So, als wäre er kurz davor, ertappt zu werden, schlich sich Diego Hufnagel in die ToysRUs Spielzeugabteilung mit den neuesten Drohnen-Modellen. Seit einer Woche war er Rentner und hatte endlich Zeit für das, was ihn wirklich interessierte: Frauen. Als Buchhalter einer grossen Speditionsfirma war er nie wirklich dazu gekommen, seine Leidenschaft auszuleben. Die #MeToo Debatte hatte seine Lust auf das andere Geschlecht zusätzlich gedämpft – er wagte kaum mehr hinzuschauen. Rolltreppe zum Bahnhof. Badeanstalt. Nachbarinnenbalkon. Vor allem den Nachbarinnenbalkon wagte er kaum mehr ins Visier zu nehmen – obwohl er genau wusste, zu welchen Zeiten sich Martina dort an der Sonne räkelte: Im weinroten, knappen Bikini, und an gewissen Sterntagen sogar oben ohne. Martina war nicht die klassische Schönheit und wäre im Internet der Kategorie «Moppelchen» zugeteilt worden mit ihrem BMI von dreissigkiloproquadratmeter. Aber sie war jung, hatte einen warmen, sonnigen Gesichtsausdruck, langes, schwarzgelocktes Haar und einen Doppel-D-Naturbusen mit prägnanten Nippeln. Diego Hufnagels Beuteschema definierte sich über genau diesen Archetypus einer Frau.
Endlich stand er mit pochenden Schläfen vor den neuesten Drohnentypen – sie waren nicht nur elegant designt, sondern verfügten mittlerweile allesamt über scharfe, hochauflösende Kameras. Darum ging es ja letztlich. Worin lag der tiefere Sinn, eine Drohne fernzusteuern? In seiner Jugend hatte Diego Hufnagel Flugzeugmodelle gebastelt und sie auf der Wiese hinter dem elterlichen Haus in die Lüfte steigen lassen. Immer wieder war er enttäuscht worden, wenn er die Kontrolle über die liebevoll gebastelten Flugkörper verloren hatte und sie an einem Felsen oder einer Hauswand zerschellt waren. Dieses Schicksal war auch Drohnen beschieden, klar. Aber vorher hatten sie Bilder und Filme gesendet, an denen man sich nächtelang kaum sattsehen konnte.
Im Grunde war es wie mit den Smartphones: Als nur wenige über eine Kamera verfügten, konnten Männer mit voyeuristischen Absichten noch problemlos dingfest gemacht werden. Seit aber jedes der Geräte fotografieren und filmen kann, entzieht sich der tägliche Voyeurismus der Kontrolle. Es kann ja nicht jeder, der tut, als würde er telefonieren, als Voyeur geoutet werden…
Diego Hufnagels Ziel waren Nahaufnahmen von Martina auf ihrem Balkon. Perspektivische Kunstwerke ihres Prachtbusens, ihre Schenkel im genau richtigen Winkel… Diego Hufnagel verdrängte #MeToo und wollte einfach seinen Spass. Schliesslich hatte er ein Leben lang hart gearbeitet, regelmässig Steuern bezahlt und noch nie einer Fliege etwas zuleide getan. Jetzt war die Zeit für ein Privatvergnügen gekommen. Er griff sich die teuerste und gleichzeitig kleinste Drohne mit der höchsten Kameraauflösung aus dem obersten Regal. Es handelte sich ein Gerät aus Metall, das rötlich schimmerte – und mit Sicherheit den gewünschten Dienst leisten würde. Mit leicht erhöhtem Puls bezahlte Diego Hufnagel. Noch gleichentags sollte das Vergnügen losgehen. Eine von Martinas Balkonzeiten war 17:30 Uhr, wenn sie von der Arbeit nach Hause kam. Eine andere 06:00 Uhr in der Früh, wenn sie im Bademantel, mit nassem Haar, draussen stand und eine rauchte. Oder dann, klar, der Sonntagmorgen.
Um 15:00 Uhr war Diego Hufnagel wieder zuhause, zischte sich ein Bier und machte sich an die Arbeit. Er musste eine spezielle App herunterladen – gleichzeitig diente sein Smartphone dann als Fernsteuerung für seine technische Errungenschaft. Bilder und Videos wurden direkt auf das Handy übertragen. Das Laden des Akkus dauerte eine Ewigkeit – Diego Hufnagel hoffte, dass dadurch die Drohne auch länger in der Luft gehalten wurde. Der Zeiger rückte gegen 17:20 Uhr… und da war sie! Martina! In einem schwarzen Bikini dieses Mal – und tatsächlich. Das Schicksal war Diego Hufnagel gnädig. Sie tat das lästige Oberteil weg und sonnte ihre prallen Titten zwischen Geranien, Efeu und Klematis. Diego Hufnagel wusste kaum wie ihm geschah. So schön hatte er Martina noch nie gesehen, und er wurde gewahr, dass er sich vermutlich ein wenig verliebt hatte. In das «Gesamtkunstwerk Martina» natürlich – nicht nur in ihre schweren Melonen. Aber jetzt wollte er sie zu sich in die gute Stube hohlen – vielleicht nur virtuell – aber immerhin! Er trat unter die Balkontür und zwar so, dass er, wie er vermutete, von seiner Nachbarin nicht gesehen werden konnte. Woher die Drohne kam und wer sie derart indiskret und böswillig steuerte, würde sie ja nicht erkennen. Nach 2-3 kleinen Flugübungen im Wohnzimmer vermeinte er, die Drohne voll im Griff zu haben. Dann hob das Fluggerät ab und machte sich auf den Weg zum Nachbarinnenbalkon. Martina schien an der Sonne zu dösen und reagierte erstaunlich lange nicht auf das rötlich schimmernde Gerät, das über ihr seine Kreise zog und sich ihr immer mehr näherte. Jede Filmsekunde wurde sofort auf Diego Hufnagels Smartphone übertragen – nichts würde Martina vor ihm verbergen können. Ihre geilen Titten schon gar nicht, ihre Schenkel nicht, ihre Füsse nicht. Diego Hufnagels Mund wurde trocken, und er wollte alles von «seiner» Martina.
Dann geschah, was geschehen musste: Martina streckte die Hand aus und schnappte sich Diego Hufnagels Drohne! Sie wirkte aber keineswegs zornig, sondern eher amüsiert. Sie trug das Gerät mit den rotierenden Propellern in ihr Wohnzimmer und entzog sich Diego Hufnagels interessierten Blicken. Dieser liess enttäuscht die Arme sinken – soeben hatte ihn das Schicksal von Tausenden von Drohnenbesitzern dieser Welt ereilt. Aber im Unterschied zu vielen verfügte er ja nun über ganze 10 Minuten Filmmaterial von der süssen Nachbarin mit den Megatitten. Er schloss die App, die ja auch der Fernsteuerung diente, und öffnete das Downloadverzeichnis. Es war leer! Diego Rothenbühler hatte wegen eines blöden kleinen Einstellungsfehlers die Chance seines Lebens verpasst.
Nicht einmal das Spiegelei, die Bockwurst und das Bier, das er sich zum Abendessen zubereitete, mundete ihm so richtig. Er fühlte sich wie ein Elefant ohne Rüssel. Wie eine Giraffe ohne Hals. Wie ein Fisch ohne Flossen. «Ausser Spesen nichts gewesen…», knurrte er im Selbstgespräch. Dann setzte er sich mit dem Tablet auf die Couch und surfte, wie er es gewohnheitsmässig jeden Abend tat. Youporn. Pornhub. Youtube. Und zurück. Dann war dadieser Link auf www.czechcasting.com. Diego Hufnagel hatte ein Monatsabo gelöst.
Diego Hufnagel war von dieser Homepage gefangen wie eine Fliege im Spinnennetz. Da wurden doch tatsächlich Frauen von der Strasse geholt. Sie wurden von einer weichen, sympathisch klingenden Frauenstimme interviewt – zu ihrem Leben, ihren Vorlieben, ihren Träumen. Gegen Ende der Interviews wurden die Fragen expliziter. «Wie viele Männer hast Du schon gehabt?», «benutzt Du Liebesspielzeug», undsoweiterundsofort. Die Frauen, die im Verlauf des Interviews Vertrauen gewonnen und sich entspannt hatten, antworteten wahrheitsgetreu. «Wir fotografieren Dich jetzt – und anschliessend folgt eine kleine Filmsequenz», erklärte die Frau milde. Nach einem kurzen Fotoshooting wurde eine erneute Aufnahme der Tschechinnen gezeigt – von Kopf bis Fuss. «Zeig mir noch einmal Deinen grossen Hintern», wurden sie von einer Männerstimme aufgefordert. «Zieh Dich bitte ganz aus». Einige von den Frauen ölten sich selber anschliessend ein, auf einer weissen Couch, und rieben sich zum Orgasmus, die einen unter Zuhilfenahme eines Dildos, andere von Hand.
Dann erstarrte Diego Hufnagel. Das neueste Modell unter www.czechasting.com war… Martina. Die schwarzhaarige, vollbusige Martina. Seine Nachbarin. Eine hübsche Tschechin. Freimütig gab sie über ihr Leben in Deutschland Auskunft, aber auch über ihre Sehnsüchte. Sie hätte gerne ein Haus in Prag gehabt. Mann. Kinder. Einen Labrador. Aber ihre berufliche Situation liess es nicht zu, dass sie Deutschland verliess.
Dann zeigte sie sich mit und ohne Unterwäsche vor der Kamera. Wurde aufgefordert, sich auf die weisse Couch zu legen. «Unzip me», forderte ein Mann, der sein Gesicht nicht zeigte. Martina blies seinen steifen Schwanz, sie tat es erst zögerlich, dann mit erkennbarer Leidenschaft. «Show me your tongue», wurde sie gebeten und bezüngelte die Eichel des Mannes. Dann schob er sein Zentralorgan zwischen Martinas Titten, rieb sich an ihr bis kurz vor dem Abspritzen. «I will fuck you now», sagte er erregt und nahm sich die rasierte Muschi von Diego Hufnagels Nachbarin vor. Die gefilmten Details hätte keine Drohne dieser Welt derart erregend abbilden können. Die beiden Männer, der Casting-Mann und Diego Hufnagel, kamen synchron.
Jetzt wusste Diego Hufnagel, weshalb seine Drohne Martina nicht erzürnt hatte. Sie hatte den Männern dieser Welt schon viel mehr von sich gezeigt als ihren nackten Busen und ein schwarzes Bikinihöschen. Und von Abend zu Abend würde sie von noch mehr Männern betrachtet werden. Diego Hufnagel war jetzt einer von ihnen.
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