Der Mechaniker, ein alter Mann, war zu Hause und war hocherfreut, wieder einmal Deutsch sprechen zu können, das er, zwar nicht perfekt und mit deutlichem Akzent, immer noch ganz gut beherrschte. Bevor er das Auto inspizierte, musste er seine Erinnerungen an diese schöne Zeit zum Besten geben, seine Liebe zu einer Gudrun, bei der er gewohnt hatte und die immer zu ihm gesagt hatte, "Alfredo bring den Müll nach unten". Er lachte herzhaft bei diesen Gedanken an glückliche Zeiten, fing dann aber an, sich um das Auto zu kümmern. Der Traktorfahrer verabschiedet sich und steckte, gut gelaunt, einen Geldschein, den Lohn für seine Hilfe, in seine Hemdtasche. Die beiden Mädchen froren und der Mechaniker sagte, sie sollen in sein Haus gehen, seine Frau würde ihnen einen Kaffee machen und rief dann laut etwas in Richtung Haus und eine Stimme antwortete. Dann holte er einen alten Koffer mit noch älteren Werkzeugen aus einem Schuppen neben dem Haus und machte sich an die Arbeit. Als Erstes schloss er die Batterie an ein Ladegerät an, dann klopfte er hier und da, schraubte hier, schraubte da. Als die Batterie wieder Saft hatte, musste der Wagen gestartet werden, natürlich erfolglos, wieder dies Aufheulen und Absterben. Aber das beunruhigte den Mechaniker keineswegs, im Gegenteil, er war wohl auf der richtigen Spur und schon bald stieß er einen triumphierenden Schrei aus. Er habe das Problem gefunden, verkündete der Mechaniker frohgemut und er könne es beheben, aber es sei nicht so ganz einfach. Der Vergaser sei defekt, Dichtungen seien kaputt, Düsen verstopft, alles voller Dreck. Er müsse ihn ausbauen und gründlich reinigen, und das dauere eine Weile. Na gut, war die Antwort, da könne man ja nichts anderes machen, als zu warten und frage, ob man hier etwas essen könne, sie hätten Hunger, oder ob man etwas kaufen könne, in einem Laden. Nein, so der Mechaniker, in diesem Kaff gäbe es rein gar nichts, hier lebe man wirklich am Ende der Welt, aber seine Frau sei eine gute Köchin. Wenn er wolle, würde sie bei einem Bauer ein Huhn besorgen und es zubereiten. Während dessen könne er in aller Ruhe den Vergaser reparieren, denn dazu brauche man Ruhe und Geduld. Dann, nach einem guten, gemeinsamen Mittagessen, könnten sie ihre Reise fortsetzen.
Das weitere Geschehen lief völlig problemlos und erfolgreich ab. Die beiden Mädchen bekamen etwas Geld und wurden losgeschickt, um bei dem Bauer in der Nähe ein Huhn und Gemüse zu kaufen. Sie freuten sich sehr, die Aussicht auf ein Hühnchen zum Mittagessen stimmte sie fast schon euphorisch. Die Hausfrau, eine nette, etwas verhuschte, kleine, korpulente Schwarze, fing derweil an, alles vorzubereiten und ihr Mann war schon dabei, den Vergaser auszubauen. Er, der Fotograf, nutzte die Zeit und die Gelegenheit, machte zu Fuß eine Runde durch das Dorf, machte interessante Aufnahmen, während das Huhn geköpft, gerupft, ausgenommen und in eine brodelnde Gemüsebrühe gelegt wurde. Bevor sie zu fünft am Tisch saßen und sich das Essen schmecken ließen, der Hühnereintopf schmeckte hervorragend, hatte der Mechaniker stolz seine Arbeit präsentiert. Der Jeely startete problemlos, ohne zu klagen, ohne zu schreien, ohne abzusterben und auch eine kleine Testfahrt war erfolgreich. Jetzt blieb nur noch, sich herzlich bei dem Mechaniker und seiner Frau zu bedanken und ihn zu fragen, was man ihm schulde. Die Antwort und die Zahl, die er nannte, riefen dann doch sein Erstaunen hervor. Anscheinend hatte der Mann, obwohl er in einem sozialistischen Land gelernt und gearbeitet hatte, viel von dem Kapitalismus im Schwesterland verinnerlicht. Aber auch hier galt, dass es müßig war, sich zu ärgern. Er zahlte, was blieb ihm auch übrig, und sie fuhren, zufrieden, dass es wieder möglich war, weiter.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.