Der vierte Tag
Die Höhle
Der vierte Tag der Reise führte sie zu einer sehr malerischem Küstenstraße, die ihnen wunderbare Ausblicke auf die Landschaft erlaubte, auf der einen Seite immer in Sichtweite das Meer , auf der anderen ein schroffes Küstengebirge, das so steil anstieg, dass man die Gipfel von der Straße aus nicht sehen konnte. Die schöne Aussicht und die angenehme Umgebung wurden allerdings durch diese verdammte, alles erdrückende, alles erstickende Hitze getrübt. Keine Brise vom Meer, kein Lüftchen aus dem Gebirge. Die Klimaanlage des chinesischen Leihwagens hatte von Anfang an nicht funktioniert und so war es, trotz geöffneter Fenster, stickig heiß. Die beiden Mädchen hatten sich von überflüssigen Kleidungsstücken befreit und fächelten sich und ihm mit den abgelegten Sachen Luft zu. Und wieder war es ein Schild am Straßenrand und wieder war es Ima, der ein Wort und eine kindliche Zeichnung auffiel, die den Weg zu einer Höhle wies. Keine Frage, dass sie sofort anhielten, schon wegen der Aussicht auf ein wenig Abkühlung, die an diesem Tag mehr denn je willkommen war. Der Eingang zur Höhle war weitgehend von Büschen und Gestrüpp verdeckt und ohne das Schild und den schmalen Trampelpfad hätten sie den Eingang hinter großen, dichten Bäumen sicher nicht gefunden. Schon der erste Eindruck war überwältigend, nicht nur wegen der ersehnten, angenehmen Kühle, die ihnen entgegen strömte, kaum dass sie im Eingang standen, auch der Blick in den großen Raum, der sich vor ihnen auftat, war einfach phantastisch. Da in dem Eingangsteil der Höhle sich einige Löcher in der Decke befanden, durch die das Sonnenlicht eindrang, konnten sie die viele bizarren Formen der Steine erkennen, die insgesamt eine phantastische Märchenlandschaft bildeten. Aber es waren nicht nur die natürlichen Formen der Tropfsteine, die von der Decke hingen oder auf dem Boden wuchsen, die diesen sagenhaften Eindruck vermittelten, es waren die vielen Farben und Zeichnungen auf den Steinen, die den geheimnisvollen Effekt verstärkten. Da gab es schöne und unheimliche Gesichter, verzerrte Fratzen, Masken mit Schlitzaugen, dann wieder Tiere wie Mammuts, Büffel, Löwen oder Wildpferde, die den bekannten Steinzeithöhlen ähnelten. Dann wiederum sah man Buchstaben und Zahlen und seltsame, unerklärliche Zeichen oder auch nur geschickt gesetzte einzelne Farbtupfer. Das Ensemble der Formen und Farben übte jedenfalls einen eigenartigen Reiz auf sie aus und er griff ganz automatisch zu seiner Kamera und fing an, die Wunderwelt und auch viele Einzelheiten festzuhalten.
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