Jede Nacht versuchte er, ihr näher zu kommen.
Vor drei Nächten hatte es angefangen. Er wähnte sich allein, nachts auf dem einsamen Waldweg. Doch plötzlich hatte er sie gesehen, die wunderschöne Frau, der er seitdem Nacht für Nacht heimlich hinterher schlich.
Was tat bloß eine junge Frau so mutterseelenallein nachts im Wald? Sie schien überhaupt keine Angst zu haben, schien stets sicher ihren Weg zu finden.
Beim ersten Mal hatte er sie dann jedoch verloren, als eine Wolke sich vor den silbrigen Mond schob.
In der nächsten Nacht wartete er schon auf sie an genau dieser Stelle.
Er hoffte sehnsüchtig, sie würde wieder dort sein und tatsächlich, er musste nicht lange warten, bis er sie endlich zwischen den dichten Bäumen hervorkommen sah.
Er versteckte sich schnell hinter einem dichten Busch und hielt vor lauter Angst, sie könne ihn entdecken, den Atem an. Sein einziger Gedanke war, dass er hinter ihr Geheimnis kommen wollte.
Denn dass es ein Geheimnis geben musste, war ihm klar.
Dieses Mal konnte er sie einen kurzen Moment betrachten. Sie war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, mit langen, schwarzen Haaren, in die sie sich kleine, weiße Blumen eingeflochten hatte. Ihr Kleid war dunkelrot und reichte ihr bis zu den Knöcheln, ihre Füße waren nackt.
Der Mann sah sich um, ob vielleicht doch jemand anderes in ihrer Nähe war, aber sie schien wirklich allein zu sein. So schlich er ihr wieder wie hypnotisiert nach.
Einmal knackte ein Zweig laut unter seinem Schuh, und er blieb voller Schreck stehen, aber sie lief weiter, völlig in sich selbst versunken.
Nach ungefähr einer Stunde erreichten sie eine Lichtung mit einem kleinen Teich. So weit war er noch nie in den Wald vorgedrungen, und er fragte sich besorgt, ob er den Weg zurück auch finden würde, denn eigentlich hatte er sich immer nur auf sie konzentriert, und sie anzusprechen, um nach dem Weg zu fragen, das wagte er nicht.
Als sie dann leise anfing zu summen, blieb er in einiger Entfernung zwischen den Bäumen stehen. Sie begann sofort, sich langsam auszuziehen, ließ ihr Kleid achtlos am Boden liegen und ging ins Wasser.
Die Traumfrau
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