Drei oder vier

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Drei oder vier

Drei oder vier

Paul Magallas

Ich entdeckte sie auf der Terrasse am See. Ich saß schon eine Weile unterm Dach, als sich in einiger Entfernung drei Personen niederließen: Ein Pärchen mittleren Alters und eine junge Frau. Sie stach mir sofort in die Augen. Lange blonde Haare, ein gut gebräuntes, offenes Gesicht. Sie lachte viel und ich sah ihre bildhübschen Zähne. Sie trug ein braungestreiftes Sommerkleid, luftig und leicht. Es betonte ihre sportliche Figur, ließ Haut frei und verriet doch nicht zu viel. Sie deckten sich am Kiosk ein und machten sich an ihr Essen. Da sie in meine Richtung saßen, musste ich einfach immer wieder hinschauen. So unauffällig wie ich meinte, war es dann wohl doch nicht. Denn die Frauen begannen, die Köpfe zusammenzustecken und zu tuscheln. Dann schauten sie zu mir herüber, erst einzeln, dann gemeinsam. Mir wurde etwas unwohl, fühlte ich mich doch ertappt. Schade, hatte ich doch eben angefangen, mir vorzustellen, wozu ich Lust hätte, was am Körper der Blonden ich näher kennenlernen wollte. Ich zwang mich woanders hinzuschauen. Um mich auf keinen Fall wieder selbst in Versuchung zu bringen, verrückte ich meinen Stuhl und schaute jetzt auf den See hinaus.

Plötzlich wurde ich von der Seite angesprochen. Als ich aufblickte, stand die blonde junge Frau neben mir und strahlte mich offen an. „Darf ich stören?“ „Kein Problem, bitte, gerne“ „Jetzt haben wir uns doch gefragt, warum sie erst so intensiv in unsere Richtung schauen, sich aber seit einer Weile weggedreht haben. Ich bin so frei und frage mal nach den Gründen“. Schweigen. Ich musste überlegen, was ich sagen wollte. „Die Sache ist einfach. Ich habe sie entdeckt, als sie sich hingesetzt haben. Mir gefiel, was ich sah, speziell was Sie angeht“. Ich schaute sie jetzt ebenso direkt und offen an. Sie wurde weder rot noch wirkte sie peinlich berührt. Ich hatte eher das gegenteilige Gefühl: Sie genoss, was sie hörte. Vielleicht hörte sie so etwas nicht zum ersten Mal. Als sie dann zu tuscheln anfingen und herüberschauten, kam ich zur Besinnung und dachte: ‚Na, vielleicht starrst doch etwas zu viel. Du willst ja kein Gaffer sein!‘ Um meiner eigenen Versuchung zu widerstehen und um Grenzen zu wahren, habe ich die Richtung geändert. Der See hier ist übrigens auch sehr schön“ ergänzte ich grinsend. „Jetzt bin ich doch auch neugierig: Wie gehört ihr Drei denn zusammen? Bist du die Tochter von den beiden?“ „Aber nein doch. Dafür sind die zu jung und ich zu groß. Wir sind gute Freunde, verbringen viel Zeit miteinander. Wir teilen überhaupt viel, um nicht zu sagen alles“. Das sagte sie mit einem ganz besonderen Unterton. „Du verstehst, was ich meine“. „Wir drei sind offen in alle Richtungen. Wir mögen einander so, dass wir schon einmal gemeinsam in der Kiste landen“. Wieder Schweigen.
„Die beide haben mich losgeschickt, um einmal die Lage zu sondieren und dich kennenzulernen. Du wirkst sympathisch und gefällst mir. Willst du zu uns rüberkommen?“ „Kommt ihr doch zu mir, hier haben wir mehr Schatten“. „Stimmt, eine gute Idee. Ich schlag’s mal den anderen vor. Übrigens: Ich bin Biggi. Und du?“ „Ich heiße Paul“. Ich streckte ihr etwas förmlich die Hand hin. Die ergriff sie nicht, sondern drückte mir blitzschnell einen Kuss auf die Backe. Dann war sie weg. Ich sah, wie sie sich mit den anderen unterhielt. Sie nickten, lachten zwischendurch, schauten zu mir und winkten. Dann standen sie auf, brachten ihre Getränke mit und kamen an meinen Tisch. Ich stand auf. „Herzlich willkommen!“ „Selber high“ sagte die mir noch unbekannte Frau. „Ich bin Tanja. Dass du Paul bist, haben wir ja eben schon erfahren.“ „Ich bin Tom“, sagte der Mann mit einer angenehm vollen Stimme. Sportlicher Typ mit Drei-Tage-Bart, Waschbrett-Bauch, der mich etwas neidisch stimmte. Tanja trug ausgefranste Shorts. Daraus lugten braungebrannte Beine. Ihr weißes T-Shirt ließ die großen Brüste und einen angenehm weichen Bauch erkennen. Sie trug die braunen Haare als Pferdeschwanz. Sie war nicht so quirrlig und direkt wie Biggi. Sie hatte braune Augen. Sie war eher der Typ, der über Blicke kommuniziert. Wir nahmen einander wahr und fanden Gefallen aneinander.
„Bist du hier aus der Gegend?“ „Ich wohne hier am Ort“. „Aha. Und was kann man hier so machen?“ „Z.B. hier im wunderbaren Tiefen See baden oder die Sehnswürdigkeiten des Ortes besuchen.“ Biggi sah ich an, dass ihr Sinn, wenn überhaupt, eher auf Ersteres stand. „Man kann durch die Weinberge wandern“ oder sich oben auf der FKK-Wiese die Sonne auf den Bauch scheinen lassen“ „Ihr habt hier echt eine FKK-Wiese?“ fragte sie staunend. „Man nennt den Teil des Geländes so. Man weiß schon: Wer sich da hinauf verzieht, braucht nicht die Nähe zum Wasser. Der hat anderes im Sinn, was man da oben ziemlich ungestört machen kann“. „Klingt doch gut, was meint ihr? Also ich hätte größte Lust, diese Wiese kennenzulernen und ‚auszuprobieren‘.“ „Auf Kultur stehe ich zu dieser Tageszeit ganz sicher nicht“, brummelte Tom. Für mich ist Siesta, auf jeden Fall Entspannung angesagt“. „Was willst du, Tanja?“. Sie schaute mir lange in die Augen. „Ich kann mir vorstellen, dass Paul uns zur Wiese bringt“. Schnell waren wir uns also einig. Auf dem Weg gaben sie ihre Flaschen ab.

Ich ging ihnen die Treppenstufen voraus und den Weg den Hügel hoch. ‚Was wird das wohl?‘, dachte ich. ‚Mit frei Wildfremden, von denen du keine Ahnung hast, losziehen. Selbst schuld. Hast ja das entsprechende Stichwore geliefert.‘ Ich konzentrierte mich auf den Weg und hatte gleichzeitig das Gefühl, dass drei Paar Augen mir in den Rücken stachen.

„Herrlich hier“, juchzte Biggi, als wir oben ankamen. Kein Mensch außer uns lag auf der beinahe ebenen Fläche. Büsche schützten das Gelände zu den Spazierwegen ringsherum. Tanja hatte eine Decke hervorgezaubert, die sie einladend ausbreitete. Ich wollte mich schon setzen als Biggi gespielt schmollend sagte: „Das ist eine FKK-Wiese, nicht? Also dann muss man sich schon ausgezogen haben, bevor man sich hier hinlegen darf.“ Während dessen hatte sie ihr Sommerkleid geöffnet und ließ es von den Schultern gleiten. Nackt wie Gott sie geschaffen hatte stand sie vor uns. Von Unterwäsche schien sie nicht viel zu halten. „Und was ist mit euch?“ Gemächlich schlüpfte Tom aus seinen Tretern, zog sich das Shirt über den Kopf und öffnete die Hose. Tanja half ihm dabei. Zügig zog sie ihm die Jeans aus und genoss erst einmal, was sie sah: Einen vorne gut gefüllten Slip. Sie strich über die Beule, sie hauchte Küsse darauf und fing an, darüber zu lecken. Tom schien das zu gefallen. Er schwankte leicht. Sie gab ihm einen Schups und er verlor das Gleichgewicht. Lachend fiel er neben Biggi auf die Decke. Dann war Tanja der Slip im Weg und sie legte alles frei. Wieder verteilte sie Küsse und Tom genoss in vollen Zügen. „Jetzt fehlst nur noch du, Paul!“ meinte Biggi. „Traust du dich nicht oder kann ich dir vielleicht auch helfen?“ Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern zog mich am Hosenbund neben sich auf die Decke. Sie schob schon ihre Hand unter mein Hemd und erforschte den Bauch und alles, was ihre Finger erreichen konnten. Dann nestelte auch sie an meiner Hose. Im Nu war auch ich da unten nackt.

Da liegen wir nun. Vier Körper, die sich der Sonne hingaben – und mit der Zeit auch dem, was von vorne oder hinten, oben oder unten ankam. Finger und Lippen, Zungen und Zehen, Küsse und Streicheleinheiten. Zum Sonne-Anbeten waren wir nicht hier. Das wurde schnell klar. Wir waren an einem Punkt angekommen, an dem die drei Fremden wieder ‚alles miteinander zu teilen‘ begannen. Zunächst war ich irritiert, als auch Tom mich zu streicheln begann. Ich schaltete alle Gedanken aus und überließ mich diesem Spiel der erotischen Kräfte. Zu den Berührungen und Streicheleinheiten kamen Geräusche: Der Atem ging schneller und steigerte sich zu ekstatischem Stöhnen. Es gab Lust-Schreie in allen Tonlagen. Wir waren ein einziger Knäuel aus vier Leibern, mit acht Armen, Händen und Füßen. Wir hatten alle Organe, die darauf drängten, die Öffnungen der anderen zu erforschen. Um es kurz zu machen: Wir hatten Sex, den geilsten Freiluft-Sex, den ich bisher hatte. Das ging ewig.

Nur so viel noch: Irgendwann brauchten wir Abkühlung und sprangen tatsächlich in den See. Dann ging’s zum Eis-Essen in den Ort und danach zu mir, der gerade sturmfreie Bude hatte. Was sich dort Heißes abspielte, ist eine andere Geschichte …

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