Die Untersuchung

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Die Untersuchung

Die Untersuchung

Anita Isiris

Jenny verfluchte sich innerlich. Wenn sie doch an diesem Mittwochmorgen bloss Jeans angezogen hätte. Aber nein! Es musste dieses luftige, durchsichtige Kleid sein. Schliesslich war ja auch Hochsommer. Zudem hätte sie es sich nie träumen lassen, dass sie sich an besagtem Tag nicht bei ihren Patienten befand, wo sie hingehörte, sondern auf einem schmalen Steg, der sich in einem Nebelschleier verlor. „Komm!„ Die Gestalt vor ihr wandte sich nach Jenny um. „Komm!„
Jenny hatte gerade das Interlakener Spital, ihren Arbeitsplatz, betreten wollen, wo sie seit Jahren als Physiotherapeutin arbeitete, als es geschah. Drei hochgeschossene, zum Teil durchsichtige Wesen hatten sich an ihr zu schaffen gemacht und an ihrem Kleid gezerrt. Nur kurz vermutete Jenny einen üblen Scherz. Hier ging es jedoch um etwas ganz anderes. Jenny sollte, als Vertreterin ihrer Art, dieser Gattung Ausserirdischer, von denen noch nie jemand etwas gehört hatte, als Untersuchungsobjekt dienen. Diese seltsame und unglaubliche Geschichte spielte sich ganz in der Nähe des „Mystery Park„ im Berner Oberland ab, wo Erich von Däniken demnächst eine gigantische Ausstellung eröffnen würde.
Jenny war nicht schwindelfrei. Nur mit Mühe hielt sie sich auf dem schmalen Metallsteg; ein Misstritt hätte ins Nichts geführt. Umdrehen und flüchten konnte sie auch nicht; hinter ihr gingen zwei Gestalten. Dann wurde es still um sie herum, still und warm. Jenny befand sich in einem riesigen Gewölbe, dessen Wände vor ihr zurückwichen. Ihr war schwindlig. Da fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter. War das eine Hand? „Fürchte Dich nicht, Jenny. Tue einfach, was wir Dir sagen.„ Die Aufforderung klang metallisch. „Wir können nicht direkt zu Dir reden. Du verstehst unsere Sprache nicht. Der Translator, der vor Dir steht, übermittelt Sätze, die Du verstehst. Erst jetzt entdeckte Jenny eine Metallplatte, die im Raum schwebte, und von der die Stimme zu kommen schien. „Leg Dich jetzt hin.„ Jenny stand neben einem Untersuchungstisch mit zahllosen Gelenken. Alles hier erinnerte an eine Zahnarztpraxis. Es war ihr mulmig zumute, aber sie tat wie geheissen. Sorgfältig drapierte sie ihr Kleid zwischen den Beinen – sie wollte von sich keineswegs mehr zeigen als unbedingt nötig. Wie angenehm warm es hier war! Jemand befühlte ihre Finger. Jennys Herz klopfte bis zum Hals. „Öffne Deinen Mund, Jenny!„ Ein runder Gegenstand wurde ihr zwischen die Lippen geschoben; ein Etwas, dessen Geschmack Jenny als sehr angenehm empfand: fruchtig und süss. Sie musste schlucken; der Speichel prickelte in ihrer Mundhöhle, und sie fühlte sich mit einem Mal ganz leicht. „Wir werden Dich jetzt genauestens untersuchen, Du Erdenfrau. Wir gehen vorsichtig vor. Solltest Du trotzdem Schmerz empfinden, lass uns das sofort wissen, ja?„ Der runde, süsse Gegenstand wurde aus ihrem Mund entfernt. Jenny atmete tief durch. Dann sah sie über sich ein Augenpaar. Solch seelenvolle Augen hatte Jenny noch nie gesehen. Sie gehörten keinesfalls einem Menschen. „Wir werden Dich jetzt ausziehen.„ Seltsamerweise empfand Jenny keine Scham. Wären Männer um sie herumgestanden – keine Frage! Sie hätte sich gewehrt. Schliesslich war sie nicht pervers. Aber hier? In einem Raum, dessen physische Begrenzung sich nicht einmal definieren liess? „Wir wollen Euch Menschen einfach kennenlernen. Das ist alles.„ Die fremden Wesen schienen Jennys Gedanken lesen zu können. Dann machten sich längliche Werkzeuge, die an Zangen erinnerten, an den Verschlüssen ihres Kleides zu schaffen. Sorgfältig berührten sie den dünnen Stoff und schienen dessen Struktur zu analysieren. Genauso würden sie wohl mit ihrem ganzen Körper verfahren. Jenny schauderte. Noch immer fühlte sie sich ganz leicht und entspannt; alle Hemmungen waren von ihr abgefallen. Sie trug einen weissen Sport-BH. Sie mochte diese Dinger und fühlte sich darin sicher. Sicher vor den lüsternen Blicken gewisser Patienten, die die Situation ausnutzten, wenn die Krankengymnastin Jenny Siffert vor ihnen in die Knie ging. Kurzer Blick in den Ausschnitt – aha, das sind also die Titten meiner Physiotherapeutin – undsoweiterundsofort. Männergedanken begleiteten sie in ihrem Beruf, auf den sie so stolz war, täglich.
Die Ausserirdischen schienen sich aber keineswegs für den Inhalt von Jennys BH zu interessieren. Mindestens sechs Augenpaare konzentrierten sich hingegen auf ihren Slip. Das Kleid fiel zu beiden Seiten an Jenny herunter; sie hatten es vollständig aufgeknöpft. Die junge Erdenbürgerin lag nunmehr in Unterwäsche an diesem ihr völlig unbekannten Ort und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Ohne weitere Erklärungen packten drei Zangenpaare ihr Höschen und befreiten Jenny auch von diesem Textil. Intuitiv verdeckte sie mit der linken Hand ihre dunkel gekräuselte Scham. Sanft fassten zwei der anwesenden Gestalten nach ihren Armen und fixierten sie mit seitlich angebrachten Metallringen. Ebensolches geschah mit ihren Fussknöcheln. Mit weit gespreizten Beinen driftete Jenny ihrer Untersuchung entgegen. Ja, sie driftete; hatte das Gefühl, ihre physischen Grenzen lösten sich auf, ebenso wie die Wände dieses seltsamen Raums, in dem sie lag. „Turn off your mind and float downstream.„ Die Gestalten, die sich um sie herum gruppierten, schienen sich ganz und gar auf Jennys Muschi zu konzentrieren. Durch ihre halbgeöffneten Augen beobachtete die junge Frau, wie eine der Gestalten – sie war fast vollständig durchsichtig – sich mit einem feinen Pinselchen zwischen ihren Beinen zu schaffen machte. Ganz vorsichtig wurde sie an ihren labia minora (für Nichtlateiner: kleine Schamlippen) berührt. Ein erneuter Schauer durchfuhr Jennys Körper. Dann erhob sich unverständliches Stimmengemurmel. Aufregung geriet ins Forscherteam. Mit langsamen, kreisenden Bewegungen näherte sich das Pinselchen Jennys Clitoris. Jenny Siffert war diesbezüglich von der Natur grosszügig ausgestattet worden: Wie ein kleiner Zapfen trat ihre Lustknospe hervor und hatte die drei Männer, mit denen Jenny bisher zusammen gewesen war, stets aufs Neue fasziniert. Nun reizten die fremden Wesen diese Stelle nachhaltig und systematisch. Jenny drehte den Kopf etwas zur Seite, um ihre Erregung zu verbergen. Sogar diese Kleinigkeit jedoch wurde aber registriert; in einem Binärcode, den die Menschen noch nicht kannten, dessen Kenntnis aber die gesamte Computerbranche schlagartig aus ihrer Krise befreit hätte. Dann wurden Jennys Öffnungen betastet; sorgfältig und gewissenhaft drangen die Wesen in sie ein und verschafften der Erdenfrau immer neue Wellen der Lust. Jenny vergass sich dermassen, dass sie einen kleinen Furz fahren liess. Schlagartig trat Stille ein. Mit so etwas hatten die hochintelligenten Kreaturen nicht gerechnet. Sie wandten sich ab und wirkten so grotesk, dass Jenny von Lachanfällen geschüttelt wurde, und zwar so heftig, dass sie aus dem Bett fiel und auf dem Boden ihres Schlafzimmers erwachte.

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