Eine magische Nacht

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Eine magische Nacht

Eine magische Nacht

Alina Soleil

„Guten Morgen“
Beats tiefe Stimme riss mich aus meinen Erinnerungen. Ich muss ihn wohl ziemlich verdattert angeschaut haben, aber er lächelte nur und fragte, diesmal ohne den charmanten schweizerischen Akzent, mit dem er uns gestern Abend so fantastisch unterhalten hatte.
„Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen, auch wenn die Nacht eher kurz war.“ Dabei lächelte er verschmitzt. „Und ich wollte mich auch nochmal ganz persönlich bei dir bedanken, liebe Anna, für diesen wunderbaren Moment mit dir …“

Stimmt – mit Beat hatte ich ja auch noch Sex in dieser Nacht. Er nahm mich von hinten, ich kniete vor ihm, auf allen vieren. Neben mir Beate, die von Hannes gevögelt wurde. Wir sind fast gleichzeitig gekommen, ich weiß nicht mehr, mein wievielter Orgasmus das war.

„Wo sind denn alle anderen?“, wollte Beat wissen.
„Die sind schon weg“, antwortete Jessi. „Lara und Hannes hast du nur um ein paar Minuten verpasst. Irgendwie war die Stimmung aber ganz komisch heute früh, als wäre es ihnen unangenehm, uns zu sehen.“
„Ja, das kenne ich“, sagte Beat. „Ich nenne das P O S A, Postorgiastischen Schamanfall. Ich hoffe, euch gings nicht so.“
Unser betretenes Schweigen war Antwort genug.
„OK, ihr beiden, ich muss jetzt los. Wir haben heute eine längere Strecke vor uns. Beate wartet schon draußen, ich soll euch Grüße ausrichten.“
„Wollt ihr denn nicht noch etwas essen?“, fragte Jessi.
„Nein, wir frühstücken praktisch nie.“
Er machte einen Schritt zur Tür, drehte sich dann aber abermals kurz um, kramte in seiner Tasche und holte einen kleinen Zettel heraus, den er zwischen uns auf den Tisch legte.
„Ach ja, fast hätte ich’s vergessen. Hier habt ihr meine Nummer, falls ihr mal wieder in der Gegend seid. Würde mich freuen …“
Kurz darauf war er weg. Jessi und ich schauten beide wortlos auf den Zettel. Dann schob sie ihn zu mir rüber.

„Nimm du ihn. Ich glaube, das ist nichts für mich. Was passiert ist, ist passiert. Es ist schon schlimm genug. Und ich denke auch nicht, dass ich die beiden künftig abermals sehen will. Egal, ob mit Klamotten oder ohne.“

Einen Moment lang zögerte ich. Doch dann dachte ich mir: warum denn nicht? Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass mir Sex mit anderen, fremden Menschen so viel Spaß machen würde. Warum also sollte ich so etwas nicht nochmal erleben dürfen, warum sollte ich mir das vorenthalten?

Also nahm ich den Zettel, faltete ihn auseinander und fühlte sofort das unmissverständliche Kribbeln im Schritt, als ich Beats überraschend schöne Handschrift las, mit der er uns – genauer gesagt mir seine Nummer – notiert hat. In diesem Moment war mir klar, dass ich die beiden definitiv wiedersehen würde. Und zwar schon sehr bald. Egal ob mit Klamotten oder ohne.

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