Eine wundersame Weihnachtsgeschichte

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Eine wundersame Weihnachtsgeschichte

Eine wundersame Weihnachtsgeschichte

Sven Solge

Doch auf einmal war da jemand, der sich um sie sorgte. Das war ein unbekanntes Gefühl für sie, ließ aber langsam Wärme in ihr aufsteigen und als sie daran dachte, dass Matthias versprochen hatte sie morgen abzuholen, kam auch etwas wie Unruhe in ihr hoch.
-*-
Als Matthias vor die Tür trat, war er überrascht, wie hoch der Schnee mittlerweile lag und der Schneefall und der Wind noch zugenommen hatte. Wenn das so weitergehen würde, konnte er Anne morgen früh nicht holen, dazu war sie noch zu schwach. Er würde dann einfach alles zum Frühstück einpacken und mit zu ihr rüber nehmen.
Er ärgerte sich, dass er sich nicht ihre Telefonnummer hatte geben lassen, dann hätte er es mit ihr absprechen können.
Als er abends ins Bett ging, konnte er lange nicht einschlafen. Immer wieder tauchte Anne mit offenen Bademantel vor ihm auf. Sogar im Traum offenbarte sie ihm ihren schönen Körper.
Am Morgen  wachte er zu seiner Überraschung, mit einer enormen Latte auf und musste sich eingestehen, dass Anne ihn erregte.
Gut in den vergangenen Jahren, als er sie in Shorts und engen T-Shirt auf der Terrasse  gesehen hatte, war der Eindruck ähnlich gewesen und er hatte sich vorgestellt, wie der Sex mit dieser attraktiven Frau wohl sein würde.
Auch wenn Anne jetzt sehr abgenommen hatte, eine schöne Frau war sie immer noch.
Aber auch er selber war nicht mehr der Adonis wie vor zehn Jahren, wobei er sich durchaus noch sehen lassen konnte. Nicht umsonst ging er regelmäßig ins Fitnessstudio.
Er duschte und rasierte sich zur Abwechslung mal nass, denn mit dem elektrischen waren die Stoppeln immer noch zu spüren.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm eine strahlend schöne Schneelandschaft. Es hatte zwar aufgehört zu schneien, muss aber noch einige Stunden in der Nacht weiter geschneit haben, denn es lag mindestens einen halben Meter Schnee und auch der Räumdienst war schon dabei die Wege frei zu schaufeln.
Er holte seinen gelben Klappkorb aus dem Keller und packte alles rein, was für das Frühstück gebraucht wurde. Toastbrot und zur Sicherheit ein Paket Vollkornbrot, da er nicht wusste, ob Anne einen Toaster hatte. Dann kochte er Kaffee, füllte eine Thermoskanne damit und nahm Kaffeesahne, Zucker und Süßstoff mit.
Anne schien überrascht zu sein, als er mit seinem Korb vor der Tür stand: „Guten Morgen Anne, ich bringe alles zum Frühstück mit, denn draußen liegt so hoch Schnee, das wollte ich dir nicht zumuten. Er setzte den Korb auf dem Boden ab und wandte sich dann wieder Anne zu: „Wow, hast du dich aber schick gemacht!“ Er legte ihr beide Hände auf die Oberarme und hielt sie eine Armeslänge von sich und sah sie bewundernd an: „Anne du bist eine Schönheit!“, sagte er und hauchte ihr schon wie am Vorabend einen Kuss auf die Wange.
Und das, was Matthias da sagte, war nicht übertrieben!
Anne hatte einen grauen Faltenrock mit einer weißen Bluse angezogen und als Matthias das sagte leuchteten ihre grünen Augen hell auf, etwas Ruge und einen rosa Lippenstift machten ihr Outfit perfekt.
Anne zeigte eine leichte Röte, scheinbar hatte sie lange kein Kompliment mehr bekommen.
Etwas Verlegen machten sie sich daran den Tisch zu decken.
Matthias schenkte Anne Kaffee ein, stoppte dann aber und fragte sie: “Möchtest du überhaupt Kaffee, oder trinkst lieber Tee?“
„Ich trinke gerne Kaffee!“, sagte Anne und sah zu wie Matthias ihre Tasse mit einem Nicken füllte.
Anfangs lief ihre Unterhaltung sehr schleppend, doch als Anne nach seiner gescheiterten Ehe fragte und genau wissen wollte, woran sie gescheitert war, erzählte ihr Matthias detailgetreu, was seine Exfrau Gerda an ihm zu bemängeln hatte.
„Ich glaube unser Hauptproblem war, dass wir zu wenig über die Eigenen Bedürfnisse gesprochen haben.“
„Hat deine Frau noch hier in der Wohnung gewohnt, könnte ich sie kennen?“, fragte Anne und schaute ihn fragend an.
„Nein, ich bin hier von Anfang an alleine eingezogen, Gerda ist in unserer alten Wohnung geblieben.“
„Worüber wart ihr denn unterschiedlicher Meinung?“
Matthias stockte ein wenig, er wusste nicht, ob er das heikle Thema `eheliche Pflichten´ bei Anne schon ansprechen durfte, immerhin kannten sie sich erst so kurz. Doch dann gab er sich einen Ruck, immerhin waren sie beide verheiratet gewesen: „Du kennst den Begriff eheliche Pflichten?, fragte er.
„Oh ja, das kenne ich! Das war bei Maik und mir auch ein Thema. Nur wahrscheinlich aus anderen Gründen als bei euch.“
„Erzähl mal, wie war es bei euch?“, hakte Matthias nach.
Anne trank einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie weiter erzählte.
„Maik und ich liebten uns sehr und auch im Bett hatten wir unsere Freuden. Natürlich wurde es weniger, je älter wir wurden, hörte dann aber in den letzten drei Jahren gänzlich auf. Ich wusste ja nichts von seiner Krankheit und dachte es liegt am Alter. Maik war ja vier Jahre älter als ich.
Hin und wieder glaubte ich sogar er hätte eine Freundin und ich würde ihm nicht mehr genügen.
Mir fehlte diese Nähe sehr. Es ging mir nicht nur um den Sex an sich, auch wenn ich den gern mochte, sondern um die Nähe zu dem Mann, den ich liebte. Wenn ich dann versuchte ihn rum zu kriegen, wurde er manches Mal richtig böse und aggressiv, also zog ich mich immer mehr zurück, bis zu dem Tag, als er mir sagte, wie es um ihn stand.
Für mich brach eine Welt zusammen. Warum hatte mein geliebter Mann seine Probleme nicht mit mir, seiner Frau, geteilt?

Matthias legte seine Hand auf ihre, die sie ruhelos über die Tischplatte bewegte und drückte sie leicht. Anne schaute ihn an und in ihre Augen trat ein warmer Glanz.
„Was hat bei euch zum Ende der Ehe geführt? Wie lange wart ihr verheiratet?“
Matthias hielt weiter ihre Hand, als er anfing zu erzählen: „Wir waren 14 Jahre verheiratet. Da ich sechs Jahre älter als Gerda war und ich für sie der erste Mann war, hatte ich für das erste Mal wohl das richtige Gespür, denn danach konnte Gerda nicht mehr genug bekommen.
Jede Gelegenheit, jede dunkle Ecke wurde ausgenutzt. Sogar im Kino auf der letzten Reihe, hat sie mich ausgesaugt. Für mich war es anfangs wie ein Lottogewinn, so eine willige Frau zu haben. Wir waren noch jung und ich im besten Mannesalter, also ging es rund, bis bei mir die Kräfte nachließen.
Das verstand meine Frau überhaupt nicht, sie hielt mich zum Schluss für einen Schlappschwanz und sagte es mir auch.
Dass sie einen neuen Lover hatte, merkte ich daran, dass sie von mir abließ. Immer häufiger verweigerte sie sich mir und bemühte sich auch bald nicht mehr, ihr Verhältnis geheim zu halten. Das war dann das Ende. Wir sind zum Glück ohne Streit auseinander gegangen. Sie hat den neuen Freund dann auch geheiratet! Von ihrer Schwester, zu der ich noch lockeren Kontakt habe, habe ich gehört, dass die Ehe auch kriselt.
-*-
Anne und Matthias saßen noch fast bis zum Mittag zusammen und erzählten sich aus ihrem Leben.
Zum Essen bestellte Matthias was beim Chinesen, wovon Anne derart begeistert war, dass sie das jetzt öfter bestellen wollte.
Bevor Matthias sich verabschiedete tauschten sie noch die Telefonnummern aus. Anne hatte sogar ein modernes Smartphone, sodass es für sie kein Problem war auch per WhatsApp zu schreiben.
Das Schneetreiben hatte aufgehört und die Fußwege waren geräumt, als Matthias sich auf den Weg zu seiner Wohnung machte. Sie hatten sich für den Heiligenabend verabredet und wollten den Abend zusammen verbringen.
Matthias räumte die Sachen weg, die von seinem Einkauf noch übrig geblieben waren. Dann zog er sich aus und Duschte, es war doch ein langer Tag gewesen und das warme Wasser tat ihm gut.
Kurz nach zwanzig Uhr summte plötzlich sein Handy, eine Nachricht von Anne:
„Lieber Matthias,
danke für Deine liebevolle Betreuung, Du hast meine Lebensgeister wieder geweckt. Ist es sehr vermessen, Dich zu bitten noch mal rüber zu kommen und die Nacht bei mir zu verbringen? Ich fühle mich so unglaublich wohl in Deiner Nähe!
Ich hoffe Du verzeihst mir diesen anmaßenden Wunsch?
Anne
Matthias tippte nur zwei Worte in sein Handy: „Ich komme!“
Als er klingelte, erklang sofort der Summer und kaum hatte er die fünf Stufen bis zum Erdgeschoß überwunden, öffnete sich die Tür und Anne, in einem leichten Morgenmantel gekleidet, lächelte ihm entgegen.
Matthias hatte seinen Blick auf ihre grünen Augen gerichtet und trat nun ganz dicht an sie heran, legte ihr beide Hände an die Wangen und küsste sie zärtlich. Nur sehr kurz, aber trotzdem spürte er wie Anne leicht einknickte.
Er schaute sie an, doch Anne hatte ihre Augen noch geschlossen und sie öffnete sie auch nicht. Wieder beugte sich Matthias zu ihren Lippen und berührte sie erneut. Doch dieses Mal schlang Anne ihre Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss.
Erst als weiter oben im Haus eine Tür zugeschlagen wurde, wurde ihnen Bewusst, dass die Wohnungstür noch auf war. Sie hatten alles um sich herum vergessen.
Sie brauchten keine Worte, wussten genau was jetzt folgen würde.
Und als Matthias langsam seine Hand zwischen ihre Beine schob, als sie im Bett lagen und anfing ihre Mitte zu streicheln, flüsterte sie leise, sodass Matthias es nicht hören konnte:
„Danke Maik!“

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Vielen

schreibt UHS_1960

Vielen dank für eine weitere gefühlvolle Geschichte von Dir. Ein frohes Weihnachtsfest und viel Gesundheit im neuen Jahr im voraus.

Gedichte auf den Leib geschrieben