Tanzen und fliegen
„Kommen Sie doch herein…!“ Olivia stutzte etwas und war doch sehr überrascht, dass nicht Linus, sondern eine Frau vor der Türe stand. „Guten Abend.“ Die Frau stellte sich als „Julieta“ vor. „Gerne Juli, wenn Sie möchten!“ Weiter erklärte sie: „Mein Mann glaubt, dass ich ihnen die letzten Schliffe besser beibringen kann!“
Olivia lachte kurz und reichte der Tanzlehrerin die Hand: „Olivia! Und das ist Martin!“
„Ob sie weiß…?“, hauchte Liv ihrem Verlobten fragend ins Ohr. Dieser verzog das Gesicht und zuckte leicht mit den Schultern.
Unser Paar bot Julieta etwas zu trinken an. „Ein Wasser bitte!“ antwortete diese und beteuerte, dass Linus sie gut instruiert hätte.
Olivia betrachtete die Frau sehr intensiv, während sie mit Martin die beiden Tänze durchging. Feurige Erscheinung, schwarze Haare, schlanke, sportliche Figur. Sie trug ein Kleid, eher Mini und enganliegend. Dazu hochhackige Pumps. Mittlerweile beherrschte Martin die Schritte schon sehr gut. Nein, die Frau wäre nichts für meinen Verlobten; überlegte Liv, obwohl sie mit ihren geschätzten achtunddreißig Jahren, plusminus zwei, gut zu ihm passen würde.
Es ergab sich, dass Julieta auch mit Olivia den ein- oder anderen Teil noch einmal verfeinerte. Dabei fragte Juli verstohlen: „Hat mein Mann Sie gut bedient?“
Wie hat sie denn das jetzt gemeint, fragte sich Liv. Wusste sie, dass sie mit ihrem Mann im Bett war? Oder bezog sich das „bedient“ auf den Tanzkurs? Olivia versuchte sich in Ahnungslosigkeit und antwortete: „Ja, hat er!“
„Sie haben ihn verführt?“ flüsterte Julieta und tanzte weiter, als hätte sie eine kurze Anweisung gegeben.
Olivia entschied sich für die Wahrheit: „Ich habe beide verführt!“
„War er gut?“ Julieta meinte natürlich ihren Mann.
Olivia nickte und antwortete: „Beide waren gut!“ Liv rechnete damit, gleich eine schallende Ohrfeige zu erhalten. Aber Juli blieb gefasst.
Scheinbar war Julieta mit dem Tanz noch nicht hundertprozentig zufrieden und bestand darauf, eine bestimmte Sequenz zu wiederholen. „Ihr Mann hat Ausdauer?!“ raunte Julieta Olivia zu. Liv war sofort klar, dass Linus geplaudert haben musste. Sie bestätigte der Lehrerin: „Ja, hat er!“ Und nach einem Moment des Überlegens fügte Liv hinzu: „Hast Du Lust auf meinen Mann? Wir könnten zusammen…?“
Juli wurde irgendwie verlegen. Bei dieser Frau eigentlich unvorstellbar. Zögernd kam ihre Frage: „Meinen Sie?“
„Sie sind total sympathisch!“ entgegnete Olivia und wechselte wieder zum „Sie“; „Martin würde es sicher gefallen…mit uns beiden!“
„Und Sie?“ Juli wollte keinesfalls Unruhe stiften. Martin und Olivia sind schließlich zahlende Kunden. „Möchten Sie das wirklich?“
„Ja, natürlich!“ Olivia wirkte begeistert. „Kommen Sie, verführen wir meinen Mann!“
Die beiden tuschelten miteinander, wie sie vorgehen könnten. Dann war Martin „dran“! Es dauerte nicht sehr lang, dann saß er mit offenem Hemd und heruntergezogener Hose auf dem Sofa. Olivia und die Tanzlehrerin hatten ihn zwar überfallen, aber dieser „Überfall“ hätte geiler nicht sein können! Eine rechts, eine links. Eine küsste ihn, während die andere sein Hemd öffnete. Dann drehten sie seinen Kopf und ein anderes Lippenpaar verlangte Befriedigung. Julieta zierte sich anfangs noch ein wenig, von Olivia angefasst zu werden. Aber spätestens als Martins Küsse sie beinahe um den Verstand brachten und Olivias Mund durch den Slip hindurch ihre Scham liebkoste, lies sie sich fallen. Die Frauen teilten sich Martins Zepter beim Verwöhnen mit ihren Mündern, wobei es natürlich nicht ausblieb, dass sich die Lippen der Frauen trafen. Schließlich drängte Juli selbst darauf, Olivias Süße mit Mund und Zunge…und sie hatte kein Problem damit, als Olivias Finger in ihren Po…!
„Darf Martin dich ohne Kondom…?“ Olivia schaute Julieta in die Augen als diese antwortete: „Ja, klar! Warum eigentlich nicht…?“
„…und wohl auch noch ohne Gummi?“ Natürlich erinnerte sich Julieta an ihre Worte, die sie ihrem Mann entgegenschrie, als er den Dreier mit Olivia und Martin zugab. Und jetzt war sie es selbst, die sich blank nehmen ließ. Aber warum auch nicht? Die beiden machen es miteinander ja auch ohne…! Und die Pille nahm sie sowieso.
Liv hatte sich ein wenig zurückgezogen und sah zu, mit welcher Leidenschaft sich Juli hingab. Kein Vergleich mit Daniela. Und Martin hatte seinen Spaß!
„Bleib doch noch!“ Aber Juli war nicht davon abzubringen, Hals über Kopf aufzubrechen, nachdem sich ihre Euphorie nach dem „kleinen Tod“ gelegt und Martins tief in ihr abgespritzt hatte. „Ich hoffe, er nimmt mich zurück!“ war Julietas größte Sorge.
„Und was machen wir zwei jetzt?“, fragte Martin grinsend, als Juli aus der Türe hinaus war.
„Wir könnten noch ein bisschen üben!“ meinte Liv spitzbübisch.
„Tanzen?“ Martin zeigte wenig Begeisterung.
„Nein!“ Olivia lachte laut und nahm Martin an der Hand. „Für die Hochzeitsnacht…!“
*****
„Hallo Pat!“ Olivia begrüßte Martins Assistentin freundlich und winkte ihr zu. „Ist Martin da?“
„Klar! Geh nur rein!“ antwortete diese.
Livs Verlobter saß an seinem Schreibtisch und stand natürlich sofort auf, als Olivia durch die offene Türe hereinkam. Liv ging schnurstracks um den Schreibtisch herum und begrüßte ihren Zukünftigen mit einem langen Kuss.
„Was treibt Dich denn zu mir?“ fragte Martin.
„Hmmm…“ Olivia trug an diesem schönen Tag ein kurzes Sommerkleid. Keck setzte sie sich auf die Tischplatte. „Ich hab heute frei! Entweder Du fickst mich jetzt, hier, sofort;“ Olivias Kleid zeigte unverhohlen ihren unschuldigen, weißen Slip; „oder Du kommst mit zum Fliegen!“
„Was würde wohl Patricia dazu sagen, wenn wir auf meinem Schreibtisch…?“
„Die hat sicher schon mal einen harten Schwanz gesehen!“ argumentierte Olivia. Martin lächelte nur. Was hätte er auch sagen sollen?
Ein wenig nachdenklich strich Martin mit dem Rücken seines Zeigefingers über den Stoff der Olivias Schamlippen verdeckte und verkündete: „Okay, gehen wir fliegen!“
Liv tat enttäuscht, hatte aber fest mit dieser Reaktion ihres Liebsten gerechnet. Der Segelflieger war bereits gebucht und ebenso das schleppende Flugzeug incl. Pilot.
Laut seiner Assistentin lag nichts Wichtiges mehr an, so dass Martin gleich mit Olivia zusammen sein Büro verließ. Auf dem Weg nach draußen trafen sie auf Franz Seibold, den Fuhrparkleiter. Immer, wenn Liv und er sich trafen, lagen lockere Sprüche in der Luft. Heute zwinkerte Olivia ihm zu und meinte: „Ich darf jetzt die A350 fliegen!“
„Puh, gratuliere! Zweihundertachtundsechzig Tonnen! Stimmts?“ Seit er die neue Frau des Chefs zum ersten Mal traf, interessierte er sich für die Airbus-Maschinen. Er mochte Olivia…!
„Übrigens,“ fügte Martin hinzu: „Sie ist jetzt die Chefin im Cockpit!“
„Uh, mein Glückwunsch!“ Der Fuhrparkleiter hatte höchsten Respekt vor dieser jungen Frau. „Das freut mich für Sie!“
Segelfliegen mit seiner Verlobten am Steuer war nichts Neues mehr für Martin. Heute war ihr neunter gemeinsamer Flug. Beim ersten Mal…ja, da war ihm mulmig! Martin sagte sich immer: „Lieber fliege ich mit und wir stürzen gemeinsam ab, als wenn sie allein…Nein, das wäre nicht auszudenken, wenn Olivia etwas passieren würde!
Hochziehen, ausklinken und dann herrschte absolute Stille! Martin fühlte sich wie ein Vogel. Ebenso Olivia! In der Luft schweben, Kreise ziehen, die Aussicht genießen! Herrlich! Irgendwann fing dann Olivia an zu plappern. Nein, Martin störte das nicht! Im Gegenteil: Er erfreute sich an der Lebensfreude seiner Liebsten! „Schau mal hier, dort drüben, siehst Du …“ Liv hatte natürlich den Platz hinter ihm. Immer wieder brachte sie die Thermik ein Stück nach oben. Dann aber erfasste eine Böe den kleinen Flieger. Olivia verstummte. Sie hatte ganz schön zu tun, dieses Teil so zu steuern, dass sie nicht gegen eine Felswand gedrückt würden oder so an Höhe verlieren, dass Bäume oder Erhebungen eine Gefahr darstellten. Selbst Liv schnaufte tief durch, als der Segler wieder ruhig dahinglitt.
Nach der Landung nahm Martin seine Verlobte ganz fest in den Arm. „Das war knapp…!“ flüsterte er. Olivia verzog ein wenig ihr Gesicht und meinte mit einem Lächeln: „Hast Du schon einmal einen Vogel gesehen, der nicht fliegen kann…?“*
*Anmerkung des Autors: Bevor jemand protestiert: Ausnahmen bestätigen die Regel!
*****
Willkommen auf Kos
Die Belegschaft von Martins Firma nahm die Einladung zu den Hochzeitsfeierlichkeiten ihres Chefs freudig auf. Man einigte sich mit dem Betriebsrat auf eine Woche Betriebsurlaub. Wer mitfliegen wollte, sollte sich bei Frau Baumüller melden. Knapp eine Woche Kos. Mit Begleitung! Das Brautpaar würde alle Kosten übernehmen! Einziger Wermutstropfen: Es war nach den Pfingstferien.
„Wer zahlt denn das alles?“ fragte Olivias Vater seine Tochter. „Das kostet doch eine Stange Geld!“
„Wir rechnen im worst case mit einhundertfünfzigtausend.“, antwortete Olivia, ohne mit der Wimper zu zucken.
„Seid ihr wahnsinnig?“
„Es ist alles Gut, Papa!“ Olivia zeigte ihrem Vater ihre Kreditkarte. „80 000 Euro hätte ich für ein Auto ausgeben können. Und Martin hat nicht mal überlegt!“ Sie kämpfte ein wenig mit den Tränen. „Der hat einfach gesagt: Wenn er Dir gefällt, dann kauf ihn Dir doch!“ Sie erklärte ihren Eltern, dass auch seine Firma auf sie übergehen würde, sollte Martin etwas passieren. „Der hat mich dort als zweiten Gesellschafter eingetragen. Einfach so!“
Olivias Vater war seine Freude deutlich anzusehen. Seine Tochter, sein Ein und Alles! Und der Zufall hatte ihr diesen Mann geschickt! Hendrik wusste, dass Olivia glücklich war! Alles in ihr liebte diesen Menschen. Dass seine Frau Martin ebenso liebte, darüber konnte er lächelnd hinwegsehen. Schwiegermutter und Schwiegersohn…
Bei den Trauzeugen gab es für Olivia keine Frage. Natürlich würde Daniela an Martins Seite stehen und Olivia bat ihre Freundin Kira um diesen Gefallen.
„Sag mal Martin, ist das Hotel eigentlich barrierefrei?“ Olivia hielt ihr Telefon, mit Kira am anderen Ende, in der Hand.
„Ja, das haben die beim Umbau extra berücksichtigt!“ antwortete dieser ohne Nachdenken zu müssen.
Olivia wandte sich wieder ihrer Gesprächspartnerin zu. „Sie kommt überall hin! Du kannst deine Freundin gerne mitbringen!“
Am Donnerstag, vier Tage vor der Zeremonie, flogen Olivia und Martin zusammen nach Griechenland. Auf Kos hatte Martins Freund, Liv kannte ihn lediglich unter dem Namen „Duke“, ein Hotel gekauft und von Grund auf erneuert. Und dieses, wir hatten es schon erwähnt, stand der Hochzeitsgesellschaft in der Woche vor der Wiedereröffnung exklusiv zur Verfügung. Es lag irgendwo zwischen Mastichari und Marmari in Strandlage.
Patricia, die ja das Ganze organisieren sollte, war bereits vor Ort. Sie wartete mit einem Leihwagen am Flughafen. „Alles perfekt, Olivia“ Liv und Pat drückten sich kurz zur Begrüßung. „Und ich?“ fragte Martin, der im Grunde genommen Patricias Arbeitgeber ist. „Okay…;“ lachte Pat und drückte ihrem Chef ein Küsschen auf die Wange.
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