Der fünfte Tag
Eine unangenehme Lektion
Die Fahrt zur Polizeiwache war recht ungemütlich. Zum einen regnete es und durch die zerschlagene, mit einer Plastiktüte provisorisch abgedichtete Scheibe gelangte viel Wasser auf den Beifahrersitz, auf dem, wie immer, Rosa saß. Die Nässe gefiel ihr natürlich nicht, noch weniger gefiel ihr aber, was in der letzten Nacht ohne sie abgelaufen war. Sie redete auf Ima ein, wollte unbedingt wissen, ob sie gevögelt habe. Ima wand sich, murmelte etwas Unbestimmtes, aber sie war eine schlechte Lügnerin und gab schließlich zu, dass es so war, dass sie gevögelt hätten, aber, fügte sie sofort hinzu, es sei ganz schlechter Sex gewesen, ohne Höhepunkt, sie sei nicht gekommen und er habe seinen Schwanz erst gar nicht hochbekommen. Das konnte Rosa aber keineswegs beruhigen und sie verkündete laut und deutlich und vor allem in Richtung des Fahrers, dass sie heute dran sei, dass sie auch das Recht habe, etwas Glück im Leben zu erhalten und schließlich sei sie es gewesen, die ihn aufgetan hätte. In Wahrheit war es natürlich nur so gewesen, dass sie ihn angesprochen hatte und Ima, wie immer geschwiegen hatte. Dann schmollte sie. Unangenehm, war aber auch das Ziel der Fahrt. Die beiden hatten, wie schon beim Frühstück, als er ihnen den Grund der Fahrt erzählt hatte, große Angst und wollten auf keinen Fall mitkommen. Mehr noch, er musste, noch außer Sichtweite der Polizeiwache, anhalten und sie aussteigen lassen. Unter dem Dach einer Bushaltestelle, nur notdürftig von dem Regen und dem starken Wind geschützt, wollten sie warten. Sein Besuch bei der Polizei war allerdings kein Problem. Der Beamte, der ihn nachts geweckt hatte, war schon wieder im Dienst. Er wusste genau, was vorgefallen war und erstellte ein kurzes Protokoll, in dem alles vermerkt war, was die Autovermietung betraf. Er ermahnte ihn noch, das Papier gut aufzuheben und bei der Abgabe des Autos vorzulegen, dann bekäme er keine Probleme, er habe ja eine Versicherung und die würde für den Schaden aufkommen. Was er aber nicht sagte oder vielleicht auch gar nicht wusste, war die Tatsache, dass er dann doch noch kräftig zahlen musste, denn im Vertrag gab es einen sogenannten Selbstbehalte, das hieß mit anderen Worten, dass er schon einmal einhundert Dollar selbst beitragen musste und viel größer war der Schaden gar nicht. Sie verabschiedeten sich herzlich und er fuhr zurück zu der Bushaltestelle, wo die beiden schon froren und bibberten, weil sie natürlich keine Jacken dabei hatten, die sie wenigstens ein wenig geschützt hätten.
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