Das einsame Haus

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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Yupag Chinasky

Es war zu trostlos und die Gefahr einzuschlafen war zu groß, selbst lesen würde ihn nicht wach halten. So beschloss er, trotz seiner Müdigkeit, trotz der immer noch andauernden Hitze und obwohl er eigentlich gar keine Lust hatte, den Ort zu erkunden. Er ging eine lange Straße hinunter, bog in eine schmale Querstraße ein und ging eine andere, ebenso lange wieder zurück. Die Häuser sahen sich alle sehr ähnlich, sie waren schäbig, manche gar halb verfallen. Und noch immer schien der ganze Ort menschenleer zu sein, zumindest war er der einzige, der um diese Zeit durch die Straßen pilgerte. Er kam sich vor, wie in eine andere Zeit versetzt, als sei er Mitwirkender in einem Schwarz-weiß-Film der fünfziger Jahre und er hätte sich nicht gewundert, wenn eine Horde Desperados die sandige Hauptstraße herangaloppiert käme. Das einzige Objekt, neben den Fernsehantennen auf vielen Dächern, das eine Zuordnung zu der Jetztzeit erlaubte und eine Anbindung an den Rest der Welt versprach, war eine öffentliche Telefonzelle an der Bushaltestelle auf dem großen Platz, auf dem er schon nach kurzer Zeit seine Ortsbegehung beendete.

Er beendet sie, weil es in diesem ausgestorbenen Nest einfach nichts zu erkunden gab. Sollte er wieder zurück in sein trostloses Hotel? Nein, dann lieber noch einen Spaziergang der Umgebung. Wenn es in der „Zivilisation“ nichts zu erkunden gab, dann vielleicht in der Natur, deswegen war er ja auch hergekommen. Vor dem Ort folgte er einem sandigen Weg in Richtung eines Hügels, der sich jedoch, je näher er kam, als ausgewachsener Berg entpuppte. Farne und Kakteen wechselten sich mit dornigem Gestrüpp und ganzen Büschen von gelben Blumen ab. Als er den Fuß des Berges erreichte, ging der spärliche Bewuchs in einen trockenen Kiefernwald über, der ihm wenigstens etwas Schatten bot, denn die Sonne brannte immer noch mit großer Intensität.

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