„Hast du auch so Hunger wie ich? Ich mache Abendbrot und du hältst das kleine Wunder hier im Auge. Ob Kim wohl auch Tee mag?“ Mein Vater legt seine Stirn in Falten, lächelt aber dabei. „Wir werden es gleich erfahren“ schmunzele ich zurück. Schon nach kurzer Zeit zieht der Duft von Spiegelei und Speck durchs Haus.
Mutter und Kim kommen zurück. Ich wurde einer alten Jogginghose und eines T-Shirts beraubt, aber es war mehr als ok. Zusammen gehen wir in die Küche, lassen die Tür zum Wohnzimmer auf, um zu hören, wenn die Kurze das Quengeln anfangen würde.
Kim zögert kurz, sieht uns alle an und sagt dann: “Ich danke euch, dass ich heute Nacht hier sein darf, besonders dir Pascal. Ich hätte nicht gewusst, wo ich heute Nacht schlafen sollte. Vielen Dank nochmal.“ Dabei füllen sich ihre Augen mit Tränen, die sofort als dicke Kugeln ihre Wangen runter laufen. Sie steht auf, kommt zu mir und nimmt mich schüchtern in den Arm. Danach meine Mum und zu guter Letzt auch meinen Dad.
„Das haben wir wirklich gern gemacht“, sagt meine Mutter „Und nun setz dich und iss kräftig, damit du wieder zu Kräften kommst.“
Erst zaghaft, aber dann doch mit großem Appetit, langt Sie ordentlich zu. Und der Pfefferminztee weckt neue Lebensgeister in ihr. Am Tisch sprechen wir alle zusammen über den Tag. Kim taut langsam auf und verliert nach und nach ihre Scheu.
Ich hatte meiner Mutter zwar schon in Kürze ihre Geschichte erzählt, aber jetzt hören meine Eltern das Drama direkt aus ihrem Mund. Wahnsinn, was diese junge Frau schon alles erdulden musste.
Ich selbst höre nur im Unterbewusstsein zu. Erstens kannte ich die Geschichte schon, zumindest das Meiste und außerdem hatte ich begonnen mir Kim etwas genauer anzusehen. Gesicht und Hände kannte ich schon vom Spielplatz, aber jetzt konnte ich auch den Rest erahnen, wirklich sehen konnte ich allerdings durch die etwas zu große Kleidung natürlich nichts.
Ca 1,65m groß, sehr schlanke Beine, schmale Schultern, kleiner Hintern. Der Bauch hatte sich nach der Geburt wohl noch nicht zu 100% zurückgebildet. Aber bereits jetzt braucht man nur wenig Fantasie um zu erkennen, dass sie auch dort sehr schlank ist. Nur die Brüste passten aktuell nicht so recht zum Rest ihres Körpers. Durch die Milch sind sie geschwollen und groß. Der Stillbüstenhalter hat aber alles gut „im Griff“. Gerade am Ende meines Körperscans angekommen, fordert Elisa aus dem Wohnzimmer unsere Gesellschaft ein. Vermutlich hat sie, genau wie wir, großen Hunger. Sofort springt meine Mutter auf, drückt Kim zurück auf den Küchenstuhl und eilt ins Wohnzimmer, um kurz darauf mit der Motte auf dem Arm zu uns zurück zu kommen. Mutter übergibt das Mädchen ihrer Mutter.
„Kim, wenn du stillen musst, kannst du gern mit Elisa in das Gästezimmer gehen. Dort seid ihr ungestört, und du kannst dir gleich dein Zimmer für heute Nacht ansehen. Es ist gemütlich und warm. Ich zeige es dir.“
Beide verlassen die Küche, wobei Mutter nach etwa 5 Minuten zurückkommt und sagt:
„Pascal, ich danke dir, dass du Kim mit zu uns gebracht hast. Das war auf jeden Fall richtig so. Die Kleine ist fix und fertig. Kriegen wir das hin, dass wir die zwei zumindest für ein paar Tage bei uns behalten? Ich möchte gern in Ruhe nach einer Lösung suchen, ohne Druck bei ihr aufzubauen.“
Papa und ich sehen uns an und sofort ist uns beiden klar, dass wir das ganz genau so sehen wie Mum. Also stimmen wir sofort zu. Sie kommt und drückt uns, Vater und mich: „Ich wußte es, ihr seid eben doch meine Liebsten.“
Die Uhr geht auf 20 Uhr zu, Vater sitzt auf der Couch und im Fernseher werden in Kürze die Nachrichten beginnen. Kim ist nun schon gut eine halbe Stunde im Gästezimmer. Mutter wird unruhig und fängt an sich um Kim zu sorgen. „Ich gehe mal nach ihr sehen“ sagt sie und geht auch sofort los.
Nur 2 Minuten später ist sie wieder im Wohnzimmer, lächelt und sagt: „Sie ist mit der Kleinen an der Brust eingeschlafen. Ich habe sie zugedeckt, sie wird den Schlaf brauchen. Er wird ihr neue Kraft geben.“
Ich verabschiede mich auch und will zum Lernen in mein Zimmer gehen. Ich schleiche über den Flur um Kim nicht zu wecken. Nach dem joggen habe ich noch nicht geduscht, fällt mir ein. Das will ich sofort nachholen. Pyjama aus meinem Zimmer geholt und ab ins Bad. Das Wasser prasselt auf meine Haut ein tolles Gefühl.
Gerade als ich mir den Rücken trocken rubbele, öffnet sich die Tür. Mist, vergessen abzusperren. Macht der Gewohnheit, weil wir das innerhalb der Familie nie machen.
Kim starrt mich kurz an. Ihr Blick zuckt in Richtung meiner Körpermitte. Sofort schießt ihr die Röte ins Gesicht, murmelt ein kurzes „sorry“ und schließt schnell wieder die Tür.
Ich muss lächeln, nachdem ihr Kopf verschwunden ist. Ich ziehe mir den Pyjama an und verlasse das Bad. Sie wartet vor der Tür. „Ich muss mal…“ und drückt sich an mir vorbei.
Ich lerne noch ein bisschen. Lege mich dazu aufs Bett. Irgendwann fällt mein Lehrbuch auf meine Brust als ich einschlafe. Was für ein Tag…
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Lautes Babygeschrei lässt mich mitten in der Nacht aufschrecken. Na klar, unser Gästezimmer ist mit zwei hübschen jungen Frauen belegt. Hübsch? Ja, auf jeden Fall. Mit etwas guter Pflege ist Kim eine wirklich hübsche Frau. Mir gefällt sie jedenfalls. Da lässt der Lärm auch schon nach. Kim ist bestimmt sofort aufgesprungen, um Elisa anzulegen und zu beruhigen. Ich falle bald wieder in einen traumlosen Schlaf.
Um 7 reißt mich mein Wecker unsanft aus dem Schlaf. Ich stehe auf und gehe ich die Küche. Mum und Dad sind bereits zur Arbeit. Aber der Tisch ist noch gedeckt, frischer Kaffee steht dort und unter der Kanne klemmt ein Zettel.
„Guten Morgen Pascal, ich hoffe du hast gut geschlafen. Wir wollten euch nicht wecken. Wenn du kannst, dann gehe heute bitte nicht zur Uni, sondern kümmere dich um Kim und Elisa. Sie wird uns nicht zur Last fallen wollen. Ich befürchte, dass sie gehen wird, wenn niemand bei ihr ist. Bitte sei so lieb und hole mit ihr die restlichen Sachen aus ihrer alten Wohnung, wenn sie bei uns bleiben möchte. Viele Küsse, Mama.“
Während ich lese, bemerke ich einen leichten Luftzug. Kim steht hinter mir und schaut über meine Schulter. Sie hat Elisa auf dem Arm und liest mit, was meine Mutter mir geschrieben hat. Dann höre ich sie schluchzen. Da erst bemerke ich, wie dicht sie hinter mir steht, drehe mich langsam zu ihr um und wische ihr dann mit dem Daumen die dicken Tränen von den Wangen. Sie schaut mich an und sagt nach einem Moment der Stille:
„Ich kann das nicht. Ich kann da nicht wieder hin. Ich will diesem widerlichen Arsch nicht wieder ins Gesicht sehen müssen. Dafür ist zuviel passiert, der hat so viel in mir kaputt gemacht.“
Normal bin ich nicht schüchtern und habe auch immer schnell einen Spruch parat. Aber gerade jetzt will mir nichts Gescheites einfallen, um ihr die Angst zu nehmen und sie zu trösten.
„Setz dich erstmal. Möchtest du einen Kaffee? Lass uns in Ruhe darüber reden. Wenn du magst, erzählst du mir, was dir alles passiert ist. Aber nur, wenn es für dich ok ist.“
Sie setzt sich auf einen der Küchenstühle und sieht mir zu, wie ich uns einen Kaffee einschenke. Dann setze ich mich zu ihr und sehe sie erwartungsvoll an.
„Tut mir leid, aber im Moment kann ich noch nicht mehr darüber erzählen, als ich euch gestern schon gesagt habe. Dafür kenne ich euch noch nicht gut genug. Außerdem muss ich gleich meine Sachen zusammenpacken und hier weg. Ich kann euch nicht auf der Tasche liegen. Ihr habt mir gestern geholfen, dafür danke ich euch ganz herzlich. Aber mehr kann ich nicht annehmen. Und leider habe ich nichts, was ich euch dafür zahlen könnte.“ Wieder füllen sich ihre dunklen Augen mit Wasser.
„Hast du denn Eltern oder andere Verwandte, wo du auf die Schnelle unterkommen kannst? Oder vielleicht das Jugendamt? Die haben doch auch immer gute Tipps. Eventuell das Frauenhaus?“
„Oh Gott, bloß nicht das Jugendamt, die haben mich eh schon auf dem Kieker, weil sich die ehemaligen Nachbarn über den ständigen Krach bei uns beschwert haben. Und nein, meine Eltern sind vor 2 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und andere Verwandte kenne ich nicht. Ich bin echt aufgeschmissen, wenn das mit dem Frauenhaus nichts wird. Pascal, ich bin dir wirklich sehr dankbar, dass du mich gestern mitgenommen hast. Vielen Dank.“
Dabei sieht sie mich an und lächelt. Da ist es wieder, das süße Grübchen. Sie sieht echt hübsch aus, wenn sie lächelt. Ich mag sie, obwohl ich sie noch nicht wirklich kenne. Aber vielleicht wird das ja noch, es würde mich freuen.
In diesem Moment meldet sich ihre kleine Tochter zu Wort und fordert ihr Frühstück ein. Kim geht mir ihr ins Gästezimmer um sie zu stillen und zu wickeln.
Ich nutze die Gelegenheit und rufe meine Mutter auf ihrer Arbeit an. Ich brauche ihren Rat. Jetzt gerade hätte ich sie gern hier. Ihr Draht zu Kim ist um Einiges besser als meiner. So von Mutter zu Mutter, oder Frau zu Frau.
Ich rufe also bei Mum an und berichte von Kim`s Vorhaben.
„Kommt überhaupt nicht in Frage, sie bleibt bei uns. In diesem Zustand kann sie nicht wieder auf die Straße. Ich habe mit deinem Vater darüber gesprochen. Wir sind uns einig. Sie bleibt. Das kannst du ihr bitte auch so deutlich sagen. Ich mache heute früher Feierabend und bin so gegen halb 1 zu Hause, dann sehen wir weiter.“
Ich gehe zur Tür vom Gästezimmer und klopfe an. „Kim, ich fahre kurz mit dem Rad mein Auto aus der Werkstatt holen. Du läufst bitte nicht weg hörst du? Bitte, wir müssen gleich noch was Wichtiges besprechen. Bitte bleib, ok?“ Aus dem Zimmer kommt nur ein leises „hhmmm“.
Ich schnappe mir mein Rad und versuche den Rekord von Eddy Mercks auf der Kurzstrecke zu brechen. Nach nur 10 Minuten stehe ich in der Autowerkstatt und bespreche die Rechnung für die Inspektion mit dem Meister. Mit großen Augen sehe ich den Rechnungsbetrag. Mit einem „Wow“ gehe ich zum Zahlen an den Tresen im Vorraum. Dort nimmt mir eine nette Dame meine ec-Karte ab und macht mich kurze Zeit später um 284,75€ ärmer. Dann das Rad im Kofferraum verstaut und schnell nach Hause. Ich möchte Kim nicht zu lange allein lassen. Nicht, dass sie noch auf dumme Ideen kommt.
Im Hausflur rufe ich nach Kim. Sie antwortet mir nicht. Verdammt, denke ich, ist sie doch abgehauen?
Küche… nichts, Wohnzimmer… auch nicht, Gästezimmer… leer. Aber dann höre ich, dass sie im Bad ist.
„Kim, alles ok bei dir?“ frage ich durch die geschlossene Tür.
„Ja, ich habe ewig nicht in einer Badewanne gelegen. Ich konnte nicht widerstehen.“
„Ok, entspann dich. Ich sehe so lange nach Elisa.“
So gehe ich ins Gästezimmer zurück. Die süße Maus liegt im großen Bett und schläft seelenruhig. Sie lächelt, ab und zu zucken ihre kleinen Fingerchen. Ich hoffe, sie träumt was Schönes, setze mich auf den Bettrand und sehe der Kleinen beim Schlafen zu. Ich liebe Kinder und wenn alles gut geht, möchte ich Kinderarzt werden. Aber bis dahin dauert es noch. So ein hübsches Kind. Dunkle, dünne Haare, Stubsnase und genau die gleichen Grübchen wie die Mutti. Ich bin gespannt, welche Augenfarbe sie hat. Wenn ich es recht überlege, kann ich auch nicht sagen, welche Augenfarbe Kim hat. Meistens hatte sie rote, verweinte Augen. Das muss unbedingt anders werden. Zu ihr würden blaue Augen gut passen. Bei dem Gedanken muss ich lächeln. Die Kleine schläft so lieb.
Kim kommt herein. Sie hat nur ein großes Badetuch um ihren schlanken Körper geschwungen und vor der Brust verknotet. Sie duftet toll. „War es ok, dass ich das Duschbad deiner Mutter benutzt habe?“
„Na klar, mach dir keine Sorgen, alles ist gut. Und was jetzt noch nicht gut ist, wird gut. Versprochen.“
„Versprich nicht, was du nicht halten kannst.“ wirft sie mir an den Kopf.
„Für gewöhnlich halte ich immer, was ich verspreche. Und ich habe nicht vor das zu ändern. Jetzt lasse ich dich allein, dann kannst du dich anziehen. Wir treffen uns dann bitte im Wohnzimmer, ok?“
Ich stehe auf und gehe zur Tür, drehe mich aber noch mal kurz um. „Alles wird …“ mir bleiben die Worte fast im Hals stecken. Kim hat das Handtuch bereits entknotet und hat es fallen lassen. Sicher dachte sie, ich wäre schon draußen, oder war es sogar Absicht? Ich habe freien Blick auf ihre Rückseite. Sie hat eine helle Haut, fast blass. Ganz schmale Schultern. Ein leichtes Hohlkreuz kann ich erkennen, schmale Hüften und einen süßen, knackigen Hintern. Ich erwische mich dabei, wie ich sie viel zu lange so ansehe. Länger als es sich anstandshalber gehören würde. Kennt ihr das Gefühl angestarrt zu werden? So muss es ihr gegangen sein, denn plötzlich dreht sie sich um und erschrickt. Schnell will sie das Handtuch aufheben um sich dahinter verstecken. Aber der kurze Augenblick in dem sie sich nach dem Handtuch bückt reicht aus, um für den Bruchteil einer Sekunde ihre Scham zu zeigen. Mit einem „Entschuldige bitte“ und einem roten Kopf verlasse ich schnell das Zimmer. Hoffentlich ist sie nicht sauer. Ich entschließe mich, sie gleich noch mal deutlich um Entschuldigung zu bitten. Vielleicht hat sie es eben nicht sofort verstanden und ist dann weniger sauer.
Ich sitze im Wohnzimmer und warte mit schlechtem Gewissen auf Kim. Sie hat Elisa auf dem Arm, als sie in die Stube kommt. Sie legt ihre Tochter auf den Teppich, auf dem ich eine kuschelige Wolldecke ausgebreitet habe. In der Nähe vom Kaminofen, den ich angezündet habe. Er strahlt eine wohlige Wärme aus. Die Motte schläft ruhig weiter. Sicher ist sie nicht gewohnt, es in so ruhiger Umgebung zu tun.
„Kim, es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anstarren. Und schon gar nicht hatte ich vor, dich nackt zu sehen.“
„Ist schon ok. Wir sind beide jung. Und es ist doch irgendwie auch natürlich. Hat dir wenigstens gefallen, was du gesehen hast?“ fragt sie provokativ. Sie sieht mich dabei mit festem Blick an.
„Ich würde Lügen, wenn ich nein sagen würde. Du hast, zumindest von hinten, eine tolle Figur.“ Jetzt lächelt sie wieder… diese Grübchen…
„Pascal darf ich dich um einen Gefallen bitten?“
„Jederzeit.“
„Kannst du mich bitte für einen kleinen Augenblick etwas in den Arm nehmen? Ich brauche das gerade. Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht.“
Mittlerweile hat sie sich neben mich auf die Couch gesetzt. „Sehr gern. Komm, schön dass du mich das fragst.“
Ich ziehe sie etwas dichter an mich heran und lege meine Arme um ihren zarten Oberkörper. Sofort drückt sie sich an mich und legt ihren Kopf an meine Brust. Wo nimmt diese Frau nur diese Menge an Tränenflüssigkeit her.
Mein T-Shirt wird leicht nass, aber das macht nichts. Ich halte sie einfach fest und lasse sie sich ausweinen. Dabei streiche ich ihr zärtlich über den Kopf. Das beruhigt sie schnell.
Sie löst sich von mir, sieht mich mit verweinten Augen an und flüstert: „Danke, das hat wirklich gut getan.“
Eigentlich kann ich die Worte kaum verstehen, viel mehr lese ich sie von ihren Lippen ab.
„Darf ich dich wieder mal darum bitten, wenn mir danach ist?“ fragt sie schüchtern und bekommt eine rötliche Färbung auf den Wangen.
„Immer wieder gern, ich fand das auch sehr schön. Und ich finde schön, dass du dich das getraut hast. Es hat mir viel bedeutet“, antworte ich.
„Was möchtest du denn so Wichtiges mit mir besprechen?“
„Kim, ich habe vorhin mit meiner Mutter telefoniert. Sie hat mir aufgetragen, dir auszurichten, dass du auf jeden Fall bei uns bleiben kannst. Wir alle würden uns wirklich sehr freuen, wenn wir dir helfen dürfen, dein Leben neu zu sortieren und alles nach und nach in den Griff zu bekommen. Ich soll dir sagen, du bist uns nichts schuldig, alles ist gut. Uns ist nur wichtig, dass du wieder zu Kräften kommst und es der kleinen Fee da unten auf dem Teppich gutgeht. Bitte lass uns helfen, es ist wirklich ok. Das Gästezimmer steht sonst sowieso leer. Und auf dem Boden oben steht noch mein altes Kinderbett. Mama hat gemeint es aufheben zu müssen, wenn später mal ein Enkel darin schlafen soll. Ich würde es sofort holen und aufbauen.
Und dann fahren wir zu deinem hoffentlich Ex und holen deine Sachen. Die brauchst du. Und die Sachen von Elisa brauchst du natürlich auch. Ich sorge dafür, dass er dir nichts tun kann. Glaube mir, ich kann das.
Anschließend fahren wir in den Supermarkt. Wir brauchen eh Lebensmittel. Dann können wir gleich Babynahrung und Windeln mitbringen, und alles, was du sonst noch brauchst. Morgen ist Samstag, da werden wir ein paar neue Klamotten für dich kaufen. Ich denke, du kannst sie gebrauchen. So, Ende der Ansage. Hierzu dulde ich keinen Widerspruch.“ beende ich meinen Plan mit strengem Ton, aber mit einem Zwinkern im rechten Auge.
Stille. Sie sieht mich an… Stille. Sie zieht die Stirn in Falten. In ihren tiefblauen Augen kann ich sehen, wie die Zahnräder in ihrem Kopf rattern. Tiefblau… ja jetzt sehe ich es ganz deutlich. Ihre Augen sind tiefblau.
„Und nein, bitte nicht wieder weinen. Vertrau mir, alles wird gut. Jetzt mache bitte eine Liste mit den Dingen, die du unbedingt brauchst, und Elisa natürlich. Möchtest du was trinken, ich hole uns was?“
„Ja bitte, ich habe einen ganz trockenen Mund.“
Ihre Augen scannen das Wohnzimmer ab. Die Ofenwärme breitet sich immer weiter aus. Das Holz knistert. Es ist einfach gemütlich. „Sollte ich einmal im meinem Leben Glück haben?“ murmelt sie leise vor sich hin. In dem Moment komme ich mit Block, Stift und Mineralwasser ins Wohnzimmer zurück. „Wie bitte?“
„Ach nichts, hab nur laut gedacht.“
Nachdem ich alles auf dem Tisch losgeworden bin, mich wieder gesetzt habe, kommt sie plötzlich ganz dicht und gibt mir ein fast gehauchtes Küsschen auf die Wange. Frechheit siegt, denke ich und frage: „Kann ich noch eins haben?“ Nur kurz sieht sie mich mit einem Lächeln an, ihre Augen funkeln und schon bekomme ich auf die andere Wange auch ein Küsschen. Dieses Mal sogar etwas länger. Schönes Gefühl.
Was jetzt wohl in Kim’s Kopf vorgeht. Ich würde gern Mäuschen spielen. Das ich es in den nächsten Tagen erfahren sollte, hätte ich niemals gedacht. Aber dazu später mehr.
Kim und ich überlegen gemeinsam, was wir an Lebensmitteln für uns alle benötigen. Dazu kommt eine Menge, was man für einen Säugling braucht. Hätte nie gedacht, was da alles zusammenkommt. Aber „wat mutt, dat mutt“ heißt es im Plattdeutschen.
Die Liste wird länger und länger. „Das ist viel zuviel“ sagt Kim, „das kann doch keiner bezahlen. Und ich kann es mir erst recht nicht leisten.“
„Das muss jetzt sein, also Schluss damit, wir kaufen das gleich.“
Durch die Unruhe wird auch Elisa langsam wach. Bestimmt hat sie auch wieder Hunger. Kim hatte gestern meiner Mutter erzählt, dass sie im Moment noch genug Milch hat. Kim nimmt das kleine Mädchen hoch und nimmt sie zärtlich in den Arm. Dann drückt sie mir die Kleine einfach in die Hände. „Halt mal, ich brauche ein Handtuch“, sagt sie und geht ins Bad. Völlig überrumpelt weiß ich erst gar nicht so recht, was ich tun soll. Dann lege ich mir die Maus in die Armbeuge und streichle ihr langsam mit der flachen Hand über den Bauch. Jetzt hat sie sie Äuglein offen. Sie hat tatsächlich die Augen ihrer Mutter, tiefblau. Ich habe ein Gefühl im Bauch, das ich so noch nicht kenne. So ein warmes Kribbeln. Sie ist so niedlich.
Kim steht in der Tür und beobachtet mich. „Du machst das gut. Normalerweise weint sie bei Fremden. Du scheinst einen Stein bei ihr im Brett zu haben. Steht dir gut, das Baby auf dem Arm. Aber gib sie mir wieder, ich möchte sie anlegen.“
Ich will aufstehen und sie allein lassen, damit es ihr nicht peinlich ist. Sie legt mir die Hand auf die Schulter und bittet mich zu bleiben. „Ich möchte jetzt nicht allein sein. Ich drehe mich zur Seite. Außerdem ist alles abgedeckt. Und selbst wenn nicht, es stört mich nicht so sehr. Komisch eigentlich, ich kenne dich erst ein paar Stunden und es macht mir nichts aus. Bei meinem Ex habe ich es nie zugelassen, dass er im selben Zimmer ist, wenn ich Elisa stillte. Vor ihm hatte ich Angst.“
Und so passiert es. Kim schiebt sich das Shirt über den BH und öffnet die Schale zum Stillen. Für einen kurzen Moment sehe ich sie dunklen Warzenhöfe und den einen, wirklich großen Nippel, aus dem schon etwas Milch tropft. Die Kleine nimmt die Brustwarze gierig auf und fängt sofort an zu trinken.
Nebenbei unterhalten wir uns über alles Mögliche. Erst jetzt finden wir Zeit dazu. Sie will wissen was ich so mache, alles zum Studium, Hobbys, und und und.
Sie erzählt, dass sie nach dem Tod ihrer Eltern die Realschule abgebrochen hat, um sich etwas Geld zu verdienen. Dann ist sie mit ihrem Ex-Typen zusammengekommen und wurde dann schwanger. Und damit nahm das Drama seinen Lauf.
Mittlerweile ist es Mittag. Und während Kim noch mit Elisa beschäftigt ist, gehe ich in die Küche und bereite das Mittagessen vor. Gestern ist so viel davon übriggeblieben, dass ich es nur noch aufwärmen muss.
Kim und ich essen mit großem Appetit. Ich beobachte sie dabei, die kräftige Mahlzeit kann sie gut gebrauchen. Dabei machen wir den Plan für den Nachmittag. Gleich nachdem Mum von der Arbeit kommt, wollen wir zu ihrer Wohnung, so dass genug Zeit zum Einkaufen bleibt.
Kurze Zeit später kommt Mutter auch schon, allerdings möchte sie kurz mit Kim noch mal in Ruhe sprechen. Sie macht ihr freundlich aber bestimmt klar, dass sie mit ihrer Tochter bei uns herzlich willkommen ist und bitte bleiben soll. Natürlich ist es Kim unangenehm und sie stellt klar, dass sie das nicht möchte. Aber nach ein paar schlagkräftigen Argumenten seitens meiner Mutter, stimmt Kim zu. Sie bedankt sich mit einer langen und herzlichen Umarmung. Sie ist sichtlich gerührt.
„Mum, würdest du bitte auf Elisa aufpassen? Wer weiß, wie der Ex reagiert. Vielleicht wird er aggressiv und laut. Das möchte ich der Kleinen nicht antun.“
„Natürlich gern, ich komme schon zurecht. Fahrt nur ihr zwei.“
Kurze Zeit später sind wir mit 2 leeren Koffern und ein paar Kartons bewaffnet, in Richtung Wohnung unterwegs. Kim wird auf dem Beifahrersitz immer unruhiger und rutscht mit dem Po auf dem Sitz hin und her. Ihre Hände liegen auf ihrem Oberschenkel und sind zur Faust geballt. Ihre Fingernägel sind schon ganz weiß, so sehr hat sie die Muskeln angespannt.
Meine Hand legt sich beruhigend auf ihre und streichelt sie ganz sanft. „Beruhige dich, dir wird nicht passieren, dafür werde ich sorgen. Hab keine Angst und vertrau mir.“ sage ich und drücke ihre Hand noch ein bisschen fester.
Eigentlich hatte ich stark damit gerechnet, dass sie ihre Hand wegziehen würde. Aber sie hat die Berührung zugelassen. Sie sieht mich mit feuchten Augen an und entspannt sich etwas. „Ich vertraue dir, danke.“
„Ich habe Angst“, sagt sie, als wir vor dem Wohnblock halten. Ich nehme sie kurz in den Arm damit sie sich beruhigt. Rein in den Aufzug, fünfter Stock. Sie zieht ihren Schlüssel aus der Tasche. Mit zittrigen Fingern versucht sie aufzusperren. Glück gehabt, der Schlüssel passt noch. Auf die Idee die Schlösser zu tauschen, ist er Gott sei Dank nicht gekommen. Auf dem Flur sieht sie sich ängstlich um. Aber er ist nicht zu Hause.
„Sicher säuft er wieder mit seinen Kumpels.“
„Dann komm“ sage ich „lass uns schnell packen. Vielleicht sind wir weg bevor er zurückkommt.“
Das Meiste ist verpackt und die erste Hälfte bereits im Auto, als plötzlich die Wohnungstür auffliegt und ein 1,75m großer, ziemlich betrunkenen Typ mit leichtem Übergewichtig, auf uns zustürmt, nachdem er die Lage erfasst hat. Eigentlich ist es eher ein stolpern. Er will mich zur Seite drängeln und zu Kim. Seine Fäuste sind schon geballt. Seine Absicht ist nicht schwer zu erraten. Schnell versperre ich ihm den Weg und schubse ihn zurück. Wütend mit knallrotem Kopf will er mir an den Hals greifen. Mit einem gezielten Schlag auf den Solar Plexus, der empfindliche untere Punkt des Brustkorbs, bleibt ihm die Luft weg. Dann greife ich ihm unsportlich in seine heilige 12 und drücke kräftig zu. Er jault schmerzhaft auf und krümmt sich. Ich drücke noch ein bisschen fester und flüstere ihm mit aggressivem Ton ins Ohr: „Wenn du nicht aufhörst, wird es noch mehr weh tun. Lass uns den Rest packen, dann verschwinden wir und du hast deine Ruhe. Alles andere klären die Ämter, darauf kannst du dich verlassen. Und jetzt benimmt dich.“
Um meiner Drohung Nachdruck zu verleihen packe ich mit der freien Hand unmännlich in seine fettigen Haare und reiße seinen Kopf nach hinten. Immer noch seine Eier fest im Griff, sage ich Kim, sie soll den Rest auf den Flur stellen.
Sie sieht mich mit aufgerissenen Augen an. Es dauert einen Moment bis sie sich fasst. Aber dann landet der Rest schnell im Aufzug. Sie wartet draußen auf mich.
„Ich lasse dich jetzt langsam los. Wenn du dich benimmst ist alles gut. Sonst tut es weiter weh!“ Wütend ziehe ich seinen Kopf nahe an mein Gesicht. Ich kann seine Alkoholfahne riechen und auch sonst scheint er nicht der Sauberste zu sein. Ekel überkommt mich. „Nein nein, ich mach nichts. Versprochen. Aber bitte lass meine Eier los.“
Zum Abschluss ziehe ich noch mal kräftig an seiner Mickrigkeit. Dann lasse ich los, aber ihn nicht aus den Augen. Sofort sackt er in sich zusammen und presst seine Hände auf seinen Beutel. Er wimmert und ich habe überhaupt kein Mitleid mit ihm. Armseliger Penner.
Als wir wieder im Auto sitzen, fällt die Anspannung von mir ab. Kim allerdings sitzt da und zittert wie Espenlaub. Ich beuge mich zu ihr rüber und nehme sie in den Arm. Fest drücke ich sie an mich und sie legt sofort ihren Kopf auf meine Brust. „Ich danke dir so sehr, dass du auf mich aufgepasst hast. Er hätte mich sofort verprügelt, wenn du nicht gewesen wärst. Gegen den hatte ich noch nie eine Chance. Auch nicht, als er mich …“ mitten im Satz bricht sie ab. Natürlich würde ich jetzt gern nachfragen. Aber ich verkneife es mir. Wenn sie soweit ist, erzählt sie es vielleicht. Wenn nicht, ist es ihre Entscheidung. Es ist gut so.
Sie hebt den Kopf, sieht mich mit glitzernden Augen an und küsst mich. Nur kurz, aber dafür dieses Mal direkt auf meinen Sensoren. Ihre Lippen sind so weich auf meinen. Kribbeln macht sich im Bauch breit. Anscheinend sind die Schmetterlinge darin kurz von ihrer Stange aufgeflogen. „Ich hatte es dir versprochen und wie ich schon sagte: Normalerweise halte ich meine Versprechen. Und nun los, einkaufen.“
Erst jetzt lasse ich sie los, fasst fällt es mir ein bisschen schwer. Ich spüre, dass auch sie sich nur schwer von mir lösen mag. „Du hast recht, lass uns fahren.“ Sie lächelt. Ich liebe es, wenn sie lächelt. Ich könnte sie stundenlang ansehen. Sie sieht schüchtern nach unten. Aber ich erkenne, dass auch sie mich immer mal wieder aus den Augenwinkeln betrachtet.
Schnell sind wir durch die Regale gehastet. Nachdem wir alles gefunden haben, ist der Einkaufswagen randvoll. Die Pampers sind aber auch sperrig Deutlich ist das Unbehagen in Kim’s Gesicht zu erkennen. Aber ich lasse keinen Protest zu. Mein Blick zeigt ihr das unmissverständlich und so probiert sie’s gar nicht erst.
„Pascal, ich möchte schnell nach Hause. Das Auto ist eh voll, aber ich bin unruhig wegen Elisa, verstehst du das?“ „Na klar verstehe ich das, mein Hase.“
Verdammt, öfters nutze ich „mein Hase“ als flapsigen Spruch bei meinen Kommilitoninnen. Und jetzt ist es mir wieder so rausgerutscht. Ich werde rot, aber Kim lässt das unkommentiert.
Zu Hause werden wir freudig empfangen. Mutter möchte natürlich sofort wissen, wie es gelaufen ist. Aber Kim sucht nach Elisa und sieht Mutter fragend an. „Sie liegt im Wohnzimmer auf der Decke und schläft tief und fest. Mach dir keine Sorgen. Sie ist so ein liebes Kind.“
„Dann muss ich abpumpen“, sagt Kim und geht ins Gästezimmer. Ich räume den Einkauf aus dem Auto und hole dann Kim’s Sachen. Die stelle ich aber vor dem Gästezimmer ab, ich will sie nicht stören. Später oder morgen ist noch genug Zeit um die Koffer auszuräumen.
Mutter räumt den Einkauf in die Schränke und fragt mich aus. Ich berichte von dem kleinen Zwischenfall und wie ich das gelöst habe, natürlich mit leichtem Stolz in der Stimme. Und ich beschreibe ihr den Kerl, den Geruch, die Fahne, seine abgewrackten Klamotten.
„Mama, ich möchte Kim helfen. Ich möchte mit ihr zum Amt gehen. Sozialamt, Jugendamt, und was man sonst noch so braucht. Ich möchte, dass sie alles bekommt, was ihr von Rechtswegen zusteht. Sie braucht es, und der Typ ist ein mieses Schwein. Er hat es nicht besser verdient.“
„Das finde ich gut. Hilf ihr wo du kannst. Sie ist ein liebes Mädchen. Sie ist ein bisschen so, wie ich mir immer eine Tochter gewünscht hätte. Ich wollte immer ein Pärchen Kinder. Leider war es deinem Vater und mir nicht vergönnt. Vielleicht kann ich ihr so etwas wie eine Ersatzmutti sein. Ich würde mich sehr freuen.“
Ihre Augen werden wässerig, während sie das sagt. Schweigend bleiben wir in der Küche. Wo Kim wohl bleibt, ich wäre jetzt gern in ihrer Nähe. Ein leises Quäken kommt aus der Stube. Elisa.
Die Ersatzoma und ihre Mutter sind fast gleichzeitig bei dem kleinen Wesen, das wild mit Armen und Beinen in der Luft rudert. Kim nimmt sie hoch und drückt sie fest an sich. „Hast du Hunger mein Schatz?“ Flüstert sie dem Mädchen ins Ohr „Na dann komm mal mit.“ Sie geht mit ihr ins Gästezimmer, in IHR Zimmer.
Gefunden!
schreibt Fritz850
Fortsetzung?
schreibt Reinhard
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Lieber Hardi
schreibt ulriketyress@gmail.com
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schreibt Reinhard