Eine Reise zu Dritt - Tag 4

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Eine Reise zu Dritt - Tag 4

Eine Reise zu Dritt - Tag 4

Yupag Chinasky

Das Ferienhaus der Partei

Das zweite Bad an diesem Tag sollte am späten Nachmittag stattfinden. Aber zunächst ging die Fahrt auf der Küstenstraße weiter. An einer Stelle gab es einen tiefen Tunnel, dessen Sinn und Zweck sich ihnen nicht auftat. Sie gingen hinein und stellten fest, dass die kahlen Wände und das Fehlen interessanter Objekte, von ein paar Steinen auf dem Boden abgesehen, das krasse Gegenteil zu der romantischen Höhle war. Er machte erst ein paar nichtssagende Bilder, bat dann die beiden, sich zu umarmen, um wenigstens etwas Pfeffer in die Bilder zu bringen. Sie wussten gleich, was er eigentlich wollte und sie erfüllten seinen Wunsch prompt, noch ehe er ihn detailliert beschreiben musste. Sie mimten ein lesbisches Paar, das sich leidenschaftlich umarmte und heiß küsste. Besonders Rosa zog alle Register ihres Könnens, verdrehte verzückt die Augen, stöhnte, bot sich ihrer Geliebten voll Verlangen dar, während Ima etwas unbeholfen mitwirkte, diesmal eher in der Statistenrolle. Er sei sehr, sehr mit ihnen zufrieden, sagte er, als sie wieder am Tageslicht waren, wo diese erotische Einlage sicher nicht so reizvoll gewesen wäre. Sie seien zwei wunderbare Models und die Reise mit ihnen würde ihm großen Spaß machen.

Als sie gegen Mittag auf einer kleinen, malerischen Landzunge ein Gebäude sahen, das wie ein Hotel aussah, beschlossen sie, dort zu essen. Eigentlich war es eine Insel mit einem steilen Felsen in der Mitte, die über eine Brücke mit dem Festland verbunden war. Sie überquerten die Brücke, es gab zwar einen Schlagbaum am Ende, aber der war geöffnet. Sie stellten das Auto auf dem kleinen Parkplatz vor dem Gebäude ab, auf dem keine weiteren Autos standen, überhaupt schien das Hotel geschlossen zu sein, die Eingangstür war zu, als Rosa sie zu öffnen versuchte. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und sie wollten schon enttäuscht wieder auf das Festland zurückkehren, als Rosa doch noch jemanden sah. Sie sah, dass ein Mann den schmalen Weg, der auf den Felsen führte, herabgestiegen kam. Es war ein Mann mittleren Alters in Uniform mit der Aufschrift "SECURIDA" auf dem Rücken und einer Pistole in einem Halfter um den Bauch. Er sah sie misstrauisch an, aber als sie ins Gespräch kamen, taute er sichtlich auf. Er erklärte, dass dies kein Hotel sei, sondern ein Feriendomizil der Regierung und der Partei, aber zurzeit seien keine Gäste anwesend. Er arbeite hier als Aufseher und Manager und wohne auch hier, zusammen mit seiner Frau. Diese sei jedoch nicht da, sondern in die Stadt gefahren. Dann wollte er wissen, woher der Fremde komme und als er Deutschland hörte, strahlte sein Gesicht. Vor Jahren, so der Wärter, als er noch aktiver Sportler war, habe er als Ruderer an den Olympischen Spielen in München teilgenommen und sehr viele positive Eindrücke mitgebracht. Der Bann war gebrochen und der Wärter lud sie auf einen Drink ein, den sie auf der Hotelterrasse nehmen könnten, er möchte noch ein bisschen über die alten Zeiten plaudern. Er schloss die Eingangstür auf und rief laut einen Namen. Die Terrasse war wunderbar, der Blick auf das Meer und das Gebirge phantastisch, der Fußboden mit wunderschönen blauen, spanischen Fliesen belegt. Ein zweiter Mann, er wurde als compañero und Koch vorgestellt, begrüßte sie ebenfalls sehr freundlich und frage, was sie trinken wollten. Er und der Wächter bestellten ein Bier, die Mädchen süße Limonade. Sie sprachen dann, so gut es eben ging, über diese Olympiade, über sein Land und ob es dort kalt sei und ob er in Ost- oder in Westdeutschland lebe und dass die sozialistischen Staaten Freunde seien. Dann, ziemlich unvermittelt, fragte der Wächter, ob sie Hunger hätten, er habe großen Hunger und er würde sie gerne zum Essen einladen, wegen der vielen Erinnerungen an die schönen Zeiten damals, die sein Besuch in ihm wieder erweckt habe. Sie waren überrascht, aber der Mann erklärte ihnen den Grund, dieser spontanen Einladung. Er und sein Kollege hätten Vorräte eingekauft und Essen für einige hohe Bonzen vorbereitet, die hier ein paar Tage verbringen sollten, aber kurzfristig absagen mussten, die Politik ginge nun mal vor, fügte er entschuldigend hinzu. Um die Lebensmittel zu nutzen, sei seine Frau, die in der Küche und als Hausdame arbeite, deshalb in die Stadt zu ihrer Mutter gefahren, um ihr einiges zu bringen, aber es sei noch genug da und ihr Besuch käme gerade Recht, denn die schönen Fische und Langusten könne man nicht lange aufbewahren. Sein Kollege, der Koch, würde gleich mit der Vorbereitung anfangen, es würde nicht mehr lange dauern und ihnen bestimmt gut schmecken, er sei ein guter Koch. Dann schlug er ihnen vor, den Felsen zu besteigen und die Aussicht zu genießen. Wenn alles fertig sei, würde er sie rufen. Das taten sie und die Aussicht war in der Tat noch phantastischer als von der Terrasse. Sie blieben, bis sie den Wächter rufen hörten und ihn winken sahen. Dann gingen sie zurück zu dem Hotel und das was sie dort erwartete, war auch phantastisch.

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