Die Besessenen

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Die Besessenen

Die Besessenen

Elmar Woelm

Er schaltete den Computer ab und fuhr sich unruhig zwischen die Beine. Sein Glied spannte sich in der engen Hose, aber auch das Surfen einschlägiger Seiten hatte ihn heute nicht dazu bringen können, sich mit ihrer Hilfe Erleichterung zu verschaffen. Es hatte nicht einmal gereicht, ihn aus der Hose zu holen und wenigstens den Versuch der Selbstliebe zu unternehmen, ermuntert und erregt durch diese Bilder und Szenen, die er wie Sand am Meer im Internet fand. Er hatte es geahnt! Manchmal klappte es, oft aber auch nicht. Die Bilder und Videos konnten ihn so sehr erregen, dass seine Hand wie von selbst den Weg zum Hosenschlitz fand, ihn öffnete, das Glied herausholte und mit den geschickten Manipulationen begann, die schließlich seinen unstillbaren Hunger nach Sex befriedigen würden. Es dauerte oft Stunden bevor er sich die Entladung erlaubte, auch wenn er den Eindruck hatte, vor Spannung und Erotik zerspringen zu müssen.
Er liebte diese Frauenkörper, jung oder alt, rund oder schlank. Er liebte sie alle und es faszinierte ihn immer wieder, diese Vielfalt an unterschiedlichen Formen und Gestalten zu betrachten. Ihre Busen und Muschis waren so vielfältig und unterschiedlich wie ihre Gesichter! Er hatte sich eine ganze Sammlung der verschiedensten Brüste und Pfläumchen angelegt. Er war verliebt in jede der Darstellerinnen. Alle waren sie so schön! Manchmal ärgerte er sich, wenn die Fotographen schlechte Arbeit geleistet hatten. Wie konnten sie den Frauen so etwas antun. Sie entkleideten sich und entblößten ihr Allerheiligstes für geile Männer wie ihn – aus den unterschiedlichsten Gründen, wie er vermutete, und diese Banausen hatten nichts besseres zu tun, als all dies in stümperhafte Bilder umzusetzen, die weder der Schönheit gerecht wurden, noch der Geilheit ihrer Betrachter. Welch eine Verschwendung! Doch es gab auch andere, Fotographen, die wahre Künstler zu sein schienen. Manchmal fantasierte er, das dies nur Frauen sein konnten, die in der Lage waren zu ehren, wozu diese Modelle und Schauspielerinnen bereit waren, zu dem sie sich hingaben. Oder aber Männer wie er, die das Schöne und das Weibliche ehrten, und deren Ehrgeiz darin bestand, es durch ihr künstlerisches Schaffen auf angemessene Weise zu krönen. Dann staunte er über diese Wunder der Weiblichkeit, die Wunder der Natur, die so etwas schuf, wie die Schönheit weiblicher Formen. Es kam vor, dass er darüber ganz seine Lust vergaß und plötzlich feststellte, wie seine Hand bereits eine ganze Weile nur noch wärmend das erschlaffte Glied umfasste. Oder aber es spornte ihn an, seine Erregung auf die Spitze zu treiben, bis es nicht mehr auszuhalten war. Er ließ es dann eine Zeitlang verebben, bis er wieder vorsichtig begann, die Haut seines Penis zu bewegen oder auch eine Weile seine Hoden zu massieren, zu kneifen. Er hatte nie gezählt, wie oft er so verfuhr, bis er sich schließlich Befreiung gewährte. Es war, als würde er auf diese Weise seinerseits den Huren huldigen, als könne er sich so den Entehrten opfern und seinen Teil der Sühne tun für die verbotene Ekstase, verbotene Geilheit, verbotene Sehnsucht und Leidenschaft, die ihn verfolgte. Und dies war noch der einfachste Weg für ihn.
Was war es für eine Erleichterung gewesen, als er das Internet entdeckte. Aber es ging immer nur wenige Tage gut. Was hatte er bereits alles ausprobiert um sich Erleichterung zu verschaffen! Seine letzte Freundin hatte ihn bald wieder verlassen. Er konnte sich keiner Frau auf die Dauer zumuten. Auch denen nicht, denen er immer wieder im Park begegnete. Denen er im Park begegnete, weil es ihnen genauso ging, wie ihm! Er hasste es, wenn er keinen anderen Ausweg mehr wusste, als zu dort hin zu gehen.
Noch schlimmer waren die Autobahnparkplätze, wo sie sich trafen, die Verfluchten dieser Erde. Niemand von ihnen tat es für Geld – auch mit jenen hatte er es ausprobiert. Nein, hier wie dort trafen sich die wirklich Süchtigen, die sich die Professionellen nicht leisten konnten oder es nicht wollten. Und sie waren trotz ihrer ungezügelten Geilheit nicht in der Lage oder willens, diese Leidenschaft zur Professionalität zu entwickeln. Die wirklichen Huren, Callgirls und Callboys, sie waren von einem anderen Schlage. Es waren die unterschiedlichsten Motivationen, die jene trieb, wie er erfahren hatte. Elend, Gewalt, Zwang, auch die Hoffnung auf schnelles Geld. Manchmal blieb ihnen nichts anderes um zu überleben, manchmal waren sie so früh schon an die Prostitution geraten, dass sie sich nichts anderes mehr vorstellen konnten, auf gar nichts Anderes mehr zu hoffen wagten. Manche waren bereits als Kinder dort hineingeraten, die Mütter schon verraten und verkauft. Andere waren der Sucht ihrer Verführungskraft erlegen, mussten es sich immer wieder beweisen. Wieder andere gaben sich edel, verkehrten nur mit den wohlhabendsten Freiern, konnten sich diese oft sogar aussuchen. Mochte sein, dass sie die Macht lockte, die sie besaßen, das Geld, vielleicht auch der Sex in Verbindung mit Beidem. Nur eines waren sie ganz sicher nicht, sie gehörten nicht zu den Besessenen, sie würden sich niemals mit einem wie ihm in den Parks oder auf der Raststätte einlassen. Sie hatten ihre eigenen Orte, ihre eigenen Regeln, ihre eigene Art von Kunden.
Warum konnte er keine normale Beziehung haben wie andere Menschen? Warum besaß sein Schwanz diesen unwiderstehlichen Drang, dem er nicht zu widerstehen vermochte? Es hatte begonnen, als er das erste Mal mit einem Mädchen geschlafen hatte, damals, er war noch auf der Schule gewesen. Es hatte ihn nicht wieder losgelassen. Es war beim Schwimmen gewesen. Plötzlich hatte sie nackt vor ihm gestanden. Er erinnerte sich noch genau, wie hin- und her gerissen er gewesen war zwischen Scham und Erregung. Wie schön sie gewesen war. Es war gewesen, als hätte er in diesem Augenblick begriffen, was die Schönheit des Weiblichen bedeutete. Dann ihr Geruch, ihre Wärme, ihre Küsse! Ihre zarten Hände, die sein unschuldiges Glied umfassten, um es behutsam zwischen die Lippen eindringen zu lassen, diese feuchte Wärme ihres Schoßes. Wie sie auf ihm lag mit ihrem weichen Körper, den runden Brüsten, die er scheu mit seinen Händen umfasste und streichelte, während sie mit kreisenden gleitenden Bewegungen ihrer Hüften ein Werk vollbrachte, das ihn nie wieder losließ. Sie hatte gelacht, als er sagte, ich liebe dich. Sie hatte sich angekleidet, ohne ein weiteres Wort und war verschwunden. Er hatte sie nie wieder gesehen, er wusste nicht, wer sie war, woher sie kam! Sie hatte ihn in seinen Träumen verfolgt, und in jener Zeit hatte er gelernt sich selbst zu befriedigen, mit Fantasien über sie. Es hatte ihn nicht mehr losgelassen.
Eine Zeitlang ging es immer gut mit Selbstbefriedigung. Er hatte viele Methoden kultiviert. Eine Weile half es ihm, wenn er eine feste Partnerin hatte, doch plötzlich spürte er, dass er etwas anders brauchte, konnte es ihn nicht mehr halten. Wie oft hatte es ihn früher durch die Straßen getrieben, während seine Freundin zu Hause auf ihn wartete. Durch die Straßen getrieben, oder die Kneipen und Diskotheken, bis er irgendein fremdes Mädchen fand, das bereit war, sich ihm hinzugeben. Sei es für Geld, aus Einsamkeit, aus Neugier oder Unerfahrenheit.
Irgendwann hatte er dann diesen Park entdeckt. Es gab viele Parks in dieser Stadt, in denen sich die unterschiedlichsten Menschen trafen. Dies war der Park der Besessenen. Hier fand man immer jemanden zu bumsen. Er hasste diesen Park und er liebte ihn. Er liebte ihn, weil er ihm vertraut war, ihm ein Gefühl der Sicherheit gab und Erleichterung verschaffte, wenn er keinen anderen Ausweg mehr wusste. Er hasste ihn, weil er ihn brauchte und es ihn immer wieder hierher trieb, und weil all die, die regelmäßig hierher kamen wussten, dass er einer von ihnen war. Genauso, wie er sie kannte. Ab und zu gab es unbekannte Gesichter. Neulinge, die bald zu ihnen gehören würden, Fremde, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren, oder auch Neugierige, die es hierher trieb weil sie noch nicht wussten, ob sie hierher gehörten oder nicht. Letztere besaßen ihren besonderen Reiz. Es war wie eine neue Eroberung, wenn es jemandem gelang, einen von ihnen erfolgreich in die dichteren Büsche zu locken.
Er hasste es, in diesen Park zu gehen. Doch er konnte nichts anderes tun. Drei Mal war er schon die Straße hinauf und hinab gegangen, bevor er hineingegangen war, doch es war klar gewesen, dass er es tun musste. Er wusste genau, dass es kein Zurück mehr gab, wenn er einmal hierher gekommen war. Welch ein Glück, dass es heute dunkele Nacht war. Der Himmel bedeckt und der Mond verborgen. Nicht einmal er konnte Zeuge sein, so würden sie ihn nicht so leicht erkennen, außer vielleicht ihr, mit der er seine Besessenheit teilen würde. Wem würde er begegnen? Er hasste dieses stille Umschleichen, dieses Taxieren und all die geile Ängstlichkeit. Wie war er an diesen Ort geraten? Es schauderte ihn. Eine Frau kam auf ihn zu, und er wich ihr aus, schaute zu Boden und nahm einen Seitenweg. Was tat er hier? Er wusste es genau. Beschämt fuhr seine Hand zwischen seine Beine. Die Hand würde ihm heute keine Erlösung bringen, er brauchte eine Frau. Eine Frau oder ein Mädchen, eine weibliche Muschi, die genauso verrückt danach war auf genau diese Weise Erlösung zu finden wie er. Alle hier suchten danach, und trotzdem war es immer wieder ein anstrengender Akt, bis sie sich gefunden hatten.
Er setzte sich auf eine Bank. Eine junge Frau setzte sich dazu, drehte sich eine Zigarette. Sie fragt ihn um Feuer. Er starrt sie entgeistert an. Sie ist hübsch, sie ist jung, worauf wartet er? Vielleicht will sie ja wirklich nur eine Zigarette rauchen, geht es ihm durch den Kopf. Eine Frau, die nur zufällig an diesen Ort geraten ist. Im Schein des Feuerzeuges bemerkt er, wie jung sie ist. Sie ist gut gekleidet und sie trägt ein teures Parfüm. Einen dieser Düfte, die deutlich, aber nicht zu aufdringlich sind. Sie kommt aus gutem Haus. Sie gehört nicht hierher. Wie schade, sie erinnerte ihn an sie, damals. Er zuckt zusammen, als ihre Hand die seine berührt, während sie die Zigarette an die Flamme hält und einige Male zieht. Sie nimmt einen tiefen Zug, ihre Hände zittern. Er hat sie noch nie hier gesehen. Sie schaut ihn an, ihr Blick ist unsicher. Sie hält weiter seine Hand mit dem Feuerzeug, das immer noch brennt. „Danke“, haucht sie und bläst den Rauch zum Himmel. „Ich bin neu in Berlin“, sagt sie und schaut auf die Zigarette, die sich zitternd zwischen ihren Fingern bewegt. Er starrt sie an. Nun wünscht er sich, der Mond möge ein wenig scheinen. Sie kann doch unmöglich… Er spürt, wie sein Glied sich regt. Es ist ihm, als könne er ihre Erregung riechen, die Flüssigkeit, die ihre Scheide füllt. Einbildung, ruft er sich zur Ordnung. Was bildest du dir ein! Sie rückt ein wenig näher. „Möchtest du einen Zug?“ Er hat ihre Stimme kaum gehört. Sie reicht ihm die Zigarette, während die andere Hand sein Knie berührt. Märchenaugen. Er riecht es trotz der Zigarette. Was tut sie hier? Er hat es auch bei ihr gerochen, damals, er riecht es immer!
Sie will mit ihm spielen, sagt ihm eine innere Stimme. Eine verwöhnte Göre reicher Leute. Sein Glied spannt sich. Er kann ihre Wärme spüren, die Wärme ihres Körpers. Und wenn es so wäre? So sollte sie doch die Früchte ihrer Saat ernten!
Er sieht sie an. Sie sieht ihn an. Ein Blick voll unerfüllter Sehnsucht und dahinter ein Hauch von Qual. Es ist egal. Es ist längst egal! Sie ist eine von ihnen; natürlich ist sie eine von ihnen. Sie wirft die Zigarette fort und sitzt plötzlich rittlings auf seinem Schoß. Ihr Mund beginnt sein Gesicht mit Küssen zu bedecken. Sie ist eine von den Frauen, die es lieben, ihren Mund zu benutzen. Doch nicht nur dies. Mit flinken Griffen öffnet sie ihre Bluse und streckt ihm ihre entblößten Brüste entgegen. Er kann nicht anders, als ihre Küsse zu erwidern. Sie ist doch eine von ihnen! Der Dämon hatte auch sie erfasst. Seine Hände gleiten gierig hinunter und lösen den Gürtel ihrer Jeans. In seiner Fantasie durchdringt sein Glied bereits alle Stoffe, die es von ihrer Vulva trennte, diese wundervolle Lilie, die den Eingang in die kleine Höhle verbirgt. Er zieht den Reißverschluss auf und seine Hände tasten verlangend den Bauch abwärts, gleiten unter den Rand ihres Slips, wo sie eine kleine Weile von einer Seite zur anderen streichen. Dann wandern sie tiefer zu den dunklen Haaren auf dem Venushügel, streichelt die krausen Haare, dann hinunter zu der Stelle, wo die großen Schamlippen sich vereinigen. Als er über den Schaft des Blütenkelches tiefer gleitet und ihre Knospe berührt, bäumt sich auf, ihre Hüften bewegend. Sie lehnt sich zurück und er gleitet mit den Fingern weiter hinunter, immer tiefer zwischen die Falten hindurch. Er hatte es gerochen, wie nass sie war. Nass und wild! Aber er hatte nicht geglaubt, dass sie auch so eine war, besessen.
Unverhofft löst sie sich von seinem Schoß, zieht ihre Jeans aus, lässt den Slip folgen. Sie achten nicht auf nächtliche Passanten.
„Deine auch!“, forderte sie ihn in lüsternem Stöhnen auf. Scheu sieht er sich um, während sie sich an seiner Hose zu schaffen macht. Seine Hüllen fallen, wie die ihren. Für einige Augenblicke beugt sie sich nieder und schenkte seinem Penis die Lust ihrer Lippen, die unerträglich spielerische Wärme ihrer Zunge. Dann schwingt sie sich wieder rittlings auf ihn. „Ich will dich!“, sagt sie mit selbstbewusstem Ton. Er will in sie eindringen, seinen Rüssel wie ein bunter Schmetterling in diese Lilie versenken, doch sie unterbricht ihn. „Nein“, sagte sie, mit sehnsüchtigem Blick und holt von irgendwo ein Kondom hervor. Sie öffnet die Verpackung und stülpt ihm das Gummi mit geschickten Händen über das Glied. Ihre Hände sind so elektrisierend wie ihr Mund! Er hält es nicht mehr aus. Es stört ihn nicht mehr, dass eine einsame Gestalt an ihnen vorbeihuscht, während sie ihn endlich in sich aufnimmt. Sie finden ihren Rhythmus. Es dauert nicht lange, bis beide die gesuchte Erlösung finden, für diese Nacht.

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