Gracias, muchos gracias. Viel Spanisch konnte er nicht, aber seinen Dank ausdrücken, kann man auch ohne, dass man eine fremde Sprache spricht. Schwieriger wird es, wenn man fragen will, wo denn hier in der Nähe eine Werkstatt sei, in der man den Reifen flicken lassen könne. Sie fuhren ein paar Straßen weiter zu einem ponchero, zu einer einfachen Garage, deren wichtigste Ausrüstung aus einem Kompressor und einem Wasserbecken bestand. Ein alter Mann machte sich mit einem krummen Brecheisen daran, den Reifen von der Felge zu ziehen, den Schlauch herauszunehmen, das Loch im Wasserbecken zu orten, es zu flicken und alles wieder zu montieren. Als er fertig war, verlangte er einen verhältnismäßig hohen Preis, hoch für dieses Land, gering für die reichen Touristen. Er wollte ohne Murren bezahlen, als sein Helfer sich einmischte und nach ein paar klärenden Worten forderte der Alte das, was er auch den Einheimischen abverlangte. Er bekam aber ein gutes Trinkgeld und sein erfreuter Blick zeigte, dass er zufrieden war.
Als sie wieder zusammen im Auto saßen, fragte er seinen Helfer, ob er auch eine Unterkunft kenne, una casa particular. Dieser bejahte und meinte, sie sollten in das Zentrum fahren, dort gäbe es Privatzimmer und auch ein Hotel. Sie fuhren los, aber als sie im Zentrum ankamen, stellte sich bald heraus, dass er sich kaum auskannte, geschweige denn wusste, wo Zimmer zu finden waren. Aber er fragte sich durch und schließlich fanden sie eins, das einen ordentlichen Eindruck machte. Sie luden das Gepäck aus, brachten es auf das Zimmer und er bot seinem neuen Amigo an, ihn wieder nach Hause zu fahren, wenn er sich geduscht und umgezogen habe. Eine halbe Stunde später standen sie wieder vor dem Wohnblock. Er bedankte sich für die Hilfe und um sich erkenntlich zu zeigen, reichte er dem Mann einen Geldschein. Dieser nahm das Geld, bedankte sich seinerseits und lud ihn ein, noch einen Kaffee in seiner Wohnung zu trinken. Nach Kaffee war dem Fremden jedoch bei der Hitze nicht zumute und er schlug stattdessen vor, ein paar Dosen Bier zu besorgen, das sei besser gegen den Durst. Sie fuhren noch einmal eine Runde, kauften das Bier in einer Tankstelle und kurze Zeit später betraten sie die Wohnung. Es gab keinen Flur, die Haustür führte direkt in das Wohnzimmer, das mit der Küche eine Einheit bildete. Das Mobiliar war karg, es beschränkte sich auf ein Sofa, einen Tisch, ein paar Stühle, eine Kommode mit einem alten Fernsehapparat und einem großen Kühlschrank. Der wichtigste Besitz war anscheinend ein neues Fahrrad, das auch noch im Wohnzimmer stand.
Schon beim Eintreten sah er die junge Frau, die auf dem Sofa saß und den Fremden neugierig ansah. Er schätzte sie auf Anfang dreißig, schlank, ebenfalls dunkelbraun, eine dieser höchst attraktiven Mulattinnen, die man in diesem Land so häufig, wie sonst nirgends auf der Welt fand. Sie hatte tiefschwarze, schulterlange Haare und über der Stirn Ponys, die sie im Laufe der Zeit immer wieder ordnete und kämmte, sei es aus Verlegenheit oder Eitelkeit. Sie trug eine blau-weiß gemusterte Bluse, die vorne so geknotet war, dass ihre vollen Brüste vorteilhaft zur Geltung kamen. Der einzige Schmuck, den sie trug, war ein einfaches silbernes Kreuz an einem Kettchen, das seinen Platz auf diesem verdammt schönen Busen gefunden hatte. Sie hatte weder Ringe an den Fingern noch Ringe an den Ohrläppchen. Später würde er auch merken, dass ihr Duft, der Duft einer schönen, sinnlichen Frau, von keinem Parfum übertönt würde. Doch jetzt musterte er sie nur mit Blicken, mit mehr oder weniger verstohlenen Blicken, die er kaum von ihr wenden konnte. Die nackte, schlanke Taille ging in ausgeprägte, aber nicht zu breite Hüften über und den ebenfalls wohlproportionierten Po bedeckte ein sehr kurzer, verwaschener Jeansrock, der von einem breiten Gürtel gehalten wurde. Sie hatte schöne, schlanke Arme und elegante Hände mit sorgsam manikürten Nägeln. Auch ihre Beine waren lang und wohlgeformt, die Füße mit dezent rosa lackierten Zehennägeln, steckten in einfachen, offenen Sandalen. Diese Frau sah gut aus, verdammt gut, keine Frage, besonders die braune Haut hatte es ihm angetan. Der breite Mund hatte einen leicht skeptischen Zug, und wenn sie lachte, sie lachte oft, zeigte sich eine Reihe perfekter, weißer Zähne. Die Nase war vielleicht ein wenig zu breit, mit einem kleinen, kaum wahrnehmbaren Querstrich, aus helleren und dunkleren Hautstellen. Das Schönste an ihr, neben der milchkaffeebraunen Haut, waren aber die Augen. Augen so dunkel und geheimnisvoll wie die Nacht. Augen, die ihn offen und direkt ansahen, in die sich ein etwas verlegenes Lächeln mischte, wenn sich ihre Blicke kreuzten. Einige dieser Einzelheiten nahm er erst im Laufe der nächsten Stunden deutlich wahr, aber eines war sicher, er war von dieser jungen Frau auf den ersten Blick angetan, sehr angetan. Mit leichtem Bedauern vermutete er natürlich, dass sie die Ehefrau seines Helfers sei. Was hat der Typ für ein Glück, so eine hübsche Frau, dachte er. Doch sein holpriges Kompliment, nachdem er in seinem kleinen Wörterbuch geblättert hatte: „tu esposa es muy bella“ wurde von beiden mit fröhlichem Lachen quittiert. Sie sei die Schwester, la hermana, nicht die Frau, no la esposa, erklärten beide fast gleichzeitig.
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