Diese verdammte Nacht mit Vivian

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Diese verdammte Nacht mit Vivian

Diese verdammte Nacht mit Vivian

Yupag Chinasky

Alle schrien zunächst durcheinander, die Jungs besonders laut, der Vater besonders böse, der Bürgermeister mit all seiner Autorität als oberster Vertreter der örtlichen Polizei, die Mutter röchelte nur und rang nach Luft, das Dienstmädchen fächelte ihr mit einer Serviette Luft zu und betete halblaut vor sich hin. Vivian weinte bittere Tränen und der Autor kämpfte gegen eine gewisse Übelkeit und schwieg eisern, er versuchte erst gar nicht sich zu rechtfertigen, es wäre in dieser Situation vollkommen sinnlos gewesen. Wenn der Rinderbaron eine Waffe zur Hand gehabt hätte, er hätte sie sicher eingesetzt, so musste er sich auf üble Beschimpfungen und Drohungen beschränken. Die Jungs redeten so laut durcheinander, dass es unmöglich war, den Sinn der Kakophonie zu ergründen, nur Begriffe wie Ehre, Rache, Geld, Gefängnis schälten sich heraus. Dann nahm der Bürgermeister allen den Wind aus den Segeln, als er erst mit aller ihm zur Verfügung stehenden Lautstärke Ruhe herstellte und dann Kraft seines Amtes als oberster Chef der Polizei verkündete, der Übeltäter sei vorläufig festgenommen. Tatsächlich schwiegen alle und er fuhr fort, er selbst würde ihn umgehend einem Richter vorführen und der würde dafür sorgen, dass er in den Knast käme und dort müsse er die Anklage und das Verfahren abwarten und das könne sich hinziehen, lange hinziehen. Dann wandte er sich mit schneidender Schärfe in der Stimme an seinen Freund, oder sollte man sagen an seinen ehemaligen Freund? Er wolle ihn nur daran erinnern, dass auf ein Verbrechen dieser Art, auf ein solch ruchloses Verbrechen an einem jungen, minderjährigen, unschuldigen Mädchen eine hohe, eine sehr hohe Strafe stehen würde und dass man in diesem Land das Gesetz richtig anwenden würde, da sei er sich sicher. Er fügte noch ein paar Details und Beispiele hinzu, die er kannte und nach diesen Ausführungen beruhigten sich die Aufgebrachten vollends, Der Autor war noch eine Spur bleicher geworden. In die momentane Stille hinein heulte Vivian und sagte etwas, das zunächst niemand verstand, aber sie wiederholte es immer wieder und dann verstanden es alle. Sie flehte den Autor an, sie in die Hauptstadt mitzunehmen, dort wolle sie warten, bis sie 16 sei, dann könne sie heiraten und sie wolle ihn heiraten, nur ihn, weil sie ihn liebe und schon immer geliebt habe und sie bereue nichts, weil alles nur aus reiner Liebe geschehen sein. Die Brüder jaulten auf, wie eine Meute geprügelter Hunde, der Vater bebte, trat auf sie zu und holte mit der Hand aus, um ihr eine Ohrfeige zu verpassen, aber der Bürgermeister war, trotz seiner Leibesfülle überraschend schnell und hinderte ihn daran. Ob die Mutter ihre Worte mitbekommen oder verstanden hatte, war unklar, sie war und blieb in einem desolaten Zustand. Nur die Bedienung stellte sich schon ein Happy-end vor und schaute bei dieser Vorstellung ganz verklärt nach oben. Doch ein solches Happy-end würde es bestimmt nie geben, denn der Angebetete bekam es mit einer weiteren Angst zu tun, denn der Gedanke mit dieser kleinen Nutte leben zu müssen, war unerträglich.

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