Erinnerungen an Samira

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Erinnerungen an Samira

Erinnerungen an Samira

Andrea Pfister

1987 gründete ich mit zwei ehemaligen Kollegen unser heutiges Unternehmen, eine Generalplanungsgesellschaft für Architektur und Design.
Wir hatten das Glück, gleich am Anfang unserer Selbständigkeit, einen großen Kunden aus dem Bereich Meß - und Automationstechnik kennenzulernen, der uns als Newcomer das Vertrauen schenkte, seine neue Fertigungsanlage mit der dazugehörenden Verwaltung zu planen und zu realisieren.
Wir bauten ihm zu einem phänomenalen Preis - Leistungsverhältnis ein Stück einmaliger Identitätsarchitektur.
Auf der Basis dieses Erfolges nahm uns besagter Unternehmer 1989 mit in die damals noch real existierende UdSSR. Er hatte zu diesem Zeitpunkt mit einem riesigen MaschinenbauKombinat aus der Ukraine ein sog. Joint Venture Unternehmen gegründet, dessen politische Signalwirkung so groß war, dass Michail Gorbatschow und Helmut Kohl höchst persönlich den JV - Vertrag mit unterzeichneten.
Wir sollten damals umfangreiche Neubaumaßnahmen und Sanierungsmaßnahmen in Moskau und in der Ukraine planen und betreuen.
Wir flogen im Januar ab Frankfurt nach Moskau, landeten auf dem damals noch relativ neuen internationalen Flughafen Scheremetjevo 2, fuhren mit betriebseigenen russischen Luxuslimousinen Fabr.Wolga in die Innenstadt, übernachteten dort nach einem gigantischen Begrüßungs - Freß - und Saufgelage im Cosmoshotel, machten am nächsten Morgen eine
Stadtrundfahrt und fuhren nachmittags zu Flughafen Domodedovo um von dort nach Cherkassy am Dnjepr zu fliegen.
Während damals die deutschen TV-Teams von ARD und ZDF für jeden Pups in Moskau und jeden Meter außerhalb Moskaus ein eigenes Visum brauchten und bei Einreise in die UdSSR ihre Pässe abgeben mussten, flogen wir damals mit unserem Reisepass in der Tasche und ausgestattet mit einem Generalvisum für Russland und die Ukraine in einem der einzigen privaten Flugzeuge über Briansk nach Cherkassy. Während des Fluges gingen unsere sowjetischen Freunde mit uns ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: Saufen und Fressen. Auch in der Reihenfolge. Wir soffen Wodka aus Aeroflot - Pappbechern, die weichten so schnell durch, dass jede Ration unverzüglich auf ex geschluckt werden musste, sonst war die Hose nass.

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