Eine Reise zu Dritt - Tag 5

7 22-34 Minuten 0 Kommentare
Eine Reise zu Dritt - Tag 5

Eine Reise zu Dritt - Tag 5

Yupag Chinasky

Kaum war diese Gefahr überwunden, fing Rosa schon wieder an zu quengeln. Der Sex in der Nacht ohne sie, das ließ sie nicht in Ruhe, sei zu kurz gekommen, nur einmal in den ganzen Tagen, den ganzen Nächten, nur einmal sei sie zum Zuge gekommen. Ima sei eine schlechte Freundin, sie sei gar keine Freundin, nur eine geile dünne Ziege. Rosa nervte und nervte. Ima sagte sie solle ihr verdammtes Maul halten. Er hörte missmutig zu, verstand nicht alles, aber das Wesentliche doch und das reichte, um seine Stimmung auf den Nullpunkt zu bringen. Er schlug vor, das Ei einzuschalten und Musik zu machen. Rosa weigerte sich, wollte ihr Handy nicht zur Verfügung stellen. Ima hatte kein Handy, sein eigenes war irgendwo, nur nicht da, wo es sein sollte. Dann geschah fast ein Unfall. Rosa beleidigte Ima wieder einmal, diese fing an laut loszuschreien, dann heulte sie und schlug schließlich von hinten mit einer Hand auf Rosas Kopf. Nun fing diese an, loszuschreien. Er drehte sich wütend zu den beiden um, wollte den Streit schlichten, war einen Moment abgelenkt, achtete nicht auf den Verkehr. Ein lauter Schrei von Ima, ein anderer als der, den sie kurz vorher ausgestoßen hatte, ein richtiger Angstschrei, veranlasste ihn, sich sofort wieder auf die Straße zu konzentrieren, auf die Kreuzung, in der gerade fahren wollte. Er trat voll auf die Bremse, das Auto schlingerte auf der nassen Straße und genau vor dem Kühler stand ein Radfahrer und schaute ihn böse an. Er hatte Vorfahrt, das stand außer Frage, aber zum Glück war nichts Tragisches passiert. In einer plötzlichen Anwandlung von Wut bog er in die Straße ein, aus der der Radfahrer gekommen war, sie führte in Richtung Strand. Dort war es noch ungemütlicher, als in der Stadt. Der Regen peitschte, die wenigen Palmen bogen sich im Sturm, die Wolken am Himmel und das Wasser des Meeres verschmolzen am Horizont zu einer grauen Einheit. Es war hier absolut trostlos, so trostlos wie die Stimmung im Auto. Der knapp vermiedene Unfall hatte dazu geführt, dass die beiden erschrocken schwiegen, aber mit Sicherheit würde Rosa gleich wieder anfangen. Er stellte das Auto so hin, dass sie das Meer sehen konnten, die Wellen mit ihren Schaumkronen, die Regenschwaden. In einiger Entfernung stand ein Häuschen am Kai, welchen Zweck es auch immer erfüllen mochte war unklar, aber es war da und es sollte ihn gleich auf eine Idee bringen. Er wollte eigentlich nur etwas Ruhe, sich sammeln, sich entspannen, die Sache mit dem Radfahrer hätte böse enden können. Er atmete tief durch, schloss die Augen und genau in diesem Moment, als er anfing, sich zu entspannen, fing Rosa wieder an zu quengeln. Der Sex, die verlorene Nacht, die falsche Freundin. Nun reichte es, er hatte genug, er musste dafür sorgen, dass sie endlich den Mund hielt und sein Blick fiel auf das Häuschen. Zornig zog er seine Jacke aus, die er vorsichtshalber am Morgen aus dem Koffer genommen hatte, gab sie Ima, nahm auch noch das Ei vom Rückspielgel, gab es ihr zusammen mit seinem Handy, das er erst suchen musste und sagte ihr, sie solle aussteigen und dort drüben in dem Häuschen warten, er habe etwas Wichtiges mit Rosa zu besprechen. Ima fragte nicht, um was es ginge, sie stieg einfach aus und rannte zu der Hütte.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 4481

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben