Diese verdammte Nacht mit Vivian

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Diese verdammte Nacht mit Vivian

Diese verdammte Nacht mit Vivian

Yupag Chinasky

Damit könnte die Geschichte enden, wenn da nicht noch zwei erwähnenswerte Details wären. Das eine war das ungläubig staunende Gesicht des Zimmermädchens, als er in den Bus stieg, aber sie fragte nichts und er sagte nichts. Das andere war ein Bericht in der lokalen Zeitung am nächsten Montag, den ihm der Bürgermeister hatte zukommen lassen. In dem Bericht wurde breit und ausführlich das wunderbare Stadtfest beschrieben, die vielen Belustigungen, das Konzert der Feuerwehrkapelle, der rauschende Ball. Besonders erwähnt wurde jedoch, dass der berühmte Autor und Professor eigens aus der Hauptstadt gekommen sei, um aus seinen Werken zu lesen und damit großes Interesse und große Zustimmung in der Bevölkerung erzielt habe. Hervorgehoben wurde, dass dieser Besuch dem Rinderbaron und seiner Frau zu verdanken sei, die sich nicht nur für sein Kommen eingesetzt hatten, sondern den Besuch durch eine großzügige Spende überhaupt ermöglicht hätten. Dann folgten ein paar Sätze über die Firma "fechas doradas", die genau so hieß wie die berühmte Rinderrasse, und ihre Bedeutung für die ganze Gegend. Den Lesern besonders empfohlen und in höchsten Tönen gelobt, wurde auch ein Restaurant, wo man die delikaten Steaks zu unglaublich günstigen Preisen verkosten könne. Dann vermerkte der Artikel aber auch noch eine traurige Nachricht. Dem berühmten Autor hätte in einem Festakt die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen werden sollen, leider habe er aber einen Schwächeanfall erlitten und da er zur Zeit an einer mysteriösen Infektion leide, sei er auf eigenen Wunsch schon vorher in die Hauptstadt zurückgekehrt, um sich in die Hände erfahrende Spezialisten zu begeben. Die Ernennungsurkunde würde ihm der Herr Bürgermeister, der ebenfalls maßgeblich zu dem grandiosen Erfolg des Festes beigetragen habe, von dem man noch lange schwärmen würde, postalisch zuschicken.

So war es dann auch. Nach einigen Tagen kam ein eingeschriebener Brief mit einem offiziellen Anschreiben und einer pompösen Urkunde, die ihm die Ehrenbürgerschaft verkündete und ihm gestattete, alle städtischen Einrichtungen sein Leben lang unentgeltlich zu nutzen. Wichtiger aber als das dekorative, letztlich jedoch wertlose Papier, war ein Scheck, mit exakt der Summe, die der Bürgermeister ihm als Honorar versprochen hatte, der ihm aber wegen der widrigen Umstände nicht ausgehändigt worden war. Und dann war da noch ein handgeschriebener Zettel seines Freundes. Er solle sich keine Sorgen machen, alles sei geklärt, das Leben gehe weiter, der Zorn verrauscht, Vivian gehe es gut und er solle sich in Zukunft gut überlegen, wen er sich ins Bett hole.

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