Erinnerungen an Frau Lübke

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Erinnerungen an Frau Lübke

Erinnerungen an Frau Lübke

Andrea Pfister

Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, kommen Dinge hoch, auf die ich nicht unbedingt stolz sein muß.
So war ich stets ein nur mittelprächtiger Schüler. Auf dem Gymnasium das ich besuchte, war mein Vorname„Chaos“ und mein Nachnahme „Unfug“.
In allen negativen Schulaspekten war ich spitze. Ich führte jahrelang die„Ewigen-Bestenliste“ derer an, die die meisten Klassenbucheinträge gebunkert hatten.
Meine Kazerfrequenz war die höchste seit Jahren. Kurz, ich war eine bildungstechnische Katastrophe.
In der Untersecunda bekamen wir tournusgemäß neue Lehrer in den Hauptfächern.
Das hieß am ersten Schultag nach den großen Ferien war Umorientierung angesagt.
Morgens war vor dem schwarzen Brett großes Gedränge. Jeder wollte wissen wer die neuen Teacher waren.
Als ich laß, dass meine neue Mathelehrerin Lübke hieß, schmolz meine Chance auf einen halbwegs vernünftigen Durchschnitt für das laufende Schuljahr erheblich.
Die Lübke war nämlich ein Rabenaas von Lehrerin. Ich kannte sie als Vertretung für meinen alten Mathelehrer. Diese zwei Wochen hatten mir gereicht.
Und jetzt das. Ich war ohnehin in Mathe eine Pflaume und darüber hinaus auch noch Klassensprecher, eine Spezies auf die die Lübke hoch allergisch war.
Also gut, ich beugte mich meinem Schicksal, was blieb mir sonst übrig. Wenigstens am ersten Tag blieb ich von ihr verschont.
Unser Klassenlehrer bestand auf einer neuen, von ihm festgelegten Sitzordnung.
Das beförderte mich unfreiwillig aus meiner angestammten Position, hinten links, in die erste Reihe in die Mitte. Ausgerechnet genau vor das Lehrerpult.
Entfernung zum Feind ca. 2m.
Das Pult stand auf einer um eine Stufe erhabenen Plattform vor der Tafel.
Dienstags war es dann soweit, die Lübke kam und machte uns mit ihrer speziellen Unterrichtsform, der Praktikumsvorlesung bekannt. Das bedeutete, dass sie zu Beginn des Unterrichts einen Delinquenten auswählte, der in gestraffter Referatsform den Inhalt der vorigen Unterrichtsstunde zu wiederholen hatte. Je nach Qualität des Angebotenen, löcherte sie einen dann mit spitzfindigen Zwischenfragen. Diese Vorträge waren ein Martyrium für alle außer unseren Primus.
Was ich früher nicht registriert hatte und was mir jetzt von Unterricht zu Unterricht mehr auffiel war, dass die Lübke unverhältnismäßig schöne Füße hatte.
Eine ihrer Marotten war es im Unterricht immer ein Paar Pantoletten zu tragen, die sie irgendwann vor mindestens fünf Jahren aus dem Italienurlaub mitgebracht hatte.
Die Pantoletten hatten eine keilförmige Korksohle, hinten ca. 5 cm hoch und weiße, kreuzförmige, schmale Lederbänder. Diese Pantoletten trug sie immer, aber nur im Schulgebäude. Vor und nach dem Unterricht tauschte sie im Lehrerzimmer ihre Pantoletten gegen Straßenschuhe.
Sie war das was man entfernt ein Mannweib hätte nennen können.
Sie hatte ihre mittelblonden Haare immer zu einem Dutt zusammengesteckt, und trug immer die gleiche Fledermausbrille. Sie trug immer unmodische und weite Klamotten, was ihren Atombusen allerdings nicht verstecken konnte.
Sie war ca. vierzig Jahre alt, zumindest wirkte sie so alt.
Was aber so gar nicht zu ihr paßte, waren ihre ungewöhnlich schönen Füße und die rot lackierten Zehennägel.
Durch die kreuzweisen Bänder ihrer Pantoletten hatten ihre Zehen sehr viel Bewegungsspielraum, was durch den täglichen Gebrauch noch verstärkt wurde.
Wenn die Lübke am Pult saß, hatte ich zwangsläufig immer ihre Füße vor Augen.
Sie zogen mich magisch an.
Oft schlüpfte sie aus einem Schuh, schlug die Beine übereinander und begann mit ihrem Fuß und den Zehen Dehnübungen zu machen. Sie hatte enorm flexible Zehen.
Sie trug übrigens immer hauchdünne Nylons.
Bei Klassenarbeiten schob sie das Pult ganz nah an die Stufe um uns besser zu über blicken.
Ich schob unsere Bank unmerklich auch ein paar Zentimeter vor.
Der Effekt war der, dass ich so in die Duftnähe ihrer Füße kommen konnte.
Anstatt mich auf meine Matheclausur zu konzentrieren versuchte ich möglichst viele Duftschleier ihrer Füße zu ernten. Schließlich waren die Objekte meiner jugendlichen Begierde kaum mehr als ein Meter von mir entfernt.
Kurz vor der Abgabe geriet ich jedesmal in Panik und versuchte durch Abschreiben und eigenen Anstrengungen zu retten was zu retten war. Durch meinen hochgekitzelten Adrenalinspiegel war ich dann so motiviert, dass es mir meistens gelang noch eine Vier oder gar eine Drei zu ergattern.
Im Laufe der Zeit muß die Lübke etwas von meiner heimlichen Zuneigung zu ihren
Füßen gemerkt haben.
Sie rief mich öfter zur Tafel und quälte mich mit Formelableitungen, während sie auf dem Pult saß und von der Klasse abgewandt mich mit ihren Füßen anmachte.
Sie wusste offensichtlich das mir ihr Zehengewackele unter die Haut geht und genoß das in vollen Zügen. Ich zitterte und mir brach der Schweiß aus.
Ich fing langsam an sie dafür zu hassen. Sie war mir sonst ohnehin nicht sympathisch.
Aber wenn sie an der Tafel stand, ein Bein etwas vorgestellt, den Fuß angewinkelt, so dass die Pantolette nur noch mit dem Absatz den Boden berührte und sie dann ganz langsam, wie in Zeitlupe, ihre Zehen aufrichtete, hätte ich ihr zu Füßen fallen können.
Ich versuchte mich auf andere Dinge zu konzentrieren, malte mir allerlei Unsinn aus, schaute
aus dem Fenster, aber irgendwann landete mein Blick automatisch unter dem Pult und ich flehte danach, dass sie ihre Zehen bewegte.
Ich fühlte mich von ihr manipuliert.
Wenn diese Füße doch nur meiner Englischlehrerin gehörten. In die könnte man sich wenigstens sofort verlieben.
Eines Tages tauchte die Lübke im Unterricht auf und hatte ihre Stiefel dabei. Es waren die letzten beiden Stunden und morgen, die ersten beiden Stunden wieder Mathe.
Das konnte nur bedeuten, dass sie ihre Pantoletten in der Klasse stehen lassen würde.
Und so geschah es auch. Die Lübke zog ihre Stiefel an und verschwand mit großer Eile, nicht ohne ihre Pantoletten ordentlich unter das Pult zu stellen.
Als sie die Klasse verlassen hatte und das Volk hinter ihr herzog, ließ ich zufällig meine Mappe vor den Tisch fallen, genau vor ihre Schuhe. Alle Utensilien fielen natürlich heraus auf den Boden .
Ich wartete kurz bis alle meine Mitschüler gegangen waren, trat vor meinen Tisch, ging vor dem Pult auf die Knie. Mit zitternden Händen griff ich nach Ihrer Pantolette, schaute mich verstohlen um, ob mich auch niemand beobachtete, führte sie unter meine Nase, schloss die Augen und roch.......
Der Duft dieser Schuhe war tausendmal besser und erregender als ich erwartet hatte.
Der jahrelange Gebrauch hatte eine Vielzahl an Einzeldüften konserviert.
Ich betrachtete mir die Schuhe ganz genau, prägte mir jeden Zehenabdruck genau ein.
Ich beschnupperte den Fersenbereich, tastete mich olfaktorisch nach vorne.
Ich drehte die Pantolette und schob meine Nase in die breite Zehenöffnung .
Dort nahm ich eine Duftsequenz wahr, die mir genauso elektrisch in die Wirbelsäule fuhr wie damals bei Carlotta. Ich griff mir in den Schritt, drückte einmal fest zu und explodierte .
Als ich zu mir kam stellte ich fest, dass schon fast eine Viertelstunde vergangen war und ich unbedingt meinen Bus erreichen mußte.
Ich stellte die Schuhe zurück unter das Pult und ging zur Toilette.

Von diesem Tag an hatte ich den Bann der Frau Lübke durchbrochen. Ich wusste wie ihre Füße rochen, zumindest näherungsweise, und sie konnte mir mit ihren Zehengewackele
fast nichts mehr anhaben.
Ich hatte ihr Geheimnis entzaubert und konnte sie ganz nach meinem Gusto genießen, ohne das sie auch nur etwas ahnte.

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