Der sechste Tag
Viele Kühe und ein Bulle
Sie hatten den gastfreundlichen jungen Mann noch nicht sehr lange verlassen, als alle drei von einer gewissen Traurigkeit überfallen wurden. Es war dieser Trennungsschmerz, der sich langsam breitmachte. Er hatte ihnen noch am Abend, bei dem fetten Bauchspeck, eröffnet, dass er nicht länger mit ihnen durch das Land fahren könne, dass er sie verlassen müsse, dass er noch die Hauptstadt aufsuchen und besichtigen wolle. Die Hauptstadt war weit, die Fahrt würde lang und anstrengend sein und er müsse am übernächsten Tag dort ankommen, weil er bereits ein Hotel gebucht und schon bezahlt hatte. Die beiden waren aber erst jetzt so richtig traurig, am Abend zuvor hatten sie dafür einfach keine Zeit gehabt. Ima hatte den schüchternen Versuch gemacht, ihn umzustimmen, noch einen Tag anzuhängen oder, sie war da ganz direkt und etwas egoistisch, sie mitzunehmen. Sie sei noch nie in der Hauptstadt gewesen, sie würde sie gerne besichtigen und am liebsten mit ihm. Darauf hatte er gemeinte, dass dies bestimmt sehr schön werden würde und dass er es gerne tun würde, aber es sei zu kompliziert, zu unsicher und es sei auch völlig unklar, sie wieder zurückkehren solle, wenn er dann nach Deutschland zurück flöge. Dann hatten sie über das Thema nicht weiter geredet. Nun war der letzte Tag angebrochen und er schon bald würden sie dort ankommen, wo sie sich getroffen hatten, wo ihre Reise begonnen hatte. Die letzte gemeinsame Nacht lag hinter ihnen, eine weitere würde es nicht geben. Das stimmte ihn traurig, denn Ima war ihm doch sehr ans Herz gewachsen, er hatte sich schlichtweg verliebt und überlegte krampfhaft, wie er es einfädeln könnte, Ima noch einmal zu vögeln, ein allerletztes Mal, zum Abschied gewissermaßen. Aber ihm wollte einfach nichts einfallen, er hatte keine Idee und schon gar keinen Plan und das ärgerte ihn. Missmutig starrte er auf die Straße, die hier ganz in Ordnung war, keine Schlaglöcher, wenig Verkehr, er musste sich nicht sehr konzentrieren und konnte immer mal wieder zu Ima schielen, denn Ima saß, zum ersten Mal auf dieser Reise, neben ihm. Rosa hatte völlig freiwillig auf dieses Privileg verzichtet und sich mit dem Rücksitz begnügt. Seine und Imas Blicke kreuzten sich, immer wieder, immer aufs Neue, während ihre linke Hand seinen Oberschenkel berührte und sein Knie nicht mehr losließ. Während seine Gedanken erfolglos um immer dasselbe Thema kreisten, stellte sich so etwas wie eine Gedankenübertragung ein. Er bemerkte, dass Imas Blick hoffnungsvoll wurde, wieder dieser Blick, der alles sagte, ohne dass es der Worte bedurft hätte. Zu ihm sagte sie zwar nichts, drehte sich aber zu Rosa um und die beiden Mädchen fingen an zu tuscheln und zu flüstern. Was sie redeten, verstand er nicht, aber Imas Flüstern klang irgendwie beschwörend, fast schon suggestiv und auch der Druck ihrer Hand wurde fester und eindringlicher. Dann schien sie ihr Ziel erreicht zu haben, denn die beiden fingen an zu kichern, und als Ima sich wieder ihm zuwandte, schaute sie ihn siegessicher an.
Kurz darauf sagte Rosa, er solle doch bitte an einem guten Platz anhalten, sie müsse mal ganz dringend, und zwar nicht nur Pippi. Er verstand und als sie an einem Feldweg vorbeikamen, der von der Landstraße abbog, folgte er diesem bis zu einem Weidezaun, hinter dem Kühe grasten und sie neugierig anglotzten, nachdem sie das Auto bemerkt hatten. In etwas größerer Entfernung sah man auch noch ein einsames Bauernhaus, sonst war die Landschaft flach und uninteressant. Rosa bat um Klopapier, sie wusste, dass er welches dabei hatte, und bekräftigte, dass sie mal groß müsse und es würde eine Weile dauern. Ihr sei einfach nicht gut im Bauch, sie bekäme gerade ihre Tage und das Frühstück müsse wohl raus. Sie nahm das Papier und verschwand hinter einem alten Leiterwagen, auf dem ein verrostetes Fass lag, vermutlich mit Wasser für die Kühe. Kaum war Rosa ausgestiegen, umarmte ihn Ima, küsste ihn voller Gier auf den Mund und verlagerte ihre Hand von seinem Knie in seinen Schoß. Dort tastete sie nach seinem Glied, drückte es, bis es sich ein wenig regte, ein wenig anschwoll, aber sich immer noch ziemlich zurückhaltend verhielt. Sie gestand, nun schon ziemlich keuchend, dass sie sehr heiß sei und dass sie ihn ganz dringend noch einmal vögeln wolle, ein letztes Mal, zum Abschied, weil sie sehr in ihn verliebt sei, er wisse nicht wie sehr, aber es sei so. Meine eigenen Worte, dachte er, während er Ima umarmte, was angesichts der Tatsache, dass sie die Sicherheitsgurte anhatten, nicht einfach war. Rosa würde erst kommen, fuhr Ima fort, wenn sie fertig seien, das habe sie ihr versprochen. Nun war seine Erfahrung mit Sex im Auto nicht sehr positiv, das letzte Erlebnis mit Rosa war geradezu abschreckend gewesen und er fragte zögerlich, wo sie denn vögeln sollten, auf dem Rücksitz vielleicht. Ima lachte und sagte Nein, der sei für sie beide zu klein, er solle einfach aussteigen. Während er noch überlegte, was sie vorhatte, war sie schon draußen und lehnte sich an das Auto und streckte ihm ihr kleines, festes Hinterteil entgegen. Er zögerte immer noch, Sex hier, im Freien? Ima rief, er solle endlich kommen, sie brauche ihn und als er bei ihr wackelte sie mit dem kleinen Hintern und befahl ihm geradezu, ihre engen, schwarzen Jeans herunterzuziehen. Er tat es mit etwas Mühe, zog dann auch ihren Slip bis über die Oberschenkel und begann nun, ihren Hintern zu betasten und zu streicheln. Ima stöhnte leise, zog dann ihr T-Shirt hoch, einen BH trug sie, wie fast immer, nicht, ein Zeichen für ihn, auch ihre kleinen Brüste zu massieren und ihre großen Brustwarzen zu karessieren, damit diese spitzen Türmchen noch größer, noch fester, noch geiler würden. Ima stöhnte nun lauter und bettelte, er solle weitermachen, nicht aufhören. Sie schlug mit einer Hand auf das Dach des Jeelys ein. Sie könne es nicht länger aushalten, er solle sie endlich vögeln, sie sei so was von geil. Er lehnt sich dicht an sie, Ima stieß kleine Schreie aus und bewegte ihre Hüften kreisförmig. Er solle ihre Brüste noch mehr drücken, keuchte sie, sie wolle ihn spüren, überall und er solle endlich in sie eindringen und dann nicht mehr aufhören sie zu stoßen. Aber das, was eigentlich immer gut und rasch funktioniert hatte, wollte nun einfach nicht klappen. Nur mühsam und nur weil Ima ihn eifrig mit der Hand unterstützte, konnte er in sie eindringen, musste aber feststellen, dass sich die Lust bei ihm einfach nicht einstellen wollte und dass sein Glied, obwohl es in ihr war und sie eifrig mit ihren Hüften bemüht war, es weiter zu erregen, anfing zu erschlaffen. Ima bewegte sich noch schneller, stöhnte noch lauter, schrie gar, was sie beim Sex selten Tat, er solle ihr seine Milch geben, sie würde gleich kommen. Es ging aber einfach nicht, und ehe sein schlaffes Glied von selbst die feuchte Höhle wieder verließ, brach er den Akt ab. Ima drehte sich zu ihm um, ratlos, traurig. Ob sie etwas falsch gemacht habe? Er schüttelte den Kopf. Ob sie erst noch lutschen solle? Er meinte, das sei zwecklos, er könne einfach nicht, nicht hier im Freien, im Stehen und dann sei da noch Rosa, die sicher zuschauen würde. Ima heulte und meinte unter Schluchzen, er solle wenigstens mit seinen Fingern die Sache zu Ende führen, denn sie sei immer noch nicht gekommen und immer noch ganz geil. Dann drehte sie ihm wieder den Rücken zu und beugte sich erneut über das Auto, ihr kleiner fester Hintern war einladender denn je.
Doch bevor seine Finger die Arbeit aufnehmen konnten, geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Zuerst hörten sie einen lauten Schrei von Rosa, der so eindringlich war, dass beide ihre Köpfe in ihre Richtung drehten. Sie sahen Rosa, wie sie hinter dem Tankwagen hervorkam, aber sie sahen noch viel mehr. Sie sahen, wie etwa ein Dutzend Kühe dicht am Zaun standen und sie mit großen Augen anglotzten. Und sie sahen auch den eigentlichen Grund für Rosas Schreie. Ein gutes Stück von den Kühen entfernt, gab es eine weitere, abgegrenzte Weide und dort befand sich ein Bulle, ein Prachtvieh, groß und schwer und stark, ein Fleischberg mit riesigen Hoden, einem großen, erigiertem Penis und kleinen, bösen Augen. Und dieser Bulle stand keineswegs friedlich auf seiner Weide, nein, er rannte den Zaun einfach um, der ihn von den Kühen trennte und lief auf sie zu. Vielleicht, so schoss es ihm durch den Kopf, hatte das, was sie beide am Auto getrieben hatten, das Vieh angeregt. Rosa schrie und rannte zugleich weiter und war nun schon fast bei ihnen und auch der Bulle war schon fast bei den Kühen, die erst jetzt sein Kommen bemerkten und auseinander stoben. Die meisten rannten zu der Lücke im Zaun, die der Bulle geschlagen hatte, um auf die Felder zu entkommen. Nur eine Kuh hatte Glück oder Pech, je nachdem, wie man es sah, denn sie wurde das Opfer des Bullen, der sie liebestoll bestieg, laut schnaubte und mit seiner Fleischmasse die Kuh schier erdrückte. Die drei Menschen waren angesichts dieser elementaren Gewalt fasziniert, aber sie hatten auch etwas Angst, was der Bulle wohl machen würde, wenn er mit der Kuh fertig war. Ima hatte rasch die Hosen wieder hochgezogen, Rosa war auf den Rücksitz geklettert und er beeilte sich, den Fahrersitz einzunehmen, das Auto zu starten, zu wenden und wieder in Richtung Landstraße zu fahren. Nun waren sie in Sicherheit, nun konnte der Bulle machen was er wollte und auch den Bauern mussten sie nicht fürchten, der sicher bald den Ausbruch bemerken würde, sicher nicht erfreut, seine Kühe wieder einsammeln zu müssen, und sicher ihnen die Leviten lesen würde. Aus der Ferne hörte man schon Hundegebell.
Das Einkaufsparadies
Das Erlebnis sorgte für reichlich Gesprächsstoff, nicht nur der Bulle und die ausgebüxten Kühe, auch der verhinderte Liebesakt. Er entschuldigte sich und fragte Ima, wie es ihr gehe. Sie beruhigte ihn, alles sei in Ordnung, sie sei fast gekommen und es hätte ihr auf jeden Fall Spaß gemacht. Auch Rosa hatte natürlich mitbekommen, was die beiden getrieben hatten, aber sie war nur neugierig, nicht mehr, keineswegs eifersüchtig, und Ima erzählte ihr alles lang und breit. Anscheinend war der gelockte Jüngling das Heilmittel für Rosas Probleme. Alle mussten nun erleichtert lachen und sie spekulierten, was wohl der Bauer denke und Rosa fragte sich, ob die Kuh wenigstens ihren Spaß und einen Orgasmus gehabt habe, wenn es schon bei Ima nicht so richtig geklappt habe. Dann wechselten sie das Thema und beide bedrängten ihn, unbedingt noch, zum Abschluss der schönen Reise, das Einkaufsparadies aufzusuchen. Sie hatten schon früher gelegentlich davon gesprochen, was es da alles gäbe und wie billig alles sei, ein wirkliches Paradies. Er stellte sich eine Art Einkaufszentrum am Stadtrand vor, denn sie hatten gesagt, es läge außerhalb im Grünen. Sie wollten unbedingt dorthin und richtig einkaufen. Bei ihren Worten wurde er unruhig, dachte an seinen Geldbeutel und sagte, unbegrenzt einkaufen gehe aber nicht. Sie lachten, so sei es auch nicht gemeint, aber allein die schönen Sachen anzuschauen, sei ein Vergnügen.
Das Paradies, in dem sie schließlich ankamen, war alles andere als ein Einkaufszentrum, wie er sie kannte, es konnte nicht einmal mit einem mittelgroßen Discounter verglichen werden, jedenfalls was die Auswahl der Waren betraf. Es war ein altes, schon ziemlich baufälliges Haus, das von einem soliden Maschendrahtzaun umgeben war. Bevor sie auf den Hof fahren durften, mussten die beiden Chicas einem jungen Mann, der das Tor bewachte, genau erklären, warum ein Auto mit Touristenkennzeichen Einlass begehrte, wer der Tourist sei und was er wolle. Die Räume, durch die sie dann gingen, waren Kramläden, in denen Leute unterschiedlichen Alters und Geschlechts ihre Waren anboten. In vielen lagen und hingen Klamotten, in anderen Lebensmittel in Konserven, es gab auch Tiefkühltruhen, frische Waren gab es nur wenige, dann wieder Haushaltswaren, Spielzeuge oder Ersatzteile für alles Mögliche. Viele Artikel waren neu, sogar originalverpackt, aber das meiste war gebraucht, es war vor allem ein Secondhandshop oder auch ein schwarzer Markt. Die Mädchen erklärten ihm, dass die Sachen, die man hier kaufen konnte, entweder aus dem Bestand staatlicher Firmen abgezweigt oder von Privatpersonen gebracht werden. Viele der begehrten Artikel werden auch von „mulas“, den sogenannten Maultieren, in das Land gebracht. Vor allem Rosa kannte sich gut aus und erklärte, wie das System funktionierte. Ein Geldgeber finanziert einen Flug in ein Land, in das Kubaner reisen dürfen, es sind nicht viele, zum Beispiel Russland, Dominica, Haiti oder Guayana. Die Person, die reisen soll, braucht natürlich einen Pass, sie bekommt Geld, um insgesamt 120 Kilogramm Gepäck zurück in das Land zu bringen, was immer es auch sei, etwas was man gut transportieren kann und was man gut weiterverkaufen kann. Oft ist es Kleidung und Schuhe, weil die immer gebraucht werden. Von den 120 Kilogramm kann die Person 30 Kilogramm für sich selbst einkaufen und wieder verkaufen, den Rest liefert sie dem Auftraggeber ab. Dieser verhökert sie dann zum Beispiel in einem solchen Einkaufszentrum und macht einen Gewinn von vielleicht dem Dreifachen des Einkaufspreises. Die 30 Kilo Privates darf das Maultier auf eigene Kosten verkaufen, muss das allerdings auch mit eigenem Geld vorfinanzieren. Wenn alles gut geht, machen die Beteiligten einen ordentlichen Schnitt, wenn schief läuft, hatten sie Pech, Garantien gibt es keine. Die Waren aus dem Ausland, so Rosa, seien oft von schlechter Qualität, weil sie möglichst billig eingekauft werden und man müsse beim Kauf hier gut aufpassen, damit man keinen Schrott bekäme. Dann begannen die beiden Chicas mit ihrer Kauforgie, die allerdings vor allem darin bestand, dass sie viele Kleider anprobierten, sich gegenseitig bewunderten und auch ihn ständig fragten, wie es ihnen stünde. Er hatte das Vergnügen, einen Striptease nach dem anderen beobachten zu können, und zwar ganz exklusiv. In jedem Verkaufsraum war der Bereich zum Anprobieren durch einen Vorhang abgetrennt war und er durfte natürlich mit hinter den Vorhang, besser gesagt er sollte unbedingt, um seine Expertise abzugeben. Die beiden gaben sich ganz natürlich, man kannte sich ja inzwischen sehr gut und es war wirklich ein Vergnügen, ihre Freude bei diesem harmlosen Treiben mitzuerleben. Am Ende musste er sie fast nötigen, wenigstens ein paar Klamotten zu kaufen. Die meisten waren für seine Verhältnisse spottbillig, sahen aber auch danach aus. Seine Worte, dass er Angst um seinen Geldbeutel habe, hatten ihnen vermutlich zu denken gegeben, aber dann waren sie doch froh, als er für sie an der Kasse bezahlte. Zu seinem Erstaunen konnte er dies sogar mit seiner Kreditkarte tun.
Hühnchen in Gemüsesuppe
Einen Wunsch aber hatten sie doch noch, als sie schon dabei waren, das Haus zu verlassen. Sie wollten noch einmal schön zusammen essen. Es gab zwar kein Lokal in der Nähe, nichts was mit denen zu vergleichen gewesen wäre, die sie auf der Reise kennengelernt hatten, aber hier im Paradies gäbe es viele Lebensmittel und auch eine Frau, die ganz gut kochen könne. Man könnte sie fragen, ob sie nicht etwas Schönes kochen könnte, wenn man ihr etwas Geld gibt, ist sie sicher bereit, meinte Rosa. Ihm war nicht ganz wohl bei dem Gedanken in diesem reichlich chaotischen Haus zu essen und verwies auf das Erlebnis unter dem Strohdach, er könne sich keine Magenverstimmung während der langen Fahrt, die vor ihm liege, leisten. Aber sie beruhigten ihn, es gäbe hier nur tiefgekühlte Lebensmittel und die seien sicher. Also ließ er sich überreden und die Frau war natürlich durchaus bereit und willens, ihnen ein Hühnchen zuzubereiten, ein weiteres Hühnchen, nachdem sie sich beim Ersten schon alle Finger geleckt hatten. Um die Zeit totzuschlagen, gingen sie noch einmal zusammen in das Kaufparadies, aber die beiden hatten keine große Lust mehr, Kleider anzuprobieren, die sie dann doch nicht kaufen würden. Etwas ratlos saßen sie herum und dann war es wieder Ima, die eine Idee hatte und nicht Rosa, und wieder tuschelten die beiden und lachten und Rosa nickte eifrig, dass ihr blonde Mähne nur so flatterte. Dann nahm ihn Ima wortlos an der Hand und ging mit ihm in eine der Umkleidekabine und Rosa stellte sich demonstrativ vor den Vorhang. Auch diesmal waren keine weiteren Worte notwendig, nur der vielsagende Blick von Ima, der alles versprach, und er wusste genau, was nun geschehen sollte. Und es geschah dann auch, aber was genau geschah, das soll ihr Geheimnis bleiben. Es sei nur so viel verraten, dass Rosa eine ganze Weile Wache schieben und einige Personen, die Kleider anprobieren wollten, abwimmeln musste, ehe die beide sehr glücklich, sehr zufrieden, sehr verschwitzt und ziemlich atemlos wieder herauskamen. Es war ein würdiger Abschluss einer kurzen, intensiven Beziehung, selbst wenn er in der Enge einer Umkleidekabine stattfand. Aber was sind schon Ort und Zeit und widrige Umstände gegen die Fülle der Emotionen, gegen die wunderbaren Erinnerungen, die fortdauern würden, kurz gesagt, was kann die Realität gegen die Liebe ausrichten. Rosa lächelte vielsagend, dann gingen sie zu der Frau, die das Mittagessen fertig hatte und auch das war richtig köstlich.
Rückkehr und Abschied
Nach dieser paradiesischen Unterbrechung erreichten sie die Stadt, wo alles angefangen hatte, die Heimat der beiden Chicas. Es war zwar nicht mehr Mittagszeit, schon etwas später, aber es war wieder sehr heiß. Er fuhr zu dem Platz, wo sie sich für die gemeinsame Reise entschieden hatten. Rosa, nicht Ima, bot an, ein paar kühle Getränke aus dem Laden zu holen und verschaffte ihm so die Gelegenheit, mit Ima noch ein paar ungestörte Worte zu wechseln. Es sei so schön mit ihm gewesen, sagte sie und dass sie sich in ihn verliebt habe. Er fühlte sich geschmeichelt und erwiderte, dass er doch glatt ihr Vater, wenn nicht sogar ihr Großvater sein könne, vom Alter her. Das Alter spiele keine Rolle, warf Ima ein, die Gefühle seien entscheidend und ihre Gefühle für ihn seien ehrlich, das könne er ihr glauben. Die Zeit mit ihm sei die schönste in ihrem bisherigen Leben gewesen und der Abschied sei sehr schmerzhaft. Dann küsste sie ihn und flüsterte in sein Ohr, ob sie nicht doch mit in die Hauptstadt kommen könne, sie sei bestimmt keine Last für ihn und sie würde ihm alles, alles geben, was er nur wolle, aber das wisse er ja schon. Sie wolle noch länger mit ihm zusammen sein, das sei ihr größter Wunsch. Auch er hatte im Verlauf der Reise viele positive Gefühle für das Mädchen entwickelt, das am Anfang ziemlich verklemmt war, ganz zu schweigen von den vielen wunderbare Bilder, die er von seinem Supermodel machen durfte. Das mit der Hauptstadt gehe wirklich nicht, bedauerte er, aber um den Abschiedsschmerz zu lindern, schenkte er ihr das Ei, den mp3-Player, und auch noch etwas Bargeld für ein eigenes Handy, das sie sich so sehnlich wünschte. Dann kam Rosa und auch sie schwärmte von der schönen Reise und auch sie sagte, dass diese Tage wunderbar und unvergesslich gewesen seien und auch sie bekam die Mittel, ihr altes Handy zu ersetzen. Rosa hatte noch einen besonderen Grund, ihm herzlich zu danken, und sie sagte es ihm auch, denn mit seiner Hilfe habe sie einen Mann für ihr Leben gefunden. Sie und der gelockte Jüngling seien schwer ineinander verliebt und er würde sie schon bald besuchen und dann würde alles wunderbar werden. Er freute sich bei diesen Worten aufrichtig, denn ihm war durchaus klar, dass er Rosa zugunsten von Ima immer mehr vernachlässigt hatte. Dann tauschten sie noch Adressen und Telefonnummern und er versprach, möglichst bald wieder zu kommen, vielleicht schon im nächsten Jahr. Rosa war sofort begeistert, dann könnten sie die Reise ja wiederholen, meinte sie. Als er auf den Jüngling verwies, der bestimmt etwas dagegen hätte, sage sie nur, man müsse manchmal Prioritäten setzten.
Auch er konnte sich in diesem Moment gut vorstellen, solch ein Wunder noch einmal zu erleben, aber solche Wünsche bleiben oft unerfüllt, denn nachdem er wieder in seiner Heimat war, schon wenige Wochen nach dem Rückflug, machten die ersten Meldungen über einen neuen Virus die Runde, die verdammte Zeit mit Corona war angebrochen und alle Pläne und Versprechungen hatten keinen Bestand, alle Träume waren ausgeträumt, bevor sie überhaupt begonnen hatten. Aber noch war die Welt in Ordnung. Er saß mit zwei wunderbaren, jungen Frauen unter schattigen Bäumen, die beiden tranken süße Limo, er ein herrlich kühles Bier. Hier auf dem zentralen Platz hätte sich die Zeit ruhig etwas dehnen können, die Sekunden hätten Minuten und die Minuten Stunden sein können und die Welt wäre immer noch in Ordnung gewesen, aber der Abschied konnte dann doch nicht länger aufgeschoben werden. Er wollte seinem nächsten Ziel, der Hauptstadt des Landes, an diesem Tag noch deutlich näher kommen. Die beiden beneideten ihn, Ima betonte noch einmal, wie gerne sie mitkommen würde, sage aber auch, dass sie ganz froh sei, wieder daheim zu sein, denn so lange sei sie noch nie weg gewesen. Es gab Küsschen, was heißt da Küsschen, sie küssten sich noch einmal heiß und innig, auch Rosa, dann setzte er sich in das Auto und durch das offene Fenster bekam er noch ein paar Küsschen mehr. Ima heulte Rotz und Wasser und auch Rosa hatte feuchte Augen. Der Trennungsschmerz, da war er sich sicher, würde aber nicht lange andauern, auch nicht bei ihm. Eine wunderbare Woche lag hinter ihm, eine neue Woche lag vor ihm, neue Abenteuer erwarteten ihn. Ihm ging es gut, was wollte er mehr. Aber als er dann tatsächlich losfuhr, begleitete ihn nur ein Gedanke eine ganze Weile, nämlich der, dass er immer noch anhalten, umkehren und Ima mitnehmen könnte.
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