Duktus

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Duktus

Duktus

EnJot LuCas

Mein Modell liegt auf meinem Siebdrucktisch, halbautomatisch, pneumatisch, Rückenlage. Sie sagt, dass sie mir vertrauen würde, alles tun würde, was der Maler, mit ihrer Hilfe, gestalten will, aber auch, dass sie neugierig und äusserst aufgeregt sei. Sie warf mir immer wieder vor, dass ich meine Modelle aus Penthouse, Playboy, Erotikbüchern, In-Zeitschriften wie M A X oder D E R W I E N E R nehmen würde. Ich habe nichts auf den Tisch gelegt, keine Decke, kein Laken, sie liegt auf der kühlen, weissen, mit den unterschiedlichsten, angetrockneten, Farben übersäten Ansaugfläche. Das ist ein Kontrast, den der Zufall schafft, von dem ich noch sehr viel lernen kann, mich aber insofern befriedigt, dass ich ihn wahrnehme. Ich habe sie so platziert, drapiert, dass sie auf den Mittelteil meines, über dem Siebdrucktisch hängenden, Triptychons sieht, sehen muss, dargestellt ein klassisches Fellatio. Rechts von ihr, zur beruhigenden Einstimmung, eines ihrer Lieblingsbilder, "Tommorow, I believe, or...?".
Daneben, zugehörig, da ein zweiteiliges Diptychon, "I think, it`s better. "Nackte Füsse. Das mit dem Slip, das geisterte mir lange durch den Kopf. Sollte sie ihn tragen? Wie integriert er sich in die Gestaltung? Zumal sie eine wunderschöne ausgeprägte Vulva ihr eigen nennt. Ich liebe ihre Haare, und ich will sie doch ganz gestalten. Also keinen Slip. Die Maleraugen wandern von den Füssen über die Unter- und Oberschenkel auf ihren, meinen Lieblingsslip.

Ich habe mich im letzten Augenblick doch anders entschieden. Über ihren Bauchnabel, zu ihren Brüsten. In letzter Zeit habe ich bemerkt, dass sich ihre Nippel sehr oft steil aufrichten, ein Zeichen dafür, dass sie sich intensiver mit ihrem Körper befasst? Ihre Arme liegen links und rechts an ihrem Körper, seltsam, dass beide Hände auf dem Handrücken ruhen, keine Verkrampfungen, nicht zusammengedrückt, oder gepresst, entspannt, völlige Hingabe. Sie zeigt mir ihr Vertrauen. Meine Blicke lösen sich von ihren Nippeln, wandern zu ihrem Mund, der, halbgeöffnet, mich augenblicklich anlächelt. Sie dreht ihren Kopf wieder in Richtung "klassisches Fellatio". Ihre Haare wachsen und haben schon wieder eine respektable Länge erreicht. Diese kurzen, mit Bier bearbeiteten, waren nicht mein Fall, gut, es war aus der Not geboren, aber ein, mein, Modell m u s s lange Haare haben, dass beweisen die unzähligen Frauendarstellungen der unterschiedlichsten alten und neuen Maler, ob Akt oder Portrait. Die Frage nach ihrem momentanen Gefühlszustand beantwortet sie mit einem Lächeln, zu mir nach rechts.
Die Reaktion kommt spät, ich habe sie bei dieser Frage beobachtet, da sie sehr vertieft in das "Fellatio" schien, weil ihre rechte Hand die Rückenlage änderte, zu ihrem Slip drängte, der Mittelfinger den kleinen feuchten Fleck, den ich auch wahrgenommen habe, ertastete, um dann wieder die Handrückenlage einzunehmen. Ich trage meinen knallroten Ateliersoverall,kein Slip beengt mein Maskulinum. Ich habe ebenfalls auf meine geliebten Sandalen verzichtet, ich muss heute den Boden und den roten harten Baumwollstoff spüren. Auch dieser Tatsache sind viele Für- und Wider-Überlegungen vorausgegangen.
Es stellt sich heute für mich eine neue Situation dar, mein vorgezeichnetes Motiv steht nicht auf der Staffelei, bereit, ein farbiges Bild zu werden, mein Motiv liegt auf einer kühlen, weissen Fläche, eine für mich völlig neue Sichtweise. In diesem Fall male ich auch kein Bild, ich gestalte den Körper meines Modells. Eine weitere Frage an sie ist die Erträglichkeit der Lage ihres Kopfes auf eben dieser harten weissen kühlen Platte. Allerdings hätten auch so profane Utensilien wie Kissen oder Nackenrolle den erwähnten Kontrast gestört. Sie kennt mich, weiss es, hat viel dazugelernt, und lächelt.
Ihr Kopf ist zu mir gewandt, aber während des Lächelns schaut sie an mir vorbei auf das violett-blaue "Tomorrow, I believe, or...", dargestellt der Kopf, Busen, linke Hand auf der linken Brust ruhend, das Top in Falten unter dem Busen drapiert, die Augen geschlossen, der Mund geöffnet, der rechte Oberarm zu sehen, ahnend, welche Richtung er nimmt. Die rechte Handrückenlage verändert noch einmal ihre Stellung, Mittel- und Zeigefinger ertasten die zunehmende Stelle der Erregung, feuchter, die linke Hand folgt der rechten, zwängt sich seitlich in den Slip, und sucht die Vagina, die Klitoris. Nach einiger Zeit taucht sie wieder auf, ich bemerke den äusserst feuchten Mittelfinger, den langsam ihre Lippen aufnehmen. Der sich vor und zurück bewegt.
Der Zeitpunkt ist gekommen, dass ich ihr sage, dass sich der rote Stoff etwas dunkler gefärbt hat, da, wo mein Maskulinum den entsprechenden Kontakt hat. Die Gestaltung kann beginnen, mein Modell ist in dem Spannungsfeld, das relevant ist, bewusstseinserweiternd kreativ zu werden. Ich nehme die verschiedenen Pinsel, nur die besten da Vincis. Lasse sie das Modell einen nach dem anderen in die Hand nehmen, die Ästhetik des Stiels und der Zwinge fühlen, und dann, das ist vorher gesagt worden, eine unserer abgesprochenen Spielregeln, mit geschlossenen Augen die Haare durch ihre Fingerspitzen erfahren. Da ich früher mit Öl gemalt habe und jetzt mit Caparol-Acryl-Lack arbeite, stellt sich die Frage nach der heute zu verwendenden Farbe nicht, ist nur natürlich, da einige Stellen ihres Körpers "geleckt" gemalt, andere "pastos" gestaltet werden.
Ich erkläre ihr "geleckte" Malerei, die Fläche zeigt keine Struktur, glatt, "pastose" Malerei, die "Farbpaste" wird, ohne Beimischung irgendwelcher Malmittel, direkt auf die Fläche aufgetragen, pastenartig, strukturiert. Das eine ein glatter, das andere ein reliefartiger Duktus. Doch die Farbe ist in d i e s e m Gestaltungsprozess imaginär. Da Vinci 24/1 ist das erste Werkzeug, das die Gestaltung aufnimmt, nicht in seiner Eigenschaft als Marderhaar-malender, sondern in einer etwas a-typischen Form als mit dem Stiel die Haut nachfahrender, an der linken Fusssohle beginnender, über die Waden hochfahrender, die Innenschenkel streifender, am Slip verweilender. Das war meine spontane Überlegung im Hinblick auf den Slip. Er visualisierte ihre erste Feuchtigkeit, ich konnte sie wahrnehmen, sie bestimmte mein gestaltendes Handeln. Der Slip m u s s t e sein. Da Vinci 24/1 schiebt sich unter den Zwickel, passiert die Schamlippen und dringt ein in die Vagina, holt sich die benötigte Feuchtigkeit, bewegt sich, den Damm nachzeichnend, zwischen ihre Pobacken. Sie spürt den feuchten warmen Stiel, nimmt mir die Zwinge aus der Hand und bewegt da Vinci vor und zurück. Ihre linke Hand hat wieder die Vagina gesucht und ruht in ihr, neben da Vinci, eine Begegnung, die nur sie fühlt und beschreiben könnte. Doch will sie das? Es ist ihre Vagina und mein da Vinci.Ein zweiter da Vinci, 24/2, ich habe drei , mit unterschiedlichen Haartypen, nimmt an ihrem rechten Bein den gleichen Weg, Wade, innere Schenkel, Slip, Vagina, feuchten Mittel- und Zeigefinger passierend, die hintere Scheidenwand tangierend. Da Vinci lässt ihre Vagina die ganze Länge seines Stiels spüren, minutenlang. Ihre rechte Hand nimmt die Bewegung mit 24/1 auf, auch 24/2 lässt ihre Pobacken seine ganze Länge spüren. Sie schaut mich an, ihre linke Hand lässt 24/2 in meiner Hand die Vagina verlassen, führt ihn zu meinem Mund, zwischen meine Lippen, dirigiert meine Hand in Vor- und Zurückbewegungen.
Ich schliesse die Augen. Habe ich die Führung der Gestaltung verloren? Da die Stielbewegungen des da Vinci 24/2 in immer kürzer und schneller werden, öffne ich die Augen und sehe da Vinci 1 zwischen ihren Lippen, ihre Hand die gleichen schnellen Bewegungen nachvollziehend. Dann keine Bewegungen mehr, bei ihr nicht, bei mir nicht. Aber ihr Becken bewegt sich, leicht auf und ab. 24/2 hat meinen Mund verlassen, liegt in ihrer Hand neben ihrem Körper. Das Becken hebt sich schneller, auf ihrer Unterlippe ist es die Zungenspitze, die die Bewegungen des Beckens aufnimmt, wandert auf die Oberlippe, die gleichen Bewegungen, dann abwechselnd Ober- und Unterlippe, noch heftiger.
Sie zieht die Schenkel an, spreizt sie, drückt sie zusammen, spreizt, presst, dann ein ganz weites Spreizen, ihr Kopf legt sich in den Nacken, die Augen schliessen sich, der Mund öffnet sich ganz weit, die Hand mit da Vinci 24/1 gleitet zur Seite, sie schreit meinen Namen, ihr Becken ruht, ihr Kopf nimmt wieder die normale Stellung ein, die Eruption hat eine monochrome Fläche auf ihren Slip gezaubert. Ich lasse ihr die Zeit der Entspannung, nehme 24/1, der ihr aus der Hand gefallen ist, gebrauche ihn jetzt real, ohne Farbe. Seine weichen Marderhaare bestreichen die Innenseiten ihrer Schenkel, ringsherum. 24/2, aus ihrer Hand genommen, unterstützt 24/1. Ganz langsam nähert sich ihrer beider Haarpracht der monochromen Fläche, bestreicht sie,
die, übrigens an Grösse noch zugenommen, ganz interessant zu beobachten, die Form eines Halbmonds angenommen hat. 24/1 nähert sich von der einen Halbmondspitze, 24/2 von der anderen, in leichten kreisenden Bewegungen der Mondmitte.
Da das in einer leichten, ohne Druck ausübenden Manier geschieht, erkläre ich meinem Modell diese Gestaltungsart als die erwähnte "geleckte Malerei". Der Halbmond zwingt mich, beide da Vincis zu den Spitzen zurückkehren zu lassen, um meine Lippen diesen Mond zu liebkosen zu lassen. Der Halbmond mutiert nach einigen Minuten zu einer nicht zu beschreibenden Mondform. Ach ja, mein roter Overall. Die Eichel hat viele Formen geschaffen, ich spüre sie, kann die Formen aber nicht beschreiben. Für einen Ausbruch ist es zu früh, ich habe im Vorfeld lange trainiert. Mein Modell liegt wieder ganz entspannt da, die Handrückenlage zeigt es mir. Die beiden vierundzwanziger werden gegen einen sechzehner, also nicht mehr so flächig.
Geleckt im Duktus, mehr pastos, die Farbe mehr zur Seite drängend, weniger Haare, mehr Druck. So zeichnet da Vinci den Venushügel nach, erst konturierend, dann flächendeckend, eben mit Druck, pastos.
Das Becken des Modells beschreibt schon wieder ähnliche, zwar nur andeutungsweise, Bewegungen, eben konturierende. Der mutierte Mond wird blasser, die monochrome Fläche ändert ihre Farbe, heller werdend, die Reibung ihres rechten Mittelfingers ist die Ursache, erzeugt Wärme, die trocknet. Da Vinci lässt sein Haar in ihren Bauchnabel gleiten, er arbeitet nicht pastos, nicht geleckt flächig. Es ist keine Fläche da. Höher, den Bauchnabel pastos umkreisen, immer grössere Radien, bis der letzte Radius den Brustansatz tangiert. Da ich glaube, dass es auf ihrem Bauch nicht bei pastosen Konturen bleiben darf, der Kontrast erlaubt es nicht, füllt da Vinci 24/1 die Flächen, im geleckten Duktus, aus.
Die linke Handrückenlage verändert ihre Stellung, die Modellfüsse wandern die Ansaugtisch hoch, sehr hoch. Die Schenkel nehmen so anatomisch die gespreizte Haltung ein, linke und rechte Hand liegen auf den Schenkel- innenseiten, ihr Kinn auf dem Brustbein, sodass sie einen besseren Blick hat. Sie scheint diese Situation fotografisch in ihrem Gedächtnis festhalten zu wollen. Es wäre ein hocherotisches Foto, Foto des Jahres, WORLD-PRESS-PHOTO. Höchste Auszeichnung. Niemand hat eine Kamera auf dem Stativ. Ich habe es in Erwägung gezogen. Fotos, in verschiedenen Situationen, Eruption, Ateliersatmosphäre, Gesicht, zu erwartender Mond. Aus den Gedanken gestrichen.
Ich wollte eine Vertrauensbasis für die Gestaltung haben. Aber wir können vielleicht nach Beendigung der heutigen Bildgestaltung darüber reden. Vielleicht für sie. Als Dokumentation. Als neues Motiv. Sie selektiert. Da Vinci 16 umkreist pastos die linke, die rechte Brust. Das Modell zuckt, als der Marderhaarschopf seine Kontur durch den Brustansatz zieht. Folglich werden diese Konturen besonders intensiv pastos konturiert. Da Vinci betritt die Höfe ihrer Brüste, sieht die Verfärbung ihrer Nippel von einem schwach rosa zum intensiveren rot, zieht ohne Druck ihre Höfe nach, muss einige Male diese Gestaltung wiederholen, da sich ihm diese Flächen reliefartig darbieten.
Der da Vinci 10, bisher, wie gelesen, noch nicht in Aktion gewesen, färbt ihre Nippel dunkelrot, bordeauxrot, geleckt, pastos bietet sich hier nicht an, wäre fachlich inkompetent. 24/1 färbt nur die Brüste ein, dieses natürlich in geleckter Manier, kann sich aber nicht immer beherrschen, gleitet schon mal ins pastose, das, stellenweise, da, an den Orten der Unbeherrschheit, sofort kleine rote Stellen erscheinen, durchaus reizvoll, aber auch hier fachinkompetent. Die Gestaltung ihres Gesichts wird der zu malende Höhepunkt werden, meiner.
Ahnt sie es? Sie hebt den Kopf und sieht, wie der Maleroverall zum Ateliersboden gleitet, lächelt und legt ihren Kopf zurück. In die Erwartungsposition. Der Maler betritt die farbenübersäte Fläche, kniet sich über das Modell, lässt seinen Po über ihrer Vulva kreisen, immer tiefer, die Hoden berühren ihren Bauchnabel. Beide Knie stützen den Malerkörper ab, die Körperlast soll nicht irritieren. Die Hoden haben den unteren Zwischenraum ihrer Brüste erreicht, das Maskulinum drängt zwischen die Brüste. Seine Lippen erreichen die ihren, ihre Hände pressen die Brüste gegen das Maskulinum, beginnen eine Auf- und Abbewegung. Der Maler hört das Zusammenschlagen ihrer Schenkel, vermutet ein Spreizen, hört wieder das schlagende Geräusch. Er bewegt sich jetzt auch im Rythmus Ihrer Bewegungen.
Lange, viel zu lange, ach ja, das Training. Dann die Eruption. Der Vulkan speit die milchigtransparente Lava , in vielfachen Stössen, seine Hoden wandern unter ihrem Brustansatz hin und her. Und ruhen. Dieser Teil der Gestaltung war im Vorfeld minutiös geplant, ich liege in der Zeit, das Motiv muss vollendet werden. Ein Überziehen der geplanten Zeit lässt ein Bild überzeichnet erscheinen, ist nihilistisch, fachinkompetent. Die letzte Situation hat ihren Ursprung in einer unserer Buseneruptionen. Sie nahm das über ihre Brust verteilte Sperma mit ihrer Hand auf, trug es in ihr Gesicht auf, auf ihre Lippen, ihre Augenlider, ihren Hals und, immer zum Schluss, auf ihre Wangen, sagte mir, dass das so wunderschön im Trocknungsprozess auf ihrer Haut spannt, sie es wie eine Art Gesichtsmaske versteht. Der Maler nimmt seinen Oberkörper zurück und bemüht da Vinci 24, dessen Marderhaarschopf das Gestaltungs- mittel aufnimmt. Auf ihre Lippen, ihre Augenlider, ihren Hals und zum Schluss auf ihre Wangen aufträgt, in geleckter Manier. Ihr Gesicht glänzt, so, als wenn sie eine Gesichtsmaske trägt.

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