Eine Reise zu Dritt - Tag 1a

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Eine Reise zu Dritt - Tag 1a

Eine Reise zu Dritt - Tag 1a

Yupag Chinasky

An der Tankstelle

Doch das rettende Ziel in Form einer Zapfsäule war immer noch nicht erreicht und sie musste erst noch ein weiteres letztes Hindernis überwinden. Er war sehr langsam gefahren, um sich zu orientieren und die etwas komplizierte Zufahrt zu den Zapfsäulen zu finden, an denen reger Betrieb herrschte. Gerade als er an einem geparkten Lastwagen vorbei fuhr, tauchte hinter diesem, fast wie aus dem Nichts, ein Polizist mit Schutzhelm und in Ledermontur auf. Es war, als habe er sich hinter dem Laster versteckt und auf Sünder wie ihn gelauert, wie eine Spinne, die auf Fliegen wartet, als habe er ihn in eine Falle gelockt. Er stand also plötzlich auf der Straße und machte ein unmissverständliches Zeichen, anzuhalten. Die beiden jungen Frauen waren sehr still geworden. Eine Kontrolle durch die Polizei konnte fatal sein. Junge Frauen im Auto eines männlichen Ausländers, da kam schnell der Verdacht auf, dass sie Prostituierte seien und Prostitution war illegal. Prostitution wurde in diesem Land streng bestraft, wenn man nicht wusste, wie man sich aus der Affäre ziehen konnte, das war natürlich immer möglich, man konnte das Toleranz nennen oder Korruption, je nach Standpunkt.. Aber diesmal war die Angst der beiden unbegründet, denn der Polizist hatte etwas anderes im Auge und kam auch ohne Umschweife zur Sache. Er ließ sich zwar die Papiere der Insassen zeigen, warf aber nur einen flüchtigen Blick auf die Ausweise der beiden Frauen, dafür interessierte er sich sehr für den Pass des Ausländers und noch viel mehr für die Autopapiere, die grünen Formulare der Autovermietung. Während er die Unterlagen sorgfältig studierte, fragte er den Fahrer fast wie nebenbei, ob er nicht gesehen habe, dass es hier einen Zebrastreifen gäbe? Ob er nicht wisse, dass man in diesem Land vor jedem Zebrastreifen anhalten müsse, vor jedem, immer und überall, ob ihn jemand überquere oder nicht? Ob er zugeben würde, dass er genau das nicht getan habe, dass er nicht angehalten habe? Ob ihm klar sei, dass er gegen die Vorschriften des Landes verstoßen habe und deswegen die vorgesehene Strafe bezahlen müsse? Es dauerte eine Weile, bis der Straftäter alles verstanden hatte, denn die beiden Mädchen machten sich so klein wie möglich und schwiegen beharrlich. Es nützte gar nichts, den Polizisten darauf hinzuweisen, wie langsam er gefahren sei und dass er niemanden gefährdet habe und dass hier gar keine Fußgänger herkämen. Der Polizist war unerbittlich und machte in dem grünen Formular einen Vermerk, ein paar Worte, ein paar Zahlen, dann gab ihm das Papier mit den Worten zurück, dass er die Strafe erst später, erst bei der Rückgabe des Wagens, bezahlen müsse. Er ermahnte ihn dann noch, die Verkehrsregeln künftig genau einzuhalten, bevor er zu seinem schweren Motorrad ging, das hinter einem Busch verborgen war. Er startete die Maschine und brauste davon, wahrscheinlich hatte er sein Soll für heute erfüllt. Ein Blick auf das grüne Papier zeigte, dass es sich um eine beträchtliche Summe handelte, jedenfalls für dieses Land, es war mehr, als ein durchschnittliches Monatsgehalt.

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