Was wird bloß meine Mutter denken? Tatsächlich war das ihr erster Gedanke, nachdem sie den Termin fix gemacht hatte. Nun war es zu spät. Emma lag ausgestreckt auf einem riesigen Bett und räkelte sich unbekleidet in einem Berg von Kissen.
Umgeben war sie von einer Armada von Scheinwerfern, weißen Stellwänden und getönten Spiegeln, die den Blitzen, jeden reizvollen Winkel ihres Körpers ausleuchtend, die grelle, kalte Note nahmen. Alles blendete sie und so versank das Studio in dieser luxuriösen Villa um sie herum. Fast fühlte sie sich allein mit sich selbst, in wohliger Wärme in dem leichten Luftzug von der geöffneten Terrassentür her, der die weißen, durchsichtigen Vorhänge beständig ein wenig wehen ließ ohne den Blick nach draußen oder von dort herein wirklich freizugeben.
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Eine Freundin hatte sie mitgenommen zur Vernissage eines aufstrebenden Fotografen, der, als Künstler allmählich angesagt, Medieninteresse und Sammler anzog und dessen Werke so manches Büro oder Wohnzimmer zierten, was zunehmend schwerer finanzierbar wurde für ihresgleichen.
Mal abgesehen davon, dass Ausstellungseröffnungen immer ein wenig dem Klischee des Sehen-und-Gesehen-Werdens entsprachen, fühlte sich Emma - auch aus diesem Grund - sichtlich wohl. Sie wusste, sie sah hinreißend aus in ihrem weinroten, silbern durchwobenen Cocktailkleid, den hohen Pumps, der solitären Perle um ihren Hals und ihren langen, brunetten Haaren. Der Sekt mundete vorzüglich, entspannte und regte gleichermaßen an.
Die dargebotene Werkauswahl umfasste Fotographien aus unerwarteten Perspektiven, Landschaften, abstrakt anmutende Makro-Aufnahmen, deren größter Reiz darin bestand, dass es sich nicht um kreative, allein der Phantasie des Designersentsprungene Computergrafiken handelte, allein der Phantasie des Designers entsprungen, sondern um schwer zuzuordnende Details realer Objekte, Wesen, Strömungen. Und natürlich hingen da auch Bilder, die irgendwie Akte waren, Haut, Haar, Lippen, Lider, menschliche Existenz im ureigensten Sein, kontemplativ, begehrend, ekstatisch, am durchdringendsten jene, die schlicht und einfach den offenen Blick des Abgelichteten auf seinen Betrachter festhielten, und diesen mehr irritierten als jenen, der sich doch preisgegeben hatte.
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Hätten Sie Lust, mir Modell zu stehen? Emma erschrak ein wenig, als sie so vom Meister höchstpersönlich aus ihrer Versunkenheit gerissen wurde. Im ersten Moment meinte sie, sich verhört zu haben, selbst einer frivolen Phantasie erlegen zu sein. Denn wahrhaft, sie hatte mit dem Gedanken gespielt, wie es denn wäre, selbst so im Fokus kreativen Interesses zu stehen, zu liegen, sich zu zeigen, in Momenten allumfassender Sinnlichkeit ohne jene Geilheit, die immer zu schnell die feinen Nuancen des Fühlens überrennt und in unverzüglich dann doch willkommener Erregung orgiastische Höhepunkte anstrebt, die die Welt um sich herum versinken lassen und alles vergessen machen, auch die Schönheit des zarten Anfangs.
Dann hielt sie es für eine nur vordergründig dezente Form der Anmache und war ein wenig verärgert, dass der Smalltalk nicht leichtfüßiger daherkam, wiewohl dieser Mann ihr durchaus sympathisch und gutaussehend erschien. Natürlich würde ihr schmeicheln, für attraktiv genug befunden zu werden, für ihn, den eben nicht mehr unbekannten Kunstschaffenden mit ausreichend und vielleicht sogar überreichlich Resonanz bei seinen Anhängerinnen, zu agieren. Nur gerade deshalb wäre es ihr angenehmer gewesen, hätte er sein Interesse an ihr unverfänglicher gestaltet, unverbindlicher, weniger distanzlos. Getarnt als Neugier auf ihr Interesse an seinen Arbeiten etwa, denn hierzu hätte sie sich ohne weiteres äußern können ohne das Gefühl, als Kulturbanause zu gelten.
Doch noch bevor sie charmant eine wenig wehrhafte Anstandsgrenze setzen konnte, schwärmte er schon in einfachen Worten, die gleichermaßen so direkt wie zurückhaltend waren, von der Art, wie sie seine Bilder betrachtet hatte, gerade jene mit Menschen, Gesichtern, Leibern, ohne eine von gängigem Kunstverstand geformte Distanz, versunken im fühlenden Betrachten, in wahrer Kontemplation also. Fasziniert war er von ihr und ihrer inneren Nähe zu seinem Werk. Mit diesem Kompliment ganz eigener Art und einem sympathischen Lächeln verließ er sie, nicht ohne ihr seine Karte übergeben zu haben.
Überlegen Sie es sich, hatte er ihr den Floh ins Ohr gesetzt. Mochte er vielleicht schon kurz darauf diesen, weil sicherlich nicht seltenen Dialog schon wieder vergessen haben, in Emma nagte es. Natürlich war sie als junge Frau immer wieder Adressatin von Komplimenten und auch umworben, aber plötzlich allein im Focus künstlerischen Interesses zu stehen, Objekt und Subjekt eines vielleicht unvergänglichen Werkes zu werden, brachte eine völlig neue Dimension in ihr zwar quirliges, aber letztlich unaufgeregtes Leben zwischen Büro, Bar und Bistrot. Aufgewühlt, skeptisch, enthusiastisch rang sie ein paar Tage und Nächte mit sich, dann rief sie an.
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Marco, der Barkeeper, war nicht wirklich schweigsam, er hörte nur sehr gut zu. Nichts entging ihm, was Emma ihm anvertraute und wenn er in seiner einsilbigen Art tatsächlich antwortete, dann hatte es Hand und Fuß. Unzählige Male hatte sie ihm gesagt, Dich würde ich auf der Stelle heiraten. Dann zeigte er nur seinen Ring. Das hieß: Ich habe die Liebe meines Lebens bereits gefunden.
Genervt und geschmeichelt reagierte sie auf das Werben der Männer. Wie wohl jeder Frau war ihr nicht jeder willkommen. Es war eben frustrierend, selbst immer nicht zu wissen, wann es sich lohnte, etwas zu wagen, viel von sich preiszugeben und dann Entwicklungen zu verstehen, die selten selbst erklärend waren.
Tim war ein Netter gewesen. Der Sex mit ihm war phantastisch. In den fruchtbaren Tagen war sie lüstern und unersättlich und dann liebten sie sich durch die Wohnung in wilden Verrenkungen genauso wie auch in zeitlosem, zärtlichem Aneinanderkuscheln. Aber in den Tagen vor den Tagen war sie mehr als zickig und suchte Streit ohne Rücksicht auf Verluste. Und dann litt sie vor sich hin, bis sich das hormonell bedingt einrenkte - ein Wermutstropfen in einer Liebesbeziehung, die auch eine ungebrochene intime Bejahung braucht. Tim wurde nicht mal bockig, er war ob unverdienter Anfeindungen nur enttäuscht und zog sich dann in sich zurück. Er brauchte einige Zeit, um wieder aufzutauen und dem mit der Phase des Mondes heraufziehenden neuen Frieden zu trauen. Von Freundinnen wusste sie, dass die ihren Männern bei Unpässlichkeit halt eine vollendete Fellatio angedeihen ließen oder eben anal angesagt war. Emma aber war in diesen Tagen so mies drauf, dass sie bestenfalls gelegentlich etwas Schmusen mit auf den Bauch spritzen zulassen konnte.
Dennoch ertrug Tim ihre Lauen tapfer. Was sie entzweite, war widersinnig: Tim meinte es ernst. Er wollte für immer mit ihr zusammen sein. Aber eben nicht ewig durch die Kneipen ziehen, zwischen Fitnesstudio und Spa wechseln und ansonsten endlos pubertieren. Er wollte heiraten, Kinder und ein Haus. Klassisch, schön, spießig? Emma war unentschlossen und letztlich jagte ihr diese Ernsthaftigkeit Angst ein. Eine Zeit lang hatte es noch funktioniert, ihn zu vertrösten, jegliche Verbindlichkeit hinauszuschieben, dann war es Zeit, ihn wegzuschicken. Er war schwer getroffen, doch hatte er es geahnt.
Jetzt war er weg und sie vermisste ihn. Denn die Männer, die sie nun hofierten, hatten ein wenig zu viel von dieser Unverbindlichkeit und dem jungenhaften ewig so weiterleben. Sie wollte kein anderes Leben, aber dieses auch nicht wirklich, diese drei-Monats-Beziehungen, ein Monat fürs Kennenlernen, ein Monat Zusammensein und ein Monat Auseinandergehen. Spontaner Sex mit Thekenbekanntschaften mochte manchmal sehr aufregend sein ob der unvermittelten Lust und dem wilden Begehrt-werden. Aber für echte Grenzüberschreitungen, tiefes Vertrauen mit uneingeschränktem sich-fallen-lassen war das nichts.
Wenn Du Dein Glück gerecht behandelst, dann verlässt es Dich nie, sang Andre Heller in für immer jung, ein Lied, das ihre Mutter liebte und ihr ans Herz gelegt hatte. Emma hatte wohl etwas falsch gemacht und ein Zurück zu ihm gab es nicht. Das nächste Mal wäre sie hellhöriger und sie war sicher, es gibt ein nächstes Mal. Bis dahin genoss sie ihr Leben, wenngleich nachdenklicher, weniger unbekümmert.
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Emma mochte ihren Körper.
Der Enge ihres kleinen Appartements geschuldet, hatte sie sich einen verspiegelten Schrank angeschafft, der nur eine Armlänge neben ihrem Bett stand. Wenn sie masturbierte, sah sie sich gern im Spiegel an, in ihren Berg von Kissen gebettet mit weit geöffneten Schenkeln oder auf allen Vieren kniend. Wenn sie ihren Po, ihre Muschi und ihren Anus so im Spiegel sah, verstand sie, warum die Männer so wild auf sie waren. Und war einer zurückhaltend, verstand sie es gekonnt, ihn lockend verrückt zu machen.
Sie hatte mit der Pille versucht, ihre hormonell bedingten Stimmungsschwankungen auszugleichen, aber ihre Lust wurde insgesamt geplättet und so setzte sie den Ovulationshemmer wieder ab. für ihre unsteten Beziehungen jetzt musste sie ja ohnehin auf Safer Sex bestehen, und nun genoss sie wieder ihre sinnlichen Höhenflüge und sei es nur von eigener Hand.
Damit war sie oft zufrieden, wenn sie wieder einem oberflächlichen Blender erlegen war, der selbstgefällig nur den schnellen, uninspirierten Erfolg bei und in ihr suchte. So sehr sie selbst sich wildes Verlangen und spontane Intimität zugestand, so sehr erwartete sie auch eine seelische, alles überwältigende Berührung tief im Innersten. Ihre Suche wurde unsteter, ernster, fast ein wenig bitter. Irgendetwas Besonders sollte passieren, danach sehnte sie sich.
Und plötzlich war das da, nur ganz anders, als sie sich das vorgestellt hatte.
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Warum reagierte dieser Kerl mit seiner profihaften Attitüde so gar nicht auf ihre Reize?
Schon als sie angekommen war zum verabredeten Termin, wurde ihr klar, dass sie sich falsche Vorstellungen gemacht hatte, so diffus diese gewesen sein mochten. Weder war er allein noch befand sich sein Studio in einem klassischen Loft in der Innenstadt, so zwischen versifft und stylish, mit ein wenig Gruseln über das Kommende. Eine mondäne Dame mittleren Alters öffnete ihr die Tür zu dem Bungalow inmitten eines weitläufigen Gartens, an dessen Tor das Firrnenschild hing. Sie bat Emma in freundlicher Sachlichkeit ins Büro, erläuterte ihr geduldig und detailliert den Inhalt ihres Modelvertrages und bat sie nach Einigung zum Schminken. Als Kosmetikerin verbrachte sie an ihr eine dreiviertel Stunde mit ihren Künsten und Emma schmolz schon jetzt dahin, ob dieser lukrativen Wellnessbehandlung. Perfekt gestylt, geschminkt und rasiert wurde ihr ein Hauch von Morgenmantel angeboten und sie konnte es sich auf einer Liege vor dem Pool bequem machen. Von dort hatte sie zwar keinen Einblick in das Studio, vernahm aber geschäftiges Treiben, klare sachliche Anweisungen, Lob und Tadel, Lachen und frustrierte Verärgerung. Eine Session allein zu zweit mit möglichem erotischem Knistern war also weniger zu erwarten.
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Nachdem das vorherige Shooting beendet war, begrüßte sie Rainer, der Meister, freundlich, fragte nach ihrem Befinden, plauderte ein wenig über dies und das, und relativierte auf Emma's Nachfrage unaufgeregt die von ihr vernommenen Unstimmigkeiten in der vorangegangenen Aufnahmesitzung. Er bot ihr einen Drink an und beide wählten Campari Orange, passend zum herrlich südlich anmutenden Sommernachmittag. Rainer, gewissermaßen seit einer Stunde ihr Arbeitgeber, ließ sich auf der Liege neben ihr nieder und das zwanglose Gespräch, in dem sie sich ein wenig austauschten über Berufliches und unspektakulär Privates, entspannte Emma vollkommen. Fast vergaß sie, weshalb sie hier war. Rainer flirtete nicht, sondern war einfach ein wirklich angenehmer Zeitgenosse - vor dem sie sich in Kürze ausziehen würde.
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Ein wenig erhöhte sich ihr Puls schon, als sie zum Set gebeten wurde, es jetzt also ernst werden sollte.
Rainer war ein Profi. Er ließ ihr endlos Zeit, sich einzuleben in dieser sicherlich ungewohnten Situation, und dass sie keinerlei Erfahrung in professionellem Posieren hatte, ließ er sie nicht spüren. Unzählige Aufnahmen schoss er schon, während sie noch unentschlossen umherschlenderte, gelegentlich in die Kamera blickte, sich durchs Haar fuhr, sich reckte im Gegenlicht vor dem Hauch von Vorhang, immer noch so halbwegs bekleidet mit dem feinen, durchsichtigen, dezent in gedeckten Farben gemusterten Mantel. Gerade in dieser erst angedeuteten Nacktheit hatte sie eine laszive Ausstrahlung, die ihr in den zufriedenen Anregungen und Weisungen des Meisters gespiegelt wurden.
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Emma mochte es, sich zu zeigen. Nicht unbedingt im öffentlichen Raum, da war sie eher ein wenig zugeknöpft, halt gelegentlich oben ohne sonnen oder mal schnell den Bikini wechseln ohne eine Kabine anzusteuern, mehr nicht. Aber sie liebte es in intimen Momenten angesehen zu werden, mit Interesse, Wohlwollen, einfühlendem Begehren. Dann war es ihr ureigenstes Interesse, ihr Geheimnis zu offenbaren.
Warum eigentlich war das erotische Wesen eines Menschen immer dem Verborgenen zuzuweisen? Sicherlich wollte sich niemand dem Spott unangenehmer Mitmenschen aussetzen. Und wenn sie sich mit ihren Freundinnen austauschte nach dem Sport unter der Dusche, dann konnte sie natürlich wahrnehmen, wie deren Mummu aussah, welche Vielfalt es nicht nur beim Gesicht einer Frau gab. Die Unbekümmerteren hatten schon auch Fotos der Schwänze ihrer Freunde und Männer auf dem Telefon gezeigt, Verwegene gar Ganzkörperakte mit erigierten Gliedern, aber da gab es dann doch meist mädchenhaft-zotiges Gekicher. Mochte es dem einen recht sein, so stolz präsentiert zu werden, so konnte es genauso eine Verletzung der der Intimsphäre des Abgebildeten sein. Sie jedenfalls wollte selbst entscheiden, wer was von ihr zu sehen bekam.
In diesem Sinne machte sie gerade einen bedeutenden Schritt. Mitten im Shooting überkam sie wenig Angst vor der eigenen Courage und sie vergrub in spontanem Gelächter ihr Gesicht ins Kissen, während ihr Unterleib sich mehr und mehr dem dokumentierenden Betrachter darbot. Rein tatsächlich hatte jedoch gerade dieser heitere Anflug von Scham alle Dämme gebrochen, denn sie zeigte sich nun ganz und gar mit Haut und Haar. Ja, er sollte ihren lockenden, verkniffenen Anus abbilden. Alle sollten sehen, wie sehr sie auch ihn als Quelle sinnlichster Gefühle empfand, mit einbezog, animierte, genoß.
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Angefangen hatte alles damit, dass sie hinten einfach richtig sauber sein wollte. Schnell bemerkte sie, dass ihr das auch lustvolle Gefühle bescherte. Erste Versuche, dort etwas Größeres als ihren Finger einzuführen, hatten eher ernüchternde Wirkung, aber Massagen mit Lotionen liebte sie vor der eigentlichen Masturbtion ihrer Perle. Männer dachten bei anler Stimulation meist sofort an Analverkehr und den fand sie eher als unangenehm. Nur ein Lover hatte verstanden, dass ein zeitloser hingebungsvoller Einsatz seiner Zunge sie weicher, offener, empfänglicher für alles Kommende machte als gängigere Vorspiele. Natürlich sehnte sie irgendwann die Königsklasse herbei, Zunge und Lippen auf ihrer Perle. Doch damit brachen alle Dämme, wohingegen der Anilingus eine zeitlose Zärtlichkeit war, ganz dem Fühlen ergeben, die uneingeschränkte Liebeserklärung an ihren Leib, der dem Liebhaber offensichtlich eben nichts, aber auch gar nicht Abstoßendes bot. Ja, in dieser Liebkosung offenbarte sich der umfassendste Respekt vor ihrer Person, denn die umfasste ihren ganzen Körper, nicht nur ihr hübsches Gesicht und ihre schönen Gedanken. Schade, dass der Kerl in jeder anderen Hinsicht nicht in ihr Leben gepasst hatte. Im Bett hatte er es echt drauf. In entsprechender Weise hatte sie ihn selbstverständlich nicht verwöhnt. So ein haariger Männerarsch ließ sich doch nicht mit der Anmut ihrer gepflegten Pflaume und ihrer zarten, makellosen Rosette vergleichen.
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Der Anus war das Zeichen wahrer Nacktheit, anzüglich, doch sinnlich empfindend. Seine Darbietung war der Schritt weg von der reinen Ästhetik erotischer Darstellung hin zur Preisgabe intimer Identität. Vielleicht gelang es ihr, auf den Bildern ein Selbstbewusstsein zu vermitteln, wie sie in der Ausstellung so beeindruckt hatte. Dann würde wohl auch ihre Mutter fasziniert sein, was für eine souveräne Frau aus ihrem Mädchen geworden war. Aufgewühlt und erregt war Emma nun, verschwunden war die Schläfrigkeit des beiläufigen und mit der Zeit etwas ermüdenden Posierens.
Das alles ging ihr durch den Kopf, während sie sich so ausgiebig allen Wünschen des Betrachters hingab. Genussvoll tat sie das, denn sie befand sich in der Mitte ihres Zyklus, war lüstern, rollig, unbemannt. Sollte doch alle Welt, sehen was ihr entging. Sie streichelte durch ihr Haar, hob die ganze Pracht hoch, zauste darin und ließ es in eine ungeordnete Mähne fallen. Ihre Hände waren schon weiter gewandert über ihre Brüste, die den zart kreisenden Fingerspitzen mit harten, steil aufgerichteten Nippeln antworten. Sie glitt zwischen ihre Pobacken, streichelte After und Damm, dann ließ sie sich nieder auf alle Viere und begann ihre Perle und Lippen zu massieren.
Nichts mehr um sich herum nahm sie noch wahr. Hatte der Fotograf tatsächlich aufgehört, sie zu lenken, anzuweisen, zu ermuntern? Ließ er sie einfach gewähren, weil sie ihm entglitt, oder weil sie einfach einer Göttin gleich anbetungswürdig an sich selbst handelte? In ihren Gedanken, ihrem Fühlen, in den wohligen pulsierenden Wellen, die von ihrer Klitoris her durch ihren Köper strömten, phantasierte sie einen Adonis, der sie wild und zart von hinten nahm, nachdem er ihren Anus so ausgiebig verwöhnt hatte. Gott, wie sehnte sie sich danach. Nie wieder würde sie einen, der ihr guttat, in die Wüste schicken. Nein, er sollte sie Fleisch in Fleisch begatten und wenn er kam, sollte er in ihren Mund spritzen und sie würde seinen Samen mit wild kreisender Zunge aus ihm heraus saugen und in sich aufnehmen. Und irgendwann würde sie ihm gebieten, alles in sie hineinzuspritzen mit vollem Wissen und Wollen, weil sie endlich bereit war, alles zu teilen, ein neues Leben zu zeugen, mit ihm, in sich und für sich, für sie beide.
Sie kam im Blitzlichtgewitter, einem Feuerwerk, das nur in mildem Abglanz versinnbildlichte, was sie empfand, in diesem Schauer, der über ihren Rücken jagte hinunter bis in ihren Unterleib, im wilden Pochen ihres Herzschlages, der durch ihren ganzen Körper hämmerte.
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Matt, benebelt vom kribbelnden Abebben ihrer Ekstase, sank sie auf das Laken und langsam nur kehrte ihre Besinnung zurück. Nein, sie hatte nicht geträumt, denn das Blitzlicht zischte wieder und wieder und langsam nahm sie die Worte des Fotografen wieder wahr. Egal, was diese Bilder nun zeigten, sie schämte sich nicht und sie bereute nichts, denn sie war ganz sie selbst gewesen. Das und nicht der in voyeuristisches Ambiente nutzender Exhibition selbst herbeigeführte Orgasmus war der Grund ihrer tieften Befriedigung.
Nun war alles still. Rainer stand am Rand des Bettes und sah amüsiert auf sie herunter: Was machen wir jetzt nur mit diesen letzten Fotos? murmelte er ratlos.
Emma lachte aus den Kissen zu ihm hinauf und gestand: Keine Ahnung! Ich jedenfalls werde sie lieben!
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