und nach wenigen Hundert Metern bog die Fahrerin links ab in einen anderen Stollen, welcher kurz darauf in einer Kaverne endete. Von hier musste die Reisegruppe nochmals zu Fuß weitergehen. Am Ende der Kaverne kamen sie dann in den Maschinensaal des Kraftwerks Grimsel 1, wo sie beim Vorbeigehen die große „Pelton-Turbine“ des Kraftwerks bestaunen konnten. Über eine weitere Treppe gelangten sie zum letzten Transportmittel der Reise, der Hospizbahn, welche wiederum eine kleine Luftseilbahn war.
Am Ende der „lange“ Reise von fast zwei Stunden, welche mit dem Auto gerade mal 30 Minuten gedauert hätte, wurden sie durch das Parkhaus über zwei Treppen nach oben geführt. Als Olivia und Martin durch die Türe ins Freie traten, waren sie vom Anblick überwältigt. Berge, Sonne, Schnee und ein altehrwürdiges Steingebäude, das mit „Hotel Grimsel Hospiz“ angeschrieben war.
Auf dem kurzen Weg, der mit einer Schneefräse geräumt worden war, kamen sie an einem Wegweiser vorbei. „Grimsel Hospiz, 1960 m. ü. M“ stand dort, eine Höhe, die man in Deutschland am ehesten in den „Bayerischen Alpen“ findet.
An der „Reception“ wurden Olivia und Martin nochmals herzlich begrüßt und von der freundlichen Dame mit diversen Informationen versorgt. Hier wurden sie auf Nachfrage auch darüber aufgeklärt, dass in der Schweiz ein Hospiz auch die Bedeutung einer Unterkunft oder Herberge hat. Diese Bezeichnung stamme noch aus dem Mittelalter und auf verschiedenen Alpenpässen wären heute noch Hospize zu finden.
Nach dieser Erklärung fuhr sie fort: „Wir haben für sie ein Doppelzimmer mit Seesicht gebucht. Sie können bereits ihr Zimmer beziehen und falls sie ein wenig Hunger verspüren, können sie dort im Restaurant …“, sie zeigte mit der Hand nach links zu einer Türe, „etwas leichtes Essen. Abendessen gibt es ab 18.00 Uhr auch dort im Restaurant. Morgenessen ist ab 07.00 Uhr möglich, im 1. Stock im Arvensaal. Falls sie noch unseren „Badebottich“ und die „Fass-Sauna“ genießen möchten, müssten sie sich dort im Reservationsbuch einschrieben, maximale Dauer jeweils 30 Minuten.“
Martin sah das Leuchten in den Augen von Olivia und er konnte bereits erahnen, was seine Frau gerade dachte. Martin nahm den Zimmerschlüssel mit der Nummer 23 und wollte sich bereits auf den Weg in die obere Etage machen.
„Ach … noch eine Bemerkung“, machte sich die Dame an der Reception nochmals bemerkbar. „Falls sie den Bottich und die Sauna benutzen möchten, muss ich sie darauf hinweisen, dass insbesondere auch in der Sauna ‚Textilpflicht‘ gilt.“
„Warum ‚Textilpflicht‘?“, fragte Martin etwas verwirrt. „Bei uns ist die Sauna immer ‚Nacktzone‘. Oder ist das hier in der Schweiz anders?“
„Nein eigentlich nicht“, meinte die Rezeptionistin. „Die Sauna ist in der Schweiz, gleich wie in Deutschland auch, in der Regel eine Nacktzone. Dies gilt insbesondere für eindeutig ausgewiesene Wellness- oder Saunabereiche, wo man für die Nutzung auch separat bezahlen muss. Dann gibt es aber auch noch den sogenannten ‚öffentlichen Bereich‘. Da befindet sich ein Dampfbad oder ein Saunabereich zum Beispiel innerhalb‘ eines öffentlichen Bades und dort ist dann ‚Textilzone‘. Und da sich der Badebottich und die Fass-Sauna quasi im ‚öffentlichen Bereich‘ befinden, dürfen sie leider nicht nackt in die Sauna gehen.“
Während dieser Erklärung hat sich Olivia bereits umgedreht und stand nun vor dem „Reservierungsbuch“ für den Bottich und die Sauna, und nach kurzem Nachdenken schrieb sie etwas hinein.
„Schatz ist das für dich in Ordnung, von 21.00 Uhr sind wir für 30 Minuten im Badebottich und gleich danach noch eine halbe Stunde in der Fass-Sauna?“, fragte Olivia.
Diesem bettelnden Blick konnte Martin nicht widerstehen und er nickte lachend.

*****

Ihr Zimmer war großzügig bemessen, mit einem Doppelbett, einer geräumigen Dusche und einem fantastischen Ausblick auf den gefrorenen Grimselsee. Olivia und Martin verstauten ihr Gepäck und prüften schon mal die Bequemlichkeit der Betten. Olivia entschied sich für die linke Betthälfte, sodass Martin näher beim Fenster schlief. Eine Runde kuscheln musste fürs Erste ausreichen, verspürten sie langsam Hunger, da seit dem Morgenessen doch schon einige Zeit vergangen war.
Im Erdgeschoss gingen sie ins Restaurant und nach einem Blick in die Karte bestellten sie sich eine Kleinigkeit zu essen. Mit Erstaunen stellten sie fest, dass hier in dieser „Abgeschiedenheit“ selbst eine Kleinigkeit auf kulinarisch hohem Niveau serviert wurde. Olivia und Martin ließen sich ihren Salat schmecken und genossen die Ruhe, welche selbst hier im Restaurant herrschte.
Nach dem Essen zogen sie sich warme Kleider an und beschlossen, einen Rundgang draußen zu machen. An der Reception wurden sie darauf hingewiesen, dass im Untergeschoss Schneeschuhe zur freien Verfügung stehen würden. Damit wäre es möglich, den „kürzesten Winterwanderweg im Berner Oberland“ um den Spittelnollen, also den Felsen, auf dem das Hotel steht, zu begehen.
Der Weg führte vom Hotel weg und schon nach wenigen Meter drehte er nach rechts und stieg an. Zum Glück hatten sie auf den Rat der Dame an der Reception gehört und die Schneeschuhe montiert, denn ohne diese wäre es eine sehr rutschige Angelegenheit geworden. Bald schon waren sie am höchsten Punkt angelangt und gingen weiter bis zu der kleinen Kapelle. Hier gab es einen wunderbaren Platz und die Aussicht war grandios, die Berge so nah, die Sonne schien und auch die Luft war anders.
Vorbei am Hotel gingen sie bis zum Eingang des Parkhauses, von wo sie einen guten Ausblick Richtung Westen zum Sidelhoren, dem Vorder-Zinggestock, dem Brünberg und dem Juchlistock hatten. Außerdem konnten sie fast den ganzen Grimselsee und die Staumauer Spitallamm überblicken.
Olivia nahm ihr Handy und machte ein wunderbares Panoramabild, welches die ganze Bergwelt und den Stausee im schönsten Sonnenschein zeigte.
„Sieh Martin … ein gelungenes Bild. Das senden wir gleich an Schäni und Caro, dann können sie es auch unseren Kleinen zeigen“, meinte Olivia.
Schon kurz darauf kam eine Nachricht: „Genießt euren Aufenthalt und habt viel Spaß miteinander …!!“
Angefügt waren noch viele „Smileys“ und ein Selfie von ihren Kindern zusammen mit Caroline und Jeanine.
Langsam machte sich bei Olivia und Martin die Kälte bemerkbar und sie beschlossen zurück ins Hotel zu gehen, um sich dort wieder etwas aufzuwärmen. Auf dem Weg wurde die Stille durch das Dröhnen von Flugzeugen unterbrochen, welche vom Tal herkommend an der linken Bergflanke entlang flogen, um dann über den Berggipfeln in Richtung Osten abzudrehen. Die Gruppe wurde von einem auffällig rot-weißen Militärjet angeführt, welchem dann noch vier weitere im normalen silbergrau folgten, …
Etwas wehmütig sah Olivia den Jets hinterher: „Ich würde auch gerne einmal so in den Bergen fliegen, das muss sicher fantastisch sein.“

*****

Zurück in der Wärme, machten sie es sich im Arvensaal bequem, wo sie sich mit heißen Getränken wieder auftauen konnten. Auch wenn draußen die Sonne schien, so ließ der herrschende Bergwind nur eine Temperatur von -7 °C zu. Olivia und Martin hatten Platz auf einem Zweiersofa gefunden und ließen sich die Süßigkeiten des Dessertbuffets schmecken. Ebenso genossen sie die Wärme des großen Kamins, in welchem die brennenden Eichenholzscheite ein wärmendes Feuer spendeten.
Die Wärme und die heißen Getränke, aber auch die Höhe machte die beiden fast ein wenig schläfrig. Ganz nah beieinander saßen sie auf dem Sofa und genossen die Nähe des anderen. Sanfte Küsse, aber nicht zu auffällig wegen der anderen Gäste, und auch feine Streicheleinheiten mussten jetzt aber trotzdem sein. Auch wenn sie die Kinder ein wenig vermissten, so war ihre Zweisamkeit wiederum auch etwas Wunderbares. Eng umschlungen und ohne etwas zu sagen, schauten beide in das prasselnde Kaminfeuer und hingen ihren Gedanken nach. Sie ließen sich vom Kommen und Gehen der anderen Gäste nicht stören, sondern genossen einfach die Ruhe.
Irgendwann einmal kramte Olivia ihr Handy hervor, hatte es mehrfach den Eingang von Meldungen angegeben. Da waren einige Nachrichten mit Bildern eingegangen und sie war neugierig, was Caro ihr alles mitteilen wollte. Beim Öffnen des ersten Bildes musste Olivia lachen. Es zeigte Clara mit einer Kochschürze und einer Kochmütze, die wie ein „Béret“ aussah. Mit großem Fleiß war sie dabei, Gemüse klein zu schneiden. Ein anderes Bild zeigte Leon, wie er am Steuer eines Traktors (Trecker) saß und dabei eine ganz wichtige Miene machte. Es folgten noch weitere Bilder, die Olivia Martin zeigte und beide mussten lachen, wie sich ihre Kinder auf den Fotos präsentierten.
Inzwischen war es draußen dunkel geworden und es wurde langsam Zeit, sich für das Abendessen etwas frisch zu machen, hatten sie doch nach dem Essen noch den Termin für den Bottich und die Sauna. Auf Anraten von Caro hatten beide darauf verzichtet, eine große Abendgarderobe mitzubringen und so betraten sie das Restaurant in „légerer“ Kleidung, wo ihnen ein Tisch am Fenster zugewiesen wurde. Das 5-Gang-Menü war ausgezeichnet und Martin war der Meinung, dass hier in diesem Hotel auf erstaunlich hohem Niveau gekocht wurde, hatte er doch schon in diversen exquisiten Lokalen gespeist.
Jeder Gang war ein Gedicht und jeder verwöhnte Gaumen kam zu seinem Genuss. Besonders das „Hirschfilet am Stück rosa gegart & geräuchert“ hatte es den beiden angetan. Das Fleisch war so zart, dass es fast von selbst auf der Zunge verging. Dazu genossen sie einen Rotwein, einen Blauburgunder, welcher ihnen der Chef persönlich empfohlen hatte.
Die Zeit verging und die Vorfreude auf das kommende ließ in Olivia ein leichtes Kribbeln aufkommen. Gemächlich gingen sie auf ihr Zimmer und zogen sich für das Planschen im Badebottich entsprechend Badebekleidung an. Caro hatte am Vorabend noch zu Olivia gesagt: „Falls du bei eurem Aufenthalt baden möchtest, nimm nicht unbedingt deinen knappen Bikini mit. Dort ist das Bad draußen und die Außenluft könnte etwas kalt sein. Die Gänsehaut sieht dann aus wie ‚e Chäsriibi‘ (Käseraffel). Wenn du nicht deine ‚Chäsriibi‘ allen Leuten zeigen willst, dann nimm ein Badekleid. Wie ich dich kenne, hast du sicher ein heißes Teil griffbereit.“
Caro hatte bereits im Vorfeld des Herbsturlaubs Olivia angeraten, ein Badekleid und nicht nur ihren „sexy“ Bikini einzupacken. Der wäre ein Hingucker und würde den Leuten schon beim Betrachten eine Gänsehaut bescheren. Aber auch ihr Einteiler konnte sich sehen lassen und sie würde damit spielend den Preis als „sexiest woman of the Grimsel“ gewinnen …
Zur reservierten Zeit gingen Olivia und Martin eingehüllt in einen Bademantel und mit Schlappen an den Füssen nach draußen, um durch den Schnee zum beheizten Bottich zu gelangen. Direkt daneben stand ein Kleiderständer, sodass sie ihre Bademäntel dorthin hängen konnten.
Nachdem Olivia ihren Bademantel ausgezogen hatte, beeilte sie sich sehr, um in das warme Wasser zu gelangen. Die Außentemperatur war wegen der sternenklaren Nacht inzwischen auf -10 °C gesunken und durch den herrschenden Wind sicher nochmals gefühlte 10 Grad mehr. Olivia schloss die Augen und genoss das warme Wasser und spürte einige Momente später, wie Martin ebenfalls in den Bottich stieg. Ein leises „Plopp“ ließ sie ihre Augen wieder öffnen und sie schaute Martin zu, wie er Sekt aus einer kleinen Flasche in zwei Gläser einschenkte.
Sie stießen sanft mit den Gläsern an und Martin sagte: „Auf uns und diese wunderbare Überraschung. Du bist der größte Schatz für mich und ich liebe dich von Herzen.“
„Ich liebe dich auch … auf uns“, gab Olivia zur Antwort und schaute ihm ganz verliebt in die Augen. Sie trank einen Schluck von dem Sekt, der auf der Zunge so herrlich prickelte und um ihn dann genüsslich zu schlucken. Ganz nah saßen die beiden im warmen Wasser beieinander und schauten nach oben in die dunkle Nacht, wo sie am wolkenlosen Himmel die Sterne sehen konnten. Ganz langsam griff Olivia nach der Hand von Martin und legte sie auf ihren Bauch. Lieber hätte sie die Hand auf einen anderen Teil ihres Körpers gelegt, aber da der Bottich unmittelbar vor dem Hotel stand, konnte man von den Zimmerfenstern direkt darauf schauen.
Sie ließen die Stimmung auf sich wirken, nahmen hin und wieder einen Schluck von ihrem Sekt und genossen das Zusammensein im warmen Wasser. Immer wieder berührten sie sich oder streichelten ganz zart über gewisse Körperstellen, sodass ihre Erregung auch ganz langsam anstieg. Viel hätte nicht mehr gefehlt und sie hätten ihre „Contenance“ über Bord oder besser über den Rand des Bottichs geworfen, aber die Zeit im warmen Wasser war leider schon vorbei.

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