Doch nun, er wandte sich jetzt Vivian zu, müsse man noch über das unschuldige, vielmehr nicht mehr unschuldige Mädchen sprechen. Vivian hatte aufmerksam zugehört und sich immer mehr beruhigt, aber die Tränen rannten noch immer aus ihren hübschen Augen. Die Tatsache, dass sie keine Jungfrau mehr sei, könne man nicht aus der Welt schaffen, begann der Bürgermeister. Aber heutzutage gäbe es bereits in ihrem Alter kaum noch Jungfrauen, heute würde die jungen Mädchen am liebsten schon nach der heiligen Kommunion vögeln und wen sie 15 sind, eine Quinze, dann seien sie nicht mehr zu bremsen. Er gehe davon aus, dabei schaute er Vivian durchdringend an, dass auch sie sich vermutlich lieber früher als später hätte entjungfern lassen und mit Sicherheit nicht bis zu ihrer Hochzeit gewartet hättet. Sie habe sich genug Ärger eingehandelt und die Idee, diesen Verbrecher zu heiraten, solle sie sich gefälligst aus dem Kopf schlagen. Wenn sie ihren Mund hielte und nicht prahle, einen berühmten Autor gevögelt zu haben, würde sich an ihrem Leben und auch an ihren Zukunftschance nichts, aber auch gar nichts ändern. Wobei er allerdings davon ausgehe, dass dieser eine Schuss, den der Autor abgegeben habe, nicht säße und wenn, müsse man weiter nachdenken, aber heutzutage gäbe es selbst in diesem Land geeignete Mittel und Wege und Geld würde ja keine Rolle spielen. Wie Vivian allerdings einem künftigen Ehemann klarmachen wolle, dass sie keine Jungfrau mehr sei, das sei allein ihr Problem. Damit war der Bürgermeister mit seinen Ausführungen am Ende und schaute triumphierend in die Runde. Alle Anwesenden schwiegen, keiner wollte dem Plan zustimmen, keiner schien dagegen zu sein, wobei es aber nur auf die Meinung des Rinderbarons ankam und der brauchte wohl noch etwas Seelenmassage. Er solle sich doch mal überlegen, ergriff der Bürgermeister noch einmal des Wort, dass es für seine Tochter spräche, wenn sie von einer solchen Berühmtheit verführt worden war. Wenn alle zusammen hielten und keiner etwas sagen würde, sei nach außen hin gar nichts passiert und das, was wirklich passiert wäre, würde gesühnt werden, dafür werde er schon sorgen. Doch als er dabei den Angeklagten, den bereits Verurteilten ansah, war sein Blick ein wenig seltsam und sah nicht unbedingt nach Rache oder Sühne aus. Also, damit kam er wirklich zum Schluss, jeder wisse, was er zu tun habe und er würde jetzt mit dem Verbrecher direkt zu seinem Richter fahren, einen den er kenne und von dem er wisse, auf wessen Seite er stehen nämlich auf der des absoluten Rechts.
Als sie wieder im Auto saßen und nachdem sie das Grundstück verlassen hatten, begann der Bürgermeister auf seinen Freund einzuschimpfen. Was für ein Idiot er doch sei, eine Minderjährige zu schwängern, ausgerechnet die Tochter dieses Rinderfurzes, warum er sich nicht eine anständige Nutte auf sein Zimmer bestellt habe, die gäbe es auch in dieser schönen Stadt und die seien gar nicht schlecht, das wisse er aus eigener Erfahrung. Erst jetzt hatte der Autor die Gelegenheit, das Geschehene der letzten Nacht aus seiner Sicht darzustellen, aber noch dringender war sein Wunsch zu erfahren, was der Bürgermeister mit ihm vorhabe, er wolle ihm doch keinem Richter übergeben, er sei doch ein Mann, er wisse doch, wie solche irren Weiber sein könnten. Nun lachte der Bürgermeister dröhnend, für so etwas komme man doch nicht ins Gefängnis, dann wäre die Hälfte der männlichen Bewohner dieser schönen Stadt im Gefängnis, er solle sich beruhigen, er habe diese Show abziehen müssen, um diesen Rinderfurz zu beruhigen. Er solle jetzt rasch seine Sachen aus dem Hotelzimmer holen, das ja bereits bezahlt sei. Dann würde er ihn zum Bus in die Hauptstadt bringen, aber nicht hier, sondern im nächsten Ort. Er solle sehen, dass er aus der Gegend möglichst rasch verschwände und sich ja nie mehr hier blicken lassen, man könne nicht wissen, ob der Rinderfurz sich an die Absprache halten würde. Er würde die Sache hier schon schaukeln, darauf könne er sich verlassen, er sei schließlich Bürgermeister und Ehrenmann und er wisse, wie man mit Rinderfürzen umgehen müsse.
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