Als sie allein waren, fing Rosa nun doch an, ihn auszufragen. Sie wollte wissen, was er vorhabe, wo er hinwolle, wie lange er schon hier sein, wie lange bleiben wolle. Fragen, die man stellte, wenn man sich gerade kennengelernt hatte. Er sei gestern mit dem Flugzeug angekommen, habe eine Nacht in einem Hotel verbracht, dann den Mietwagen abgeholt und losgefahren, ohne genau zu wissen wohin. Er habe wirklich noch keine Ahnung, wohin er wolle, er habe keine festen Pläne, außer dass er ans Meer wolle. Er habe sich für diesen Teil des Landes eine knappe Woche Zeit vorgenommen, dann wolle er weiter, in die Hauptstadt, um dort den Rest seines Urlaubs zu verbringen. Er sei flexibel und würde dort bleiben, wo es ihm gefalle, aber hier gefalle es ihm nicht, es gäbe nichts Interessantes, nur diesen trostlosen Laden und die verdammte Hitze. Rosa lachte und meinte, er sei verwöhnt und es gäbe doch etwas, nämlich zwei nette Mädchen. Er nickte, sie seien eindeutig das Beste hier. Dann wollte Rosa wissen, wie alt er sei und ob er verheiratet sei, aber bevor er Auskunft über sich und seine Familie geben konnte, kam Ima zurück und hatte sechs Dosen Bier an ihre schmale Brust gedrückt. Das Bier war wirklich kühl und frisch und schmeckte wunderbar, kein Vergleich zu der Limopisse. Sie redeten nun zu dritt über seine nicht vorhandenen Pläne und die Mädchen schlugen ein paar Orte vor, die er besuchen könnte. Dann war es überraschenderweise Ima, die ihn ganz direkt fragte, ob sie ihn begleiten dürften, sie beide, das wäre doch toll, auch für ihn. Er war überrascht, auf diese Idee war er noch nicht gekommen. Sie habe, so Ima, bei Gott den dringenden Wunsch diesen Ort für einige Zeit zu verlassen und wegzufahren, egal, wohin, das Ziel sei ihr wirklich egal, nur weg und wenn es nur für einen Tag sei, Hauptsache weg von hier, stöhnte sie. Rosa stimmte eifrig zu, das genau sei auch ihr größter Wunsch und mit ihm würden sie gerne mitfahren, er sei nett und freundlich und bitte, bitte, er solle sie doch mitnehmen, auch wenn es nur eine kleine Reise sei, mehr wollten sie gar nicht und es würde ihnen bestimmt viel Spaß machen, ihnen beiden und ihm ganz bestimmt auch, dafür würden sei schon sorgen. Noch ehe er über den Vorschlag richtig nachdenken konnte, bedrängte ihn nur wieder Ima. Es sei für beide kein Problem mitzukommen, hier hätten sie nichts zu tun, hier würden sie nur ihre Zeit vertrödeln, hier gäbe es nur Langeweile und ein solcher Ausflug sei das schönste, was sie sich denken könnte, wohin auch immer, das sei egal und wie lange sei auch egal und zurück müsse er sie nicht bringen, sie könnten per Anhalter zurückkommen, auch das sei kein Problem. Aber er müsse beide mitnehmen, betonte nun wieder Rosa, sie seien Freundinnen und würden alles gemeinsam unternehmen. Die Beiden schauten ihn nun erwartungsvoll an und warteten auf seine Zustimmung. Als vorsichtiger Mensch zögerte er jedoch, irgendwo gab es bestimmt einen Haken, sage er sich, vielleicht wollten sie ihn nur ausnutzen und ausnehmen. Aber die Aussicht, die Reise in Gesellschaft fortzusetzen, gefielt ihm und die beiden, die ihn immer noch voller Erwartung anschauten, waren ihm irgendwie sympathisch. Nun ja, vielleicht, warum nicht, zögerte er immer noch, vielleicht bis in die nächste Stadt, dahin könnte er sie mitnehmen und dann, na ja, dann würde man weitersehen. Natürlich wollten sie, beide stimmten begeistert zu und machten sich sogleich auf den Weg, um alles zu regeln. Es dauerte nicht lange, dann waren sie wieder da, hatten das Nötigste für die Reise in kleinen Taschen verstaut, viel hatten sie nicht und viel brauchten sie auch nicht. Es würde ja nur ein kleiner Ausflug werden und schon bald würden sie wieder zurück sein.
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