Eine Göttin Namens Marie

Der Lehrling - Teil 3

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Eine Göttin Namens Marie

Eine Göttin Namens Marie

Darian Valberg

Dies war auch gleichzeitig das Signal, dass das Abendessen beendet war. Alle standen auf und während Conrads Frau den Tisch abdeckte, gingen alle anderen ihres Weges. Nur Marie Timm und ich selbst blieben noch einen Augenblick sitzen.
Als alle aus dem Raum waren, knallte Marie ihr Glas so fest auf den Tisch, dass ich befürchtete, es würde zerspringen.
„Mistkerl!“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Es ist mir egal, wen er vögelt, solange ich es nicht bin! Mich jedoch vor dem gesamten Gesinde bloßzustellen, geht zu weit!“
Marie schob ihren Stuhl zurück und schaute mir direkt in die Augen.
„Sobald die beiden den Hof verlassen haben, erwarte ich dich in meiner Stube!“, sagte sie mit vor Wut zitternder Stimme, drehte sich um und verließ die Küche.
Es dauerte wohl noch eine halbe Stunde, bis ich den Wagen über das Pflaster des Innenhofs rattern hörte. Ich wartete noch ein paar Minuten und stieg dann die Treppe zu den Zimmern hinauf. Während ich den Flur entlangging, fiel mir auf, dass ja sonst niemand mehr hier war. Nur Marie Timm und ich!
Conrad lebte mit seiner Familie in der Kate, die Lehrlinge hatten ihre Unterkünfte an der Schmiede und der Meister war mit Anna auf dem Weg in den Ort.
Nur Marie und ich!
Diese Erkenntnis brannte sich in meine Gedanken und mein Mund wurde schlagartig trocken, während ich meine schweißnassen Hände an meiner Hose trockenrieb.
Ich ging langsam den Flur hinab, bis ich vor Maries Zimmertür stand. Ich wischte mir noch einmal die Hände trocken, atmete tief durch und klopfte dann an die Tür.
„Komm rein!“, hörte ich Marie von drinnen.
Noch einmal atmete ich durch und öffnete die Tür. Ich betrat ihre Stube und schaute mich um. Mehrere Kerzen und ein Feuer im Kamin erhellten den Raum, der von einem mächtigen Bett mit Baldachin dominiert wurde.
Marie stand mit dem Rücken zu mir an einem kupfernen Spiegel und kämmte ihr kastanienbraunes Haar. Das glänzende Haar fiel ihr in Wellen über die Schultern bis weit hinab auf ihren Rücken. Marie trug einen kostbar aussehenden Morgenmantel in einem blutroten Farbton, der ihr bis zum Boden reichte und hervorragend zu ihrer Haarfarbe passte.
„Da bist du ja endlich! Ich habe schon wieder auf dich warten müssen!“, sprach Marie, ohne sich umzudrehen oder in ihrer Tätigkeit innezuhalten. Jedoch merkte ich an ihrer Stimme, dass sie immer noch wütend war.
„Schließ die Tür und setz dich!“, wies sie mich an.
Ich hatte zwar die Tür sorgsam geschlossen, prüfte dies jedoch noch einmal und schaute mich dann nach einer Sitzgelegenheit um. Es gab tatsächlich nur einen Stuhl in dem Raum… und der stand direkt vor dem Spiegel, an dem Marie noch immer ihre Haare kämmte.
Marie sah durch ihren Spiegel, wie ich unschlüssig im Raum stand.
„Setz dich einfach auf das Bett! Das kann doch nicht so schwer sein!“, brauste sie etwas genervt auf.
Ich beeilte mich und setzte mich am Fußende auf das Bett. Es gab leicht unter mir nach. Es war herrlich weich und doch ausreichend fest, um nicht zu versinken. Es war nicht zu vergleichen mit dem mit Stroh gefüllten Sack, den ich in meiner Kammer hatte.

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