Eine Übung in Sachen Vertrauen

III

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Eine Übung in Sachen Vertrauen

Eine Übung in Sachen Vertrauen

Dreaming Dolphin

Du genießt es, in der Wanne zu liegen! Fast eine Stunde vergeht. Zum Glück lässt sich das Essen, das ich vorbereitet habe, gut warm halten. Als ich höre, dass du dir im Bad die Haare föhnst, stelle ich die Schüsseln auf den Tisch, gieße jedem von uns ein Glas Wein ein und zünde die Kerzen an. So ist alles bereit, als du kommst.
Du trägst die Sachen, die ich dir hingelegt habe. Das Kleid steht dir ausgesprochen gut. Es betont deine schlanke, aber an den richtigen Stellen schön weibliche Figur. Die Strickjacke liegt locker über deinen Schultern. Du lächelst mich an. An einem Freitagabend nach Hause zu kommen und sich an den gedeckten Tisch setzen zu können, ist schön. Ich freue mich, dass du dich freust. Wir stoßen miteinander an, genießen das Essen, reden über den Tag.
Zum Nachtisch gibt es selbstgemachtes Tiramisu. Wohlig seufzend lehnst du dich zurück und sagst: „Das war eine sehr schöne Überraschung! Dankeschön!“
„Ach“, sage ich, „das war doch noch längst nicht alles. Die eigentliche Überrschaung kommt erst jetzt!“
Du schaust mich neugierig an. „Was denn?“ fragst du. „Was kann denn jetzt noch kommen?“
Ich stehe auf, trete hinter dich und lege dir sanft die Hände auf die Schultern. Dann vergrabe ich mein Gesicht in deinem Haar und frage dich leise: „Vertraust du mir?“ Für einen Moment hältst du den Atem an. Deine Antwort ist eine Gegenfrage: „Was hast du vor?“
Ich beginne, deine Schultern zu massieren. „Eine kleine Übung in Sachen Vertrauen“, sage ich dann. „Vertraust du mir?“
Du nickst. „Natürlich vertraue ich dir! Was hast du vor?“
Ich ziehe ein großes, schwarzes Seidentuch aus der Tasche und zeige es dir. „Ich werde dir jetzt die Augen verbinden. Ist das okay für dich?“
Du atmest schwer. Dann nickst du erneut. „Ja, das ist okay.“
Ich verdrehe das Tuch zu einem langen schmalen Streifen, lege es dir über die Augen und verknote es hinter deinem Kopf. Jetzt bist du blind. Nichts mehr sehen zu können, schärft deine Aufmerksamkeit für die anderen Sinne. Du hörst, dass ich um den Tisch herumgehe, die Cognacflasche öffne und zwei Gläser fülle. Einen der großen Cognacschwenker drücke ich dir in die Hand, den anderen nehme ich selbst.
„Auf einen besonderen Abend!“ sage ich dann und nehme einen ersten Schluck. Auch du führst das Glas an die Lippen und nippst daran. „Auf einen besonderen Abend!“ sagst auch du. „Ich bin sehr gespannt!“
Du lächelst erwartungsvoll. Ich lege meinen Zeigefinger auf deinen Mund und fahre die sanft geschwungenen Linien deiner Lippen nach. „Ich auch!“ sage ich. „Ich auch!“
Dann nehme ich deine Hand und bedeute dir aufzustehen. Unsicher tastend lässt du dich von mir ins Wohnzimmer führen. Du weißt, da steht ein schwarzes Ledersofa, ein Couchtisch, ein Sessel. Du weißt nicht, was ich da sonst noch bereit gelegt habe für dich.
Ich führe dich hinter das frei im Raum stehende Sofa. Du spürst das kalte Leder an deinen Beinen. „Trink noch einen Schluck“, sage ich. Dann nehme ich dir das Cognacglas ab und stelle es zusammen mit meinem zur Seite. Klein und verloren siehst du aus, wie du so da stehst, mit verbundenen Augen, nicht wissend, was jetzt mit dir geschehen soll. Überrascht registriere ich, wie sehr ich diesen Anblick genieße! Deine gespannte Aufmerksamkeit, aber auch das Hilflose, Verletzliche, das du in diesem Augenblick ausstrahlst. Und das Gefühl der Macht, die ich über dich habe.

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