Eine neue Ebene von Sein oder Nichtsein

Blut und Begierde

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Eine neue Ebene von Sein oder Nichtsein

Eine neue Ebene von Sein oder Nichtsein

Joana Angelides

Den ganzen Tag über war Danielle an das Bett gefesselt, verfiel sogar einige Male in einen tiefen Schlaf. Immer wenn sie sich unwillkürlich bewegte und sie der Pfahl in ihr infolgedessen zu einem neuerlichen Orgasmus trieb, keuchte sie und flehte in den leeren Raum, sie zu befreien, doch das Flehen blieb ungehört. Der Raum war durch die Fensterläden und dicke Vorhänge verdunkelt, die Gaslampen inzwischen erloschen, es drang kein Lichtstrahl herein. Sie rief mehrmals nach Sabrina, rief nach ihren Freunden, in ihrer Verzweiflung sogar nach Andreusz, doch es kam keine Antwort. Sie verfiel immer wieder in diesen dumpfen Halbschlaf, in dem sie schwerelos über dunkle Wälder schwebte, in glühende Krater von Vulkanen blickte und von Geistern mit Totenköpfen und leeren Augenhöhlen verfolgt wurde.
Sie begegnete Fledermäusen, die ebenfalls an ihr saugten, spürte kleine spitze Zähne und sah in knopfgroße Augen. Ob Wirklichkeit oder Traum konnte sie nicht mehr unterscheiden.
Erst am Abend, nach Sonnenuntergang kam Andreusz wieder. Vorerst entfernte er den sie quälenden Pfahl, dann versenkte er seine Finger in ihrer feuchten Höhle und trieb sie neuerlich zu einem nicht enden wollenden Höhepunkt. Bis sie nach Gnade bettelnd in Tränen ausbrach. Dann band er sie los und half ihr, sich an den Bettrand zu setzen. Ein Schwindelgefühl bemächtigte sich ihrer, sie klammerte sich an ihn.
„Ich brauche etwas zu essen und zu trinken, ich komme direkt aus einem Albtraum, bin schwach und es schwindelt mich!“, sie fühlte sich ihm neuerlich vollkommen ausgeliefert.
„Wir haben heute wieder ein Fest, da kannst Du so viel Nahrung aufnehmen, als Du willst. Es kommen wieder Deiner Freunde, sie bringen vielleicht auch Nachbarn mit, da gibt es frisches Blut!“
„Blut? Jaaaaa, Blut!“, sie öffnete ihre Lippen und züngelte mit Ihrer Zungenspitze, zwischen den beiden Eckzähnen hervor. Es dürstete sie doch tatsächlich nach Blut. Andreusz nahm es mit Befriedigung zur Kenntnis.
Sie war so weit.
Auf dem Bett ausgebreitet lagen neue Kleider. Es waren lange, fließende Roben, mit schwarzen, rotfarben gefütterten Umhängen, Perlenschnüre, weißen und schwarzen, durchsichtigen Tüchern. Sie zog sich an und fühlte, dass sie nicht wirklich auf dem Boden stand, sondern über den Boden schwebte und plötzlich gefiel ihr dieses neue Leben, ihr neues Outfit und dieses schwerelose Gefühl.

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