„Was?“ Mia schrie wütend auf. „Das kann doch nicht wahr sein. Du willst damit nicht sagen, dass ich mir das alles hätte sparen können?“
Ellen verzog das Gesicht und nickte. „Der Deal ist gestern Abend auf dem Bankett über die Bühne gegangen. Anscheinend ist man sich doch noch handelseinig geworden und die Daten wurden sofort übergeben.“
Sie strich ihrer Schwester beschwichtigend über die Hand.
„Mia, es tut mir so leid. Was machen wir denn jetzt?“
Mia schüttelte nur den Kopf. „Was ich mache, kann ich dir sagen. Ich muss dringend nach Hause und mich duschen!“
***
Einige Stunden später betrat eine elegant gekleidete Frau die Hotellobby. Sie sprach kurz mit einem Angestellten an der Rezeption und begab sich dann in den Frühstücksraum. An dem Tisch eines Mannes, der hinter einer aufgeschlagenen Zeitung und vor den Resten eines späten Frühstücks saß, blieb sie stehen und räusperte sich, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Er ließ die Zeitung sinken und betrachtete die Frau interessiert.
Das teure, enge Kostüm ließ sie noch zierlicher erscheinen und ihr langes Haar war zu einem strengen Knoten aufgesteckt. Sie setzte die dunkle Brille, die ihre müden Augen verborgen hatte ab und bedachte ihn mit einem strafenden Blick. Dann griff sie in ihre Jackentasche und warf ihm eine Kette samt Anhänger in seine, noch gefüllte Kaffeetasse.
„Du hast es die ganze Zeit gewusst, nicht wahr?“ fragte sie eisig.
Er faltete seine Zeitung sorgfältig zusammen, legte sie beiseite und deutete auf einen Stuhl.
„Mia, nimm Platz. Ein Kaffee wird dir bestimmt gut tun.“
Er winkte dem Kellner und wartete, bis Mia sich gesetzt hatte und eine Tasse Kaffee vor ihr stand, bevor er ihr antwortete.
„Gewusst nicht“, er grinste sie frech an, „vermutet schon.“
Mit spitzen Fingern fischte er den Stick aus seiner Tasse und legte ihn auf eine Serviette, bevor er sich bequem zurücklehnte.
„Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mir leid tut. Und du hattest du eine Strafe verdient. In unserem Metier gibt es nicht viele Regeln, aber unser Codex verbietet, dass wir uns nicht gegenseitig bestehlen! Außerdem“, er grinste noch breiter, „bist du meines Wissens nach in der letzten Nacht trotzdem auf deine Kosten gekommen.“
Erfreut beobachtete er, wie sich ihre Wangen röteten und er wagte es, seine Hand über ihre zu schieben.
„Mia, ich freue mich, dass du hier bist. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht begeistert über den leeren Stick bist, aber ich möchte dir sagen, dass die letzte Nacht die Beste war, die ich seit langer Zeit hatte. Und“, er zog ihre Finger an seine Lippen, „ich hoffe, du hast Lust auf eine Wiederholung!“
Mia sah ihn entgeistert an und riss ihre Hand zurück.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
Enttäuschung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er antwortete. „Doch, es ist mein Ernst. Ich hatte gerade gehofft, wir könnten, solange ich in der Stadt bin, ein paar nette Tage zusammen verbringen. Und natürlich“, er lächelte entschuldigend, „auch ein paar nette Nächte.“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht.“ Dann grinste sie schalkhaft. „Ich meine, es ist nicht dein Ernst, dass du wirklich glaubst, du schaffst noch ein paar solche Nächte!“
Er lachte schallend, stand auf und trat um den Tisch. Dann beugte er sich zu einem langen Kuss zu ihr hinab und flüsterte ihr anschließend ins Ohr: „Kätzchen, wenn du möchtest, können wir sofort auf mein Zimmer gehen und ich beweise es dir.“
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