Eine Reise zu Dritt - Tag 1a

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Eine Reise zu Dritt - Tag 1a

Eine Reise zu Dritt - Tag 1a

Yupag Chinasky

Doch ehe sie sich ganz entspannt weiteren schönen Träumen hingeben konnten, denn was war das gewesen, was er gerade erlebt hatte, ein Traum oder etwas nicht, und vielleicht sogar eine erholsame Siesta entstanden wäre, hatte Rosa es auf einmal sehr eilig. Sie löste sich aus dem Knäuel in den sie sich verstrickt hatten, stand auf, suchte ihre Kleider zusammen, zog sich an, drängte zum Aufbruch. Sie wolle lieber doch nicht auf die Tante warten, erklärte sie. Vielleicht sei sie doch nicht von dem Besuch begeistert. Sie hielt kurz inne, lachte laut auf und ergänzte, sie sei nicht begeistert zu wissen, dass sie zu dritt in ihrem Bett gevögelt hätten. Ima stimmte in das Gelächter ein und prustete, ja, vor allem ohne sie, und huschte elegant Rosa nach, die schon im Wohnzimmer war. Er hatte nicht so ganz verstanden, was Rosa gesagt hatte und warum er aufstehen sollte, bedauerte vielmehr die Unterbrechung seiner Träume, zog sich aber ebenfalls an und stieg die steile Treppe hinab. Angesichts des Chaos, das sie dort angerichtet hatten, fragte er die beiden Mädchen, ob es nicht besser wäre, aufzuräumen, aber Rosa verneinte. Das sei überflüssig, sie kenne doch ihre Tante, die sei an ihre Besuche gewöhnt, danach sehe es immer so aus. Statt Ordnung zu schaffen, packten die beiden Mädchen alle Getränke, die sie fanden und auch alles Essbare, das sich zum Transport eignete, in eine Plastiktüte. Er wunderte sich, weil das doch eindeutig Diebstahl war, sagte aber nichts, er kannte ja die Tante nicht und vielleicht hätte sie auch nichts dagegen gehabt. Sie verließen das Haus und Rosa deponierte den Schlüssel wieder unter dem Stein. Als sie im Auto saßen und losfuhren, lachte Rosa schon wieder unbändig los und Ima stimmte glucksend ein. Er schaute sie fragend an und unter Kichern und Japsen gestand Rosa, dass es gar nicht das Haus ihrer Tante gewesen sei. Diese wohne auch in der Stadt, das schon, aber ganz woanders. Sie steigerte sich immer mehr in ihr Gelächter und versuchte ihm zu erklären, was los war. Er verstand nur bruchstückhaft, dass hier ein Mann wohne, den sie kennen würde, sehr gut sogar. Ima konnte sich bei diesen Worten nun auch nicht mehr zurückhalten und lachte schrill und gellend, was so ganz gegen ihre Art war. Rosa, von einem richtigen Lachkrampf befallen, keuchte, dass dieser Mann, dieser Arsch von einem Mann, der Vater ihres Sohnes sei, aber nicht ihr Mann, nicht ihr Ehemann, sondern nur der Erzeuger ihres Sohnes. Er war erstaunt, bisher war von eigenen Kindern keine Rede gewesen. Der Typ, fuhr nun Rosa ein wenig beruhigt fort, habe sie verführt, als sie fast noch ein Kind war, er habe sie am Rande einer Fiesta gefickt und gleich beim ersten Mal geschwängert und danach sitzen gelassen. So etwas käme zwar öfters vor, nur sei sie die Dumme gewesen. Freiwillig würde er sich nicht um sein Kind kümmern, das täten dafür ihre Eltern. Um den Vater an seine Pflichten zu erinnern und etwas Geld einzusacken, müsse sie ab und zu selbst vorbeikommen, aber sie bekäme es nur, wenn er sie dafür bumsen dürfe. So sei es nun einmal und es sei doch wohl ihr gutes Recht, in seinem Bett einen anderen zu vögeln und sich aus seinem Kühlschrank und seiner Küche zu bedienen. Er schulde ihr, weiß Gott, viel mehr, als ein paar Dosen Bier. Dann malten sich die beiden aus, wie überrascht der Mann sein würde, wenn er abends nach Hause käme und feststellte, dass Einbrecher gewütet hatten. Die leeren Pizzapackungen, die Unordnung, der leere Kühlschrank, lauter Spuren von Einbrechern, die ihren Hunger und Durst gestillt hatten und die in seinem Bett geschlafen hatten. Ima wollte sich gar nicht mehr kriegen, schüttelte sich vor Lachen und rief plötzlich, er solle sofort anhalten, sie müsse dringend pinkeln, sonst sei ihre Hose nass und die Autositze auch und dann würde es in der Karre ganz schön stinken. Er hielt erschrocken am Straßenrand an, Ima stieg rasch aus, eilte zu einem Busch in der Nähe, zog ihre Jeans hinunter und hockte sich hin. Sie machte ihr Geschäft nur ein paar Meter vom Auto entfernt und es störte sie überhaupt nicht, dass er sie dabei beobachtete. Im Gegenteil, sie schaute ihn höchst amüsiert an, wie er krampfhaft versuchte, an ihr vorbei zu blicken. Als sie fertig war und aufstand, stellte sie einige Sekunden provokativ ihre Nacktheit zur Schau, ehe sie die Hose wieder hochzog, Zentimeter für Zentimeter, unter permanentem Hüftgewackel und anhaltendem Blickkontakt. Als sie weiterfuhren, erklärte Rosa, dass alle Häuser in diesem Stadtviertel gleich seien, sie seien alle gleich eingerichtet und in keinem sei etwas Nennenswertes zu holen. Die Hausbesitzer würden die Hausschlüssel nie mitnehmen, sondern immer irgendwo ablegen, denn bei einem Verlust, hätten sie große Probleme Ersatz zu bekommen, Schlüssel und Schlösser seien rar. Und jetzt, rief sie fröhlich, fahren wir wirklich zu meiner Tante, dort können wir über Nacht bleiben und außerdem kann sie wunderbar kochen.

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