Erinnerung

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Erinnerung

Erinnerung

Sven Solge

Mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit auf Landstraßen, von 100 km/h, trieb Torsten seinen Wagen durch die Kastanienallee.
Die Sonne, die sich so früh am Morgen gerade über den Horizont geschoben hatte, verursachte durch den Schatten der Kastanien, eine fast hypnotische Wirkung.
Hell…, dunkel.., hell…, dunkel…,
Dieser ständige Helligkeitswechsel tat Torsten richtig weh und er spürte, wie eine schwere Müdigkeit ihn erfasste.
Es hatte in der letzten Woche geschneit, sodass die Felder rechts und links von der Straße, in gleißendes Licht getaucht waren und die Blendwirkung noch erhöhten. Zum Glück war die Straße frei und gut befahrbar, sodass Torsten gefahrlos so schnell fahren konnte. Trotzdem verringerte er jetzt sein Tempo, weil die plötzliche Müdigkeit ihm zu schaffen machte.
Er kannte die Strecke sehr gut, fuhr er sie doch schon seit Jahren immer zur gleichen Zeit. Er wusste, dass in etwa einem km ein Feldweg rechts abging, den er schon öfter zur Pause benutzt hatte. Schon von weitem erkannte er die Baumreihe, die den Weg begrenzten und er bremste ab.
Sehr vorsichtig bog in den Feldweg ab, da hier noch niemand gefahren war und die dünne Schneeschicht noch keine Spur aufwies. Er stoppte, stellte den Motor ab und ließ nur das Radio an, aus dem leise Musik erklang. Torsten war froh, dass nach der endlosen Weihnachtslieder Dudelei, wieder normale Unterhaltungsmusik zu hören war. Er stellte die Musik etwas leiser, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Seine Gedanken schweiften zurück, zu dem Tag, als er Inga nach fast 30 Jahren wieder sah!

-*-

Sie stand auf dem Wochenmarkt, beim Obst und Gemüsehändler, als Torsten sie sah.
Er erkannte sie sofort, ihr liebliches Profil, das er schon während ihrer Schulzeit geliebt hatte. Die kleine Stupsnase und die schmalen Lippen würde er wohl nie vergessen. Okay sie war älter geworden, wie er selber ja auch! Aber Torsten war sich hundertprozentig sicher, dass war seine Jugendliebe!
Er trat hinter sie und nannte sie beim Namen: „Inga?“
Die Frau drehte sich erschrocken um und schaute ihn verständnislos an?
„Ich bin es, Torsten!“
Er konnte sehen, wie es bei ihr dämmerte und langsam die Erkenntnis kam, wer da vor ihr stand.
Sie verdrehte plötzlich die Augen, ihre Tragetasche rutschte aus ihren Fingern und klatschte auf den Boden und dann gaben ihre Beine nach!
Reaktionsschnell fing Torsten sie auf und zog sie an sich!
Ingas Ohnmacht dauerte nur wenige Sekunden, hektisch versuchte sie sich aus seiner Umarmung zu befreien. Erst als Torsten ihr beruhigend zusprach und seine Arme etwas lockerte, beruhigte sie sich und schaute ihn ungläubig an.
„T o r s t e n?“, kam es gedehnt über ihre Lippen. Verwirrt kräuselten sich ihre Lippen, was für Torsten erneut ein sicheres Zeichen war, dass er seine Jugendliebe vor sich hatte. Schon in der Schule hatte sie so reagiert, wenn sie unsicher war!
„Ja, ich bin es! Der Torsten, der dir in unserer Jugend nicht aus dem Kopf gegangen ist!“
Torsten bückte sich und hob den Stoffbeutel auf, der ihr bei ihrer leichten Ohnmacht aus den Fingern gerutscht war.
Doch dann passierte etwas, womit Torsten nie und nimmer gerechnet hatte, Inga hing plötzlich mit einem leisen Aufschrei an seinem Hals und presste sich an ihn.
In ihrer Jugend hatten ihre Liebesbekundungen nur aus langen Liebesbriefen bestanden, nur ein zwei Mal hatten seine Lippen sie schüchtern berührt und dann war sie auf einmal weg! Sie  ging ins Ausland, als sie ihre herrische Mutter nicht mehr ertragen und Torsten sie nicht halten konnte, weil sie einfach noch zu jung waren!
Ein anfänglicher Briefverkehr endete abrupt, als sie ihm mitteilte, dass sie Verlobt sei und ihr Verlobter sehr eifersüchtig wäre.
Torsten hatte anfänglich sehr darunter gelitten und sich in eine Ehe  geflüchtet, die alles andere als perfekt war. Auch eine zweite Ehe stand kurz vor dem „Aus“ und er trennte sich! Von da an blieb Torsten allein und führte ein sehr zufriedenes Leben.
„Entschuldige!“, sagte Inga und löste sich von ihm, „ich habe dich so vermisst, all die Jahre und habe nicht damit gerechnet dich noch einmal wieder zu sehen!“
„Ich habe dich auch vermisst, ich habe immer nach dir Ausschau gehalten und oft Frauen belästigt, die dir ähnlich sahen!“ Torsten lächelte verschämt bei dem Gedanken, denn manche Frauen hielten das für eine neue Anmache.
„Hast du ein wenig Zeit? Können wir irgendwo zusammen eine Kaffee trinken gehen?“
Natürlich war Inga dazu bereit und sie kannte sogar ein kleines Eiscafé in der Nähe!
Wenig später saßen sie an einem Tisch in dem kleinen Café und Inga erzählte ihm wie es ihr in all den Jahren ergangen war.
Sie hatte im Ausland ihren Mann Claus-Peter kennen gelernt und geheiratet. Als ihr erstes Kind unterwegs war, sind sie zurück nach Deutschland gekommen und haben sich in der Nähe ihrer Heimatstadt ein Haus gekauft. Ihr erstes Kind, ein Sohn, wurde geboren und zwei Jahre später kam noch eine Tochter dazu.
Ein Verkehrsunfall nahm ihr mit 18 Jahren den Sohn, darunter wäre sie beinahe zerbrochen, erzählte sie Torsten. Der mitleidig ihre Hand ergriff und sie drückte.
Immer wieder schauten sie sich ungläubig in die Augen, weil die Gefühle von damals immer intensiver zurück kehrten.
Auch Torsten erzählte ihr von seinem Leben und dass seine zweite Ehe kurz vor dem Scheitern stand.
Es gab viel zu erzählen und die Zeit verging so schnell.
„Ich glaube ich muss mich langsam auf den Heimweg machen, mein Mann macht sich sonst Sorgen!“, sagte Inga bedauernd.
„Wo hast du deinen Wagen stehen, ich begleite dich noch bis dahin.“ Sie tauschten noch ihre Telefonnummern und Adressen aus und nachdem Torsten ihre Rechnung beglichen hatte gingen sie raus. Wie selbstverständlich hakte Inga sich bei ihm ein und führte ihn zu ihrem Parkplatz.
Inga lehnte sich mit dem Rücken gegen ihren Wagen und Torsten stand dicht vor ihr und hatte ihre Hände genommen.
„Wir haben uns noch nie richtig geküsst, darf ich dich küssen?“, fragte er, wartete aber keine Antwort ab. Sondern legte ihr beide Hände auf die Wangen, so als wollte er verhindern, dass sie ihm ausweichen könnte und küsste sie.
Anfangs war es nur eine zarte, flüchtige Berührung, doch es wurde schnell intensiver, als Inga ihre Arme um ihn legte.
Beide vergaßen ihre Umgebung!
Minutenlang genossen sie diese innige Berührung. Erinnerungen und Wünsche kamen hoch und Torsten presste sich fester gegen Inga, die nicht ausweichen konnte, weil ihr Auto sie daran hinderte, aber sie wollte es auch gar nicht.
Sie spürte Torstens Erregung und auch bei ihr wurde es im Schritt heiß!

-*-

Als im Radio plötzlich Verkehrsnachrichten die weihnachtliche Musik unterbrachen, schreckte Torsten aus seinen Gedanken auf.
Zu sehr war dieser erotische Moment ihm in Erinnerung geblieben, sodass er auch jetzt, nach so langer Zeit, noch einen „Steifen“ bekam. Unwillkürlich legte er eine Hand auf seine Erektion und drückte sie.
Inga und er trafen sich von dem Zeitpunkt an, einmal wöchentlich. Meistens in der Nähe der Ortschaft, wo sie sich nach fast 30 Jahren wieder getroffen hatten. Das erste Mal wieder in dem kleinen Eiscafé, doch das war schnell nicht genug und für Inga zu gefährlich, da sie hier von Nachbarn oder Freunden gesehen werden konnte.
Bei einem ihrer Telefonate, schlug Inga einen anderen Treffpunkt vor, der etwas außerhalb des Ortes an einem kleinen Wäldchen lag. Ein Feldweg führte etwa hundert Meter am Waldrand entlang und mündete in einer Nische, wo ihre beiden Autos nicht sofort gesehen werden konnten!
Beim ersten Treffen waren sie noch beide voller Hemmungen gewesen, daran konnte Torsten sich noch gut erinnern. Ihre Küsse wurden länger und intensiver, die Berührung anderer Körperteile, wie Oberschenkel oder Brustansatz, geschah eher unabsichtlich, was in der Enge auf den Vordersitzen nur natürlich war. Als Torsten ihr vorschlug, auf die Rückbank zu wechseln, stimmte Inga freudig zu.
Dort war es viel bequemer und mit dem Sekt, den Torsten mitgebracht hatte, fielen auch die Hemmungen.
Sie waren ja beide nicht mehr die Jüngsten, trotzdem wurden sie von der gegenseitigen Anziehungskraft überrascht. Die unterdrückten Gefühle aus ihrer Jugend traten jetzt ungebremst hervor. Wieder fanden sich ihre Lippen, während Torsten gleichzeitig eine Hand auf ihren Busen legte und zärtlich drückte.
Für einen kurzen Moment stockte Ingas Atem etwas, um dann umso heftiger ihre Zunge in Torstens Mund zu schieben.
Davon ermutigt, öffnete Torsten die obersten Knöpfe ihrer Bluse und schob seine Hand unter das Körbchen ihres BH. Ihre kleine Brust schmiegte sich in seine Hand und deutlich spürte er ihre harte Brustwarze.
Von ihren Gefühlen überwältigt, schob sich Inga über ihn und drückte ihr Knie gegen seine schon beachtliche Beule.  
Auf einmal löste sich Inga von ihm und schaute ihn mit glänzenden Augen fragend an: „Schläfst du mal mit mir, ich habe es mir in all den Jahren gewünscht und mir immer wieder vorgestellt, wie es wohl mit meiner Jugendliebe gewesen wäre?“
Torsten presste kurz seinen Mund erneut auf ihre Lippen und sagte dann: „Ich habe nie aufgehört dich zu lieben und habe es mir auch immer ausgemalt, wie es wohl mit dir gewesen wäre, Sex zu haben?“
Ohne etwas zu erwidern, zog Inga ihr Knie zurück, schob ihren Rock hoch und hatte wenige Augenblicke später ihr Höschen ausgezogen.
Diese Schnelligkeit überraschte Torsten etwas, aber auch er begann jetzt seine Hose zu öffnen und sie samt Unterhose über seine Knie zu schieben.
Neugierig von Inga beobachtet!
Als sie sein steifes Glied sah, lächelte sie und griff beherzt zu.
„Du bist ja genauso erregt wie ich!“, stellte sie fest.
Lachend schwang sie ihr Bein über Torsten, führte seinen Schwanz vor ihre Vulva und ließ sich langsam darauf nieder. Sie lehnte ihre Stirn gegen seine und flüsterte: „Wie oft habe ich mir diesen Moment vorgestellt, aber die Wirklichkeit übertrifft alles!“ Dabei stöhnte sie leise, weil sein Glied sie weitete.
Aber auch Torsten wurde von diesem emotionalen Moment berührt. Ohne, dass er es verhindern konnte, liefen ihm Tränen über die Wangen. Er hatte so oft davon geträumt, mit Inga zu schlafen, dass er sicher war, sie genau zu kennen. Doch die Wirklichkeit war anders. Schon die Berührung ihrer Brust, hatte ihn zu Tränen gerührt. Diese kleinen Hügel, mit den harten Knospen, ihre schlanke, zierlich Figur und ihre sanfte Stimme hatten für ihn das Idealbild einer Frau fürs ganze Leben geprägt.
Er hatte wohl doch etwas geschluchzt, denn Inga löste sich von ihm und schaute auf ihn herab. „Was ist mit dir, du weinst? Warum?“  
„Weil ich so glücklich bin! Ich weine vor Freude, weil ich mir das schon mein ganzes Leben lang gewünscht habe! Schon, als wir noch jung waren habe ich mir vorgestellt, wie du wohl nackt aussiehst und wie es wohl währe mit dir zu schlafen. Ich hatte damals ja keine Ahnung wie es sein würde, da ich von zuhause sehr prüder erzogen worden bin.“
Inga beugte sich vor und küsste seine Tränen weg. „Mir geht es doch genauso, ich könnte vor Glück auch weinen.“

-*-

Torsten brannten die Augen, als er an diesen Moment zurück dachte. Auch wenn ihr erster Sex für Inga enttäuschend gewesen sein musste, weil er viel zu früh kam. Doch bei ihren nächsten Treffen konnte er es wieder gut machen.
Und sie sahen sich oft!
Mindestens einmal die Woche, trafen sie sich an verschiedenen Orten. Ab und zu mietete Torsten für sie ein Hotelzimmer, um Inga in ihrer ganzen Nacktheit betrachten zu können. Inga war das oft peinlich, weil sie sich nicht so schön fand. Besonders über ihre kleinen Brüste klagte sie, aber gerade die fand Torsten so entzückend.
Er küsste dann besonders lange ihre aufgerichteten Knospen, oder er kniete sich vor ihr hin und vergrub sein Gesicht in dem weichen Fließ ihrer Schambehaarung.
Hier gelang ihm auch das erste Mal, sie mit seiner Zunge zum Orgasmus zu bringen, was für Inga wohl der größte Liebesbeweis war, den er ihr schenken konnte!
Aber auch für Inga gab es beim Sex keine Grenzen. Sie probierten alles aus und verstanden sich ohne Worte.
Sie lebten ihre Gefühle aus und versprachen sich, falls es sich ergeben sollte und sie beide frei sein würden, die letzten Jahre zusammen verbringen zu wollen.
Doch dann passierte etwas, was alles veränderte!
Sie hatten sich verabredet, weil Torstens Frau ihre Mutter besuchte und erst am nächsten Tag wieder kommen wollte.
Doch dann stand sie plötzlich vor der Tür und Torsten konnte nicht zum Treffen mit Inga kommen! Es gab zu der Zeit ja noch keine Handys, sodass man schnell eine Nachricht hätte schicken können.
Inga wartete an ihren Treffpunkt und machte sich große Sorgen. Hatte natürlich Angst, dass Torsten verunglückt sei und die Bilder vom Unglück ihres Sohnes kamen wieder hoch.
Als Torsten sie am nächsten Tag telefonisch erreichte, war sie immer noch außer sich und machte ihm große Vorwürfe. Zum Schluss meinte sie: „Ich denke, wir sollten uns vorerst nicht mehr sehen!“
Bei dieser Erinnerung liefen Torsten wieder Tränen über die Wangen.
Auch wenn das nun schon wieder fast zwanzig Jahre her war und sie seitdem keinen Kontakt mehr gehabt hatten, war die Sehnsucht nach seiner Jugendliebe ungebrochen.
Torsten hatte mehrfach neutrale Postkarten zum Geburtstag oder aus dem Urlaub geschickt, aber von Inga kam nichts.
Seit dem hatte Torsten es sich zur Gewohnheit gemacht einmal im Jahr, zum Todestag ihres Sohnes zu seinem Grab zu fahren, immer in der stillen Hoffnung Inga irgendwann dort zu begegnen.

-*-

So auch heute!
Torsten riss sich zusammen, startete den Motor und fuhr langsam aus dem Feldweg zurück auf die Bundestraße. Bis zum Friedhof des kleinen Dorfes war es nicht mehr weit! Und als er dort ankam, war der Parkplatz leer. Das war nicht ungewöhnlich, denn die trauernden Dorfbewohnen kamen entweder mit dem Rad oder zu Fuß!
Er parkte seinen Wagen, nahm die gelbe Rose mit der Plastikhülle, indem sich etwas Wasser befand, an sich und ging an der zweiten Gräberreihe entlang.
Das Grab von Ingas Sohn, hatte er bei seinem ersten Besuch suchen müssen, es aber doch recht schnell gefunden.
Als er den Grabstein erkannte, merkte er sofort, etwas war anders?
Die sonst liebevoll gepflegte Grabstelle, war etwas unordentlich und neu arrangiert. Torsten wurde es heiß und kalt, als er den neuen Namen auf dem Grabstein las.
Hier ruht mein Mann Claus-Peter
Dann folgte noch das Geburts.- und Sterbedatum
Torsten war etwas überrascht, da Ingas Mann schon vor über sieben Monaten verstorben war und Inga ihm noch nicht mal eine Traueranzeige geschickt hatte.
Torsten wusste, dass ihr Mann an Hodenkrebs erkrankt war, aber nach einer OP als geheilt galt.
Etwas widerstrebend steckte er seine gelbe Rose mit dem Plastikröhrchen in die Erde und nachdem er noch eine leichte Verbeugung vor den Verstorbenen gemacht hatte, ging er nachdenklich zurück zu seinem Wagen.
Wie sollte er sich jetzt verhalten?
Über eine Stunde blieb er in seinem Auto sitzen und verwarf eine Idee nach der anderen.
Doch dann holte er sein Handy aus der Tasche, suchte Ingas Nummer in seinen Kontakten, zögerte dann noch etwas und drückte dann aber entschlossen den grünen Hörer!
Es dauerte endlos lange bis sich Inga meldete. Sie schien geschlafen zu haben, denn Torsten konnte sie kaum verstehen.
„Hallo Inga, hier ist Torsten! Ich wollte dir mein Beileid aussprechen!“
„Wer ist da?“, die Stimme klang etwas wacher!
„Torsten, dein Jugendfreund!“
„T o r s t e n?“, kam es gedehnt zurück. „Torsten, woher weißt du das von Claus-Peter?“, fragte Inga und schien jetzt hellwach zu sein!
„Weil ich gerade am Grab deines Sohnes war und gesehen habe, dass dein Mann verstorben ist!“
„Aber was machst du an Sörens Grab?“, fragte sie jetzt mit etwas Misstrauen in der Stimme.
„Weil ich jedes Jahr zu seinem Todestag zum Grab fahre, um für einen kurzen Augenblick in deiner Nähe sein zu können und dir einen Blumengruß zu hinterlassen!“
„Du warst das?“ Kam plötzlich die Erkenntnis! „Und ich dachte immer einer seiner Freundinnen wäre es gewesen?“
„Wo bist du jetzt!“, fragte Inga impulsiv.
„Immer noch auf dem Parkplatz am Friedhof!“
„Oh, kannst du nicht zu mir kommen?“
„Das könnte ich, ich weiß aber nicht ab das so gut wäre?“
„Warum nicht?“
„Weil du dich in den letzten zwanzig Jahren nicht einmal bei mir gemeldet hast, obgleich du wusstest, dass ich geschieden bin! Und es auch nicht für nötig gehalten hast, mich vom Ableben deines Mannes zu unterrichten. Wir hatten uns vor vielen Jahren Mal etwas versprochen, aber daran erinnerst du dich scheinbar nicht mehr.“
„Bitte komm zu mir!“, sagte sie mit einem bettelnden Unterton.
„Ok!“, sagte Torsten. „Erinnerst du dich noch, was du getragen hast, als ich das letzte Mal bei dir im Haus war?“ Ohne eine Antwort von Inga abzuwarten, drückte er den roten Hörer auf seinem Handy und steckte es in die Tasche.
Er startete den Motor, fuhr aber noch nicht gleich los. Er wollte Inga noch etwas Zeit lassen, vielleicht fiel ihr ja ein, was sie damals getragen hatte?
Vom Friedhof bis zu Ingas Haus waren es nur wenige Minuten.
Torsten klopfte das Herz bis zum Hals, als er den Weg bis zur Haustür hinauf ging. Zögerte erneut, drückte aber dann den Klingelknopf. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er eine Bewegung hinter der Glasscheibe wahrnahm und dabei waren nur Sekunden vergangen. Ein Schlüssel wurde umgedreht und dann stand Inga vor ihm, so wie er sie in Erinnerung hatte. Sie trug den weißen Bademantel, den sie auch damals getragen hatte und lächelte ihn wissend an.
Inga sagte nichts, reichte ihm die Hand und zog ihn in die Diele. Dort standen sie dicht voreinander und Inga nestelte am Gürtel des Bademantels. „Meintest du das?“ Dabei  öffnete sie den Mantel und zeigte ihm ihren wunderschönen, nackten Körper!
Torsten machte einen kleinen Schritt auf sie zu, legte ihr beide Hände auf die Hüften, so wie er es damals gemacht hatte und zog sie an sich. „Du hast es nicht vergessen!“, flüsterte er an ihrem Hals und küsste sanft ihre heiße Haut.
„Wie könnte ich vergessen, dass du dich mir damals verweigert und mich mit meiner Erregung zurück gelassen hast. Aber du warst ja als Apothekenbote da und hast mir Tropfen gegen meine Magenschmerzen gebracht.“
Sie küssten sich und die Emotionen gingen mit ihnen durch.
Während Inga schon fast nackt war, ließ es sich Torsten gefallen, dass sie ihn auszog. Wenig später standen sie sich nackt gegenüber und zu Torstens Verwunderung bekam er bei Ingas Anblick einen Steifen.
Überrascht schaute er an sich runter und meinte dann an Inga gewandt: „Das ist neu! Ich habe schon seit längerer Zeit keine Erektion mehr gehabt!“
„Dann komm!“ Sie zog ihn mit, den Flur entlang, zu einem kleinen Zimmer, in dem nur eine Matratze auf dem Boden lag. „Hier wollte ich dich damals schon verführen, aber du hattest ja Bedenken wegen Claus-Peter!“
Sie sanken auf das Lager und Inga öffnete sich für ihn.
Als er in sie eindrang, war es wie vor vielen Jahren. Die unglaubliche Liebe erfüllte ihre Körper und ließ Torsten das Glück der körperlichen Liebe noch einmal erleben.
Er bewegte sich langsam und auch Inga fühlte ihre Erregung immer stärker. Jeder zärtliche Stoß seiner Härte erzeugte lange vermisste Gefühle. In ihrem Alter war diese körperliche Liebe ein Geschenk und es dauerte lange, bis Ingas Erregungskurve den Höhepunkt erreicht hatte. Doch dann schlugen die Wellen der Lust über ihr zusammen und sie umklammerte mit ihren Armen und Beinen Torstens Körper, um ihn so dicht wie möglich an sich zu ziehen.
Torsten blieb diese Erlösung verwehrt, dazu war er schon zu alt.
Aber das Glücksgefühl, welches ihn durchströmte, war schöner als jeder Orgasmus!
Sie lösten ihr einmal gegebenes Versprechen ein und blieben die letzten Jahre ihres Lebens zusammen und es sollten die schönsten Jahre werden!

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