Eine Reise zu Dritt - Tag 4

6 21-33 Minuten 0 Kommentare
Eine Reise zu Dritt - Tag 4

Eine Reise zu Dritt - Tag 4

Yupag Chinasky

Ein Tsunami de Gefühle

Schlafen wollen sie noch nicht, es sei nicht spät, verkündet Rosa und müde sei sie auch nicht. Ima schließt sich ihrer Meinung an, aber als sie dann in dem Wohnraum sitzen und nicht so recht wissen, was sie tun sollen, liegt doch eine gewisse Spannung in der Luft. Er kann die Küsse von Ima im seichten Wasser nicht vergessen und Ima scheint es ähnlich zu gehen. Sie schaut ihn immer wieder verstohlen an und er weiß genau, was sie mit diesem Blick sagen will. Schon in der Höhle hatte er sich ja ausgiebig mit Ima beschäftigt und sie viel fotografiert und Rosa kaum noch beachtet, erst beim Baden war Rosa wieder interessant geworden. Imas schlanker Körper in der Märchenlandschaft hatte ihm ausnehmend gut gefallen und mehr als einmal hatte er ihre Position korrigiert. Das sollte man als guter Fotograf nur mit Worten tun, er aber hatte sie unentwegt angefasst und ihr hatte das gefallen, den es hatte immer wieder einen neuen Grund gegeben, sie zu korrigieren, obwohl sie ja eigentlich viel Talent zum modeln hatte und gelehrig war und sich alles andere als dämlich anstellte. Sie wollte ihn spüren, seine Hände auf ihrem nackten Körper, an all den Stellen, die er gut in seinen Bildern festhalten wollte. Und dann Imas Knie. In dieser Felsgrotte im Haus der Funktionäre, wo sie so wunderbar gegessen hatten, saß er neben Ima und sein Knie und ihr Knie berührten sich die ganz Zeit und ständig ging eine deutlich Erregung von dieser Berührung aus, wenn sie die Knie sacht aneinander rieben. Schließlich das Warten unter dem Strohdach auf das Essen. Auch hier war es zu einer subtilen Annäherung gekommen. Offen konnten sie sich weder berühren noch anstarren, die permanent eifersüchtige Rosa hätte ihnen die Hölle heißgemacht. Aber da waren ja die Moskitos gewesen, diese Plagegeister und die stachen und stachen und es juckte und juckte und er kratzte sich und kratzte sich überall, konnte aber die Stiche auf seinem Rücken nicht erreichen. Er bat die beiden, ihm zu helfen und die Stiche sanft zu kratzen, er könne es kaum noch aushalten. Sie taten es mit Vergnügen, nicht nur auf seinem Rücken, überall und Ima hatte die Idee, nicht mit den Fingernägeln zu kratzen, sondern die kleinen Wunden mit ihren Lippen zu berühren, mit ihre Spucke zu desinfizieren, mit ihrer Zunge zu lecken. Und auch daran fanden sie Gefallen und leckten sich gegenseitig die vielen Stiche. Sie glichen drei Affen, die sich lausten, sie berührten sich unentwegt, schlugen Moskitos tot, kratzen sanft und leckten die Stiche hingebungsvoll. Seltsam war, dass er nur die Berührungen von Ima wahrnahm, weniger seltsam war, dass er selbst fast nur die Stiche von Ima versorgte, bis Rosa lautstark protestierte, er würde sie benachteiligen und dann kam, das Essen und sie hörten mit diesem Spielchen auf und widmeten sich Wichtigerem.

An das alles muss er denken, als sie im Wohnzimmer zusammensitzen und die Flasche Rum leeren, die sie in dem kleinen Laden erstanden hatten. Der Tag geht ihm durch den Kopf. Ima geht ihm durch den Kopf und die Gedanken, wie er die Nacht mit ihr verbringen könnte, nur mit ihr, beherrschen ihn. Ima lächelt ihn wieder auf rätselhafte Weise an, als könne sie Gedanken lesen. Rosa spürt vielleicht unbewusst, dass sich da etwas zwischen den beiden aufbaut, aber sie lässt sich nichts anmerken, tut so, als ob alles ganz normal sei, allerdings trinkt sie mehr als die beiden, deutlich mehr. Und das ist die Lösung, sie fällt ihm ganz plötzlich ein. Er muss es irgendwie schaffen, dass Rosa richtig besoffen wird, während er und Ima sich zurückhalten. So besoffen, dass sie nicht mehr mitbekommt, wie sie vögeln. Aber wie kann er das erreichen? Wie kann ich meinen Plan Ima mitteilen, sind seine nächsten Gedanken. Aber Ima ist schlau und es besteht eine unbewusste Bindung zwischen den beiden, sie wollen dasselbe, vielleicht kann sie sogar Gedanken lesen, jedenfalls tut sie genau das, was er sich wünscht. Sie animiert ihre Freundin, subtil und indirekt, mit verschiedenen raffinierten Tricks, die halbe Flasche Rum, immerhin eine Literflasche, zu trinken, während sie und er nur so tun, als würden sie mittrinken. Es dauert nicht lange und Rosas Augen werden glasig, ihre Zunge wird schwer, ihre Worte unverständlich und als sie aufsteht, um pinkeln zu gehen, muss Ima sie stützen, tut aber raffiniert erweise so, als sei sie auch schon stockbesoffen. Jedenfalls dauert es nicht lange und Rosa liegt in ihren Kleidern auf dem Sofa im Wohnzimmer und ihr lautes Schnarchen kündet von einem gesunden, tiefen Schlaf. Lachend, sich an den Händen haltend, sich schon im Wohnzimmer abküssend und ableckend, gehen sie in das Schlafzimmer, schließen die Tür und stellen zur Sicherheit noch einen Stuhl davor.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 3915

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben