Eine Beichte

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Eine Beichte

Eine Beichte

Manuela Sauvageot

Weihrauch hing in der Luft, ein Duft, der sie unwillkürlich an Himmel, Hölle und Ewigkeit denken ließ. Es war wie in ihrer Kindheit. Der Duft und die Atmosphäre der kleinen Kirche genügten um sie wieder in jene Zeit zu versetzen, als sie noch klein und hilflos war. Wie oft war dieser Ort Hort von Verzweiflung, Sünde und Erlösung gewesen!Beichte! - Sie hatte das sechste Gebot immer verschwiegen wenn sie zur Beichte ging. Die Lust, die sie empfunden hatte wenn sie ihr Geschlecht streichelte, oder wenn sie mit den anderen Kindern Doktor-Spiele wagte. Warum hatte diese Kirche für sie immer zugleich die Ausstrahlung von Sünde und unhaltbarer Erotik gehabt?
Sie wusste es, als sie seine lüsterne Stimme hörte, dieselbe Stimme von damals, als er ihr Fragen stellte, die sie ihm nie beantwortete. Erst jetzt wurde ihr wirklich klar, dass er auch die Beichte dazu benutzt hatte, seine lüsternen Gedanken zu befriedigen und warum sie sich ihm unwillkürlich entzogen hatte, entzogen hatte, bis zu jenem entsetzlichen Morgen, an dem sie das Grab ihrer Großmutter besuchte.
Na warte, dachte sie. Sie war lange fort gewesen, er würde nicht mehr wissen, wer sie war.
"Ich mache es mir selbst, Hochwürden", flüsterte sie mit schüchterner Stimme. Sie würde ihm schon einheizen, damit ihm richtig warm würde. "Das ist doch Sünde, oder?" Er bestätigte es.
"Du musst dich deinem Manne hingeben um Kinder zu zeugen, so ist es Gottes Wille!"
"Ich habe keinen Mann", erklärte sie. "Ich bin noch Jungfrau!" Er räusperte sich leise.
"Ich sehne mich danach, aber bisher hat Gott mein Gebet nach der Vereinigung mit einem Mann noch nicht erhört."
"So musst du warten, meine Tochter, bis sich dein Schicksal erfüllt. Gottes Wege sind unergründlich. Vielleicht will er dich prüfen, bevor er dir gestattet Erfüllung in der Ehe zu finden, doch du darfst dich nicht selbst berühren um der Lust des Fleisches Willen, auch wenn heute so viele achtlos damit umgehen!" Ein vager Seufzer klang von drüben herüber.
"Es überkommt mich einfach, Hochwürden, und ich kann nichts dagegen tun. Sie wissen nicht, wie das ist, dieses Verlangen wachsen zu spüren und es nicht erfüllen zu können, bis sich Ihre Hand auf einmal unbemerkt zwischen die Beine schiebt, unaufhaltsam, als wäre es nicht Ihre eigene. Und sie wissen nicht, ob sich jemals Ihr sehnlichster Wunsch erfüllen wird, der Wunsch, sich mit einem lebenden Menschen dort unten, in Innigkeit und Verlangen…"
"Meine Tochter, was erzählst du da!", unterbrach er sie. Er schien entsetzt, doch seine Stimme verriet, dass er danach lechzte mehr zu erfahren.
"Bitte, Hochwürden! Ich habe niemanden sonst, mit dem ich über meine Qual reden könnte und Sie sind doch ein Mann Gottes, der die kleinen und großen Sünden der Menschen versteht, der bestimmt schon viel schlimmeren Verfehlungen zuhören musste…" Sie unterbrach sich mit einer geschickten Pause. Sie wusste, wie ihre Stimme auf Männer wirkte, wenn sie sie richtig einsetzte.
"So fahre fort, mein Kind, ich werde für dich da sein, so wie es meinem Amte geziemt. Sprich ganz frei, denn dem Priester ist nichts Menschliches fremd." Sie hörte ein etwas längeres Rascheln hinter der dünnen Wand und wagte nicht sich auszumalen, was er dort trieb. Sie wollte ihm schon helfen!
"Ich weiß nicht!", zierte sie sich plötzlich. "Ich habe noch nie mit einem Menschen darüber gesprochen, aber selbst jetzt, während ich hier sitze, in der Nähe eines Mannes…" Sie schwieg wieder und ließ ihn schmoren.
"Sei ganz getrost und sag mir, wer dich… ich meine was dich berührt. Gott hat für alle Sünden der Menschen Verständnis und es entspricht seiner unendlichen Gnade, dass es die Beichte gibt, damit du dich von allem reinwaschen kannst. Nur bereuen musst du, und alles wahrheitsgetreu berichten!"
Er hing an der Angel. Sie schluchzte einige Male, leise und theatralisch, dann gestand sie ihm:
"Immer wenn ich allein in der Nähe eines Mannes bin, stelle ich mir vor, wie sein…" Eine weitere Kunstpause. "…wie sein hartes Glied…" Noch eine. Sie hätte Schauspielerin werden sollen. "Herr Pfarrer, ich kann nicht, ich schäme mich so und gleichzeitig drängt es mich, mit Ihnen…"
"Du kannst Vertrauen haben, meine Tochter, und dich mir ganz und gar öffnen…", munterte er sie auf.
"Selbst jetzt!", flüsterte sie, so leise, dass er sie kaum noch verstehen konnte. "Wissen Sie, was ich tue… wenn ich mir vorstelle, wie Sie…? Meine Hände, ich kann sie nicht…" Mit einem deutlich hörbaren Geräusch zog sie den Reisverschluss ihres Regenmantels und rutschte unruhig auf der hölzernen Bank. "Ich… ich… ich kann mich nicht mehr zurückhalten… so geht es mir immer… Helfen Sie mir! Helfen Sie mir."
"Ich bin ja für dich da, mein Kind, und egal, was dich bedrängt, wenn du es aufrichtig beichtest wird dir vergeben werden. Sag mir, wie du es machst, erzähle ohne Scham, was du begehrst!" Seine Stimme hatte sich unverkennbar verändert. Sie hatte etwas Gequältes bekommen und sie merkte deutlich dass sein Atem tiefer ging.
"Ich habe mich schon die ganze Zeit heimlich meine Oberschenkel aneinander gerieben. - So fängt es immer an. Dann denke ich an das, an das…" Genüsslich schwieg sie und wartete darauf, wie er reagieren würde.
"Sag mir woran du dann denkst!" Sie zögerte noch eine Weile und ließ ihn ihren Atem hören. Sie näherte den Mund ganz nah dem Gitter und flüsterte kaum hörbar: "Ich schäme mich so!"
Sie sah, wie er sein Ohr ebenfalls ganz dicht an das Gitter brachte. Sie wusste, dass er sie nun sogar riechen musste, so wie sie sein billiges Rasierwasser witterte.
"Es gibt keinen Grund sich vor dem zu schämen, was ebenso wie alles Gottes Schöpfung ist", ermunterte er sie. "Auch die Lust ist Gottes Wille, und da er die Schwächen der Menschen kennt, wird er sicher darüber hinwegsehen, wenn sie sich in ihrer Not helfen so gut sie können…!"
Jaa, ich habe ihn, dachte sie, ich habe ihn!
"Ich habe meine Hose geöffnet und meine Hand gleitet unter den Rand des Slips. Ich spüre die Haare, und dann komme ich an die Stelle, wo, wo…" Einer plötzlichen Eingebung folgend schlüpfte sie tatsächlich unter ihre Hose und rieb ihre Finger einige Male zwischen der Spalte. Dann zog sie sie wieder hervor und hielt sie an das Gitter, das sie von ihrem Beichtvater trennte. "Ohh, das ist so wunderbar! Sie wissen nicht, wie sich das anfühlt, diese weiche… die sich nach nichts anderem sehnt, als…"
"Sprich es aus, sag es, sag es!"
Wieder schwieg sie eine Weile und ließ ihn zappeln. Der Duft ihrer Finger verbreitete sich und ihr rhythmischer Atem füllte die Stille – sowie ein ebenso rhythmisches leises Rascheln von Stoff auf der anderen Seite.
"Ich habe Ihnen nicht die Wahrheit gesagt, weil ich mich geschämt habe", eröffnete sie ihm plötzlich unvermutet.
"Wann hast du nicht die Wahrheit gesagt?", wollte er wissen.
"Ich bin eine Hure!" Es war ein Schuss ins Blaue. Entweder würde er sich nun zurückziehen, oder seine Chance ergreifen. "Es war nicht wahr, dass ich noch nie… Ich kann nicht ohne Männer sein! Und wenn ich niemanden finde, mache ich es mir selbst, so wie jetzt. Meine Finger gleiten durch diese feuchte Stelle und doch wünsche ich mir nichts sehnlicher, als… Bitte helfen Sie mir!! Es ist ein Fluch, dass ich Männern verfallen bin und nur ein Mann wie Sie kann mich davon erretten!" Sie fiel in ein leises verzweifeltes Schluchzen, dann wurde es still. Absolut still. Hatte sie ihn verloren? Sie zog einige Male wie zutiefst bekümmert die Nase hoch. Nein!
"Auch das findet vor den Augen Gottes Vergebung, meine Tochter", hörte sie ihn. "Erzähle mir auch davon!"
"Nicht hier", flüsterte sie. "Nicht an diesem heiligen Ort!"
"Nicht hier?"
"Nicht hier, wo ich zu Ihnen spreche, wie zu einer kalten Mauer." Sie war noch einmal mit den Fingern unter den Slip geglitten um ihn mit ihrem Duft zu betören. Ohne sich dessen gewahr zu werden, war sie wirklich nass geworden und die Bewegung ihrer Finger ließ ein schmatzendes Geräusch entstehen. Er musste es hören. Sie unterstützte das Schmatzen indem sie tief einatmete und stoßweise wieder ausatmete, als könnte sie es nicht mehr aushalten.
"Nun", hauchte er, "wir könnten auch… Bist du sicher, dass du nicht hier weiter sprechen möchtest?"
"Wo könnte ich mich Ihnen vertrauensvoll öffnen?" Sie hauchte über ihre Finger damit der Geruch ihrer Scham ihn sicher erreichte.
Er räusperte sich einige Male, schaute kurz in die Kirche und stellte beruhigt fest, dass sie die Letzte gewesen war und sich niemand mehr dort aufhielt.
Sie folgte ihm in die Sakristei. Er erkannte sie nicht. Sie hatte ihre Bluse so weit aufgeknöpft, dass ein Teil ihrer Brüste sichtbar wurde. Die Jeans umschlossen knackig Po und Oberschenkel, der Reißverschluss war nur halb geschlossen ließ ihn einen Blick auf die rosa Unterhose werfen. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, trat sie nahe an ihn heran und hauchte mit sinnlichem Blick:
"Was soll ich nur tun?" Ihr Körper berührte den seinen gerade so, dass er es spürte. Sie wusste nicht, ob ihm eine Frau jemals so nahe gekommen war, doch sie wusste, dass er ihr nicht mehr widerstehen konnte. Er hatte seine Chance vertan, als er sie in die Sakristei führte. Das war etwas anderes, als kleine Mädchen zu verführen! Sie kam ihm noch ein wenig näher und spürte seine Erektion. Sie schob die Hüfte vor und drängte sich an das lüsterne Fleisch, dass ihr einst so wehgetan hatte, dann glitt sie mit der Hand in seine Hose. Die Rache ist mein, stand in der Bibel und sie konnte dies nur bestätigen: Die Rache würde nun endlich die ihre sein. Stürmisch presste sie ihre Lippen auf seinen Mund und begann das Becken kreisend zu bewegen. Er war so überrumpelt, wie er nur sein konnte. Er konnte sein Glück kaum fassen und vergaß alle Skrupel, die er bis dahin vielleicht noch gehabt hatte.
"Ja…! Ja…! Ja…!", skandierte sie im Rhythmus seiner Stöße und genoss das Blitzlichtgewitter, das plötzlich über sie hereinbrach. Während er angstvoll und völlig überrascht seine Augen aufriss, fuhr sie mit den aggressiven Bewegungen ihrer Hüften fort und entlockte ihm auch noch das Letzte was ihm geblieben war. Die Kameras verewigten seine verzogene Grimasse, in der sich Lust und Entsetzten paarten.
Sie verließ mit dem Team den Raum und schaltete das Aufnahmegerät aus. Das würde eine Story geben! Eine Reporterin war halt immer im Dienst, und eine alte Schuld war beglichen!

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