So vieles hatte sich geändert in jener Nacht, wenn auch der äußere Rahmen ihres geordneten Lebens unverändert blieb: Da war dieses fassungslose Staunen, wenn sie sich klarmachte, was alles mit ihr geschehen war, da gab es diese Erinnerung an völlige Seligkeit, an überströmende Freude... andererseits aber auch immer noch dieses Erschrecken, dieses Nichtbegreifenkönnen, diese unbestimmte Angst, der Schleier ihres wunderbaren Geheimnisses könnte zerreißen. Ihr Verstand versuchte, sie zu beruhigen. Im Grunde wusste sie natürlich, es konnte ihr nichts geschehen.
Ihr Zwiespalt hatte einen Namen: Marita. - Himmelsgeschenk hatte sie sie genannt in jener Nacht und so hatte sie das ja auch empfunden: ein unverdientes Glück, unerwartet und unbegreiflich, über alle Maßen beglückend und doch beunruhigend zugleich...
Der Brief lag auf dem Tisch, seit Stunden schon, die Telefonnummer in großer Kinderschrift kannte sie auswendig, daneben der Satz: Ruf mich an, ich komme zu dir, wir können über alles reden...
Sie wollte das wirklich nicht und als sie die Nummer dennoch wählte, spürte sie, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte und ihr Mund trocken wurde vor Anspannung.
(Sie konnte ja schließlich immer noch auflegen, auf keinen Fall würde sie sich am Telefon melden, das war klar, und außerdem...)
Ja, hallo?
Eine Stimme, die sie wohl kannte, aber Gesicht und Name fielen ihr nicht ein.
Langes Schweigen, der Atem am anderen Ende war deutlich zu hören.
Bist du es, Ulrike?
Sie wagte es tatsächlich, sie beim Vornamen zu nennen. Was bildete dieses Mädchen sich ein! Schließlich war sie ihre Lehrerin!
Jetzt funktionierte ihr Gedächtnis wieder. Das war doch, das war doch...
Marita? hörte sie sich fragen und hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. Zu ärgerlich, dass sie sich nicht unter Kontrolle halten konnte.
Ich bin in zehn Minuten bei dir. Du musst nur sagen: Komm.
Wieder dieses Schweigen.
Ich weiß nicht, ob das... aber darüber reden, warum nicht? - Also gut, du kannst kommen, aber...
Ich bin schon unterwegs.
Und: Danke...
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Verrückt, wirklich! - Da war dieses Mädchen, das ihr anonyme Briefe geschickt hatte, Liebeserklärungen, verpackt in reizenden kleine Fantasiegeschichten, und Manfred war auf dieser Tagung in Süddeutschland.
Was sollte daraus nun werden?
Sie würden miteinander reden, mein Gott, das musste aufhören, diese Geschichte mit den Briefen, jeden Mittwoch, seit vier Wochen schon, das konnte doch so nicht weitergehen...
Irgendwie war das natürlich alles auch durchaus schmeichelhaft für sie, wenn man den Altersunterschied bedachte und dass diese Marita... - also wirklich, ein ganz reizendes Mädchen, - dunkelblondes, streichelglattes Haar, wassergrüne Augen, die so unschuldig gucken konnten und lachen, dass man alles um sich herum vergessen mochte...- aber andererseits: Das ging doch nicht, wie konnte sich dieses halbe Kind in sie verlieben, eine verheiratete Frau, sich irgendwelche Hoffnungen machen, noch dazu, wo sie ihre Lehrerin war, wenn auch nicht mehr lange... aber immerhin, sie musste doch wissen, dass...
Als der Haustürgong anschlug, war sie wie gelähmt... - Sie musste sich zwingen, die Tür zu öffnen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, als das Mädchen vor ihr stand...
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Hinterher dann wunderte sie sich darüber, wie schnell alles gegangen war. - Sie hatte versucht, ganz cool zu bleiben, aber der Blick dieses Mädchens, dieser Blick! Da war keine Spur von Verlegenheit, von Scheu und noch nicht einmal Neugier. Für Marita schien alles ganz selbstverständlich zu sein und so warf sie sich ihr in die Arme, schmiegte ihren jugendfrischen Körper an sie und küsste sie mit einer Leidenschaft, die ihr den Atem nahm. Sie wollte sie von sich schieben, aber ihre Hände gehorchten ihr nicht, sie wollte ihrer Empörung Luft machen, aber ihre Stimme versagte. Was war los mit ihr, warum war sie so hilflos mit einemmal, so hilflos und auf so fassungslose Weise glücklich zugleich ?
Sie hatten noch kein Wort miteinander gesprochen, als Maritas flinke kleine Zunge über ihren Hals und in den Ausschnitt der Bluse fuhr und ihr einen Schauer des Entzückens nach dem anderen über den Rücken jagte. Wie geschickt dieses Kind war und wie bezaubernd! Maritas Lippen strichen über den Rand des BH und plötzlich war das Ding offen und ihre vollen Lippen schlossen sich über der aufblühenden Knospe ihrer Brust...
Irgendwie kamen sie ins Wohnzimmer hinein und landeten auf dem Biedermeier-Sofa. Ein Teil von ihr wollte sich noch immer wehren, aber die eine Hand strich über Maritas Brüste, spürte ihre Knibbelchen unter dem dünnen Stoff des T-Shirts, und mit der anderen öffnete sie ihr den Reißverschluss an den Jeans. Sie versuchte, nicht mehr nachzudenken über das, was sie da tat, irgendein Widerstand in ihr war noch vorhanden, aber da war auch dieser Wunsch nach Lust und nach Zärtlichkeit, da war die atemlose Freude an der Schönheit dieser jungen Frau...
Und dennoch:
Ich weiß nicht, ob wir wirklich... hörte sie sich sagen.
Das ist doch Unrecht. Und ich habe noch nie... ehrlich, du musst mir glauben.
Für einen Moment ließ Marita sie los und dann stand sie vor ihr.
Nackt.
Diese glatte, samtweiche Haut, diese vollerblühten und doch so straffen Brüste! Erdbeerförmige Knospen, hoch erregt. Dieser schimmernde Jungmädchenmund - und dann, als ihr Blick herabglitt über den kleinen festen Bauch - diese hochgeschlitzte Blüte zwischen ihren Schenkeln, leicht vorgewölbt und halb geöffnet, glatt und weich und von Haarwuchs frei, rosig schimmernd von innerer, verheißungsvoller Feuchte...
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Stunden später erst, als sie wieder zu Atem gekommen war, sprach sie die Frage aus, die sich festgesetzt hatte in ihr, noch bevor sie Marita hereingelassen hatte in ihr Haus, in ihr Leben, in ihre Träume:
Warum ich?
Wassergrüne Augen, nachdenklich. Dann: Ein scheues Lächeln, mädchenhafte Verlegenheit.
Liebe braucht keinen Grund.
Und:
Du bist die erste und einzige für mich... .
Die weißen Seidenvorhänge am Schlafzimmerfenster bauschten sich leicht im frühen Morgenwind.
Sie wusste: Etwas Neues in ihrem Leben hatte begonnen.
Und sie fühlte sich leicht und glücklich dabei.
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