Erinnerungen an Theresa

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Erinnerungen an Theresa

Erinnerungen an Theresa

Andrea Pfister

Es war 1974, ich war gerade 19 Jahre alt geworden und verbrachte meine letzten großen Ferien vor dem Abitur in Platja d´Aro, wie immer.
Spanien befand sich damals noch in der sogenannten Demokratisierungsphase nach der Franco - Ära. Die Bevölkerung schwankte zwischen Modernismus und alten, vor allem vom Katholizismus geprägten Traditionen. Gleichzeitig erwachte der alte Nationalstolz der Katalanen wieder zu neuer kultureller und politischer Größe.
Man sprach wieder katalanisch, wofür man früher glatt ins Gefängnis gesperrt wurde.
Und man tanzte wieder die Sardana, den katalanischen Befreiungs - und Widerstandstanz, der nie ganz tot war und auf dessen Aufführung sogar die Todesstrafe ausgesetzt war.
Die Sardana wird in Gruppen ab drei Personen getanzt. Die Tänzer bilden einen Kreis und tanzen mit erhobenen Armen, Hand in Hand eine unterschiedlich schnelle Abfolge von sehr komplizierten Schrittfolgen. Begleitet werden die Tänzer musikalisch von einer sogenannten Cobla, einer Gruppe von ca. 10-12 Musikern, die alte, teils barocke Holz und Blechblasinstrumente spielen. Dabei sitzen die Musiker in zwei Reihen auf einer transportablen Tribüne. Ihre Musik hat sinfonischen Charakter. Die Musikstücke sind durchschnittlich 4 Minuten lang und beginnen immer mit einer gleichen Tonabfolge, die auf einer Piccoloflöte geblasen wird und die das Erkennungssignal der jeweiligen Cobla ist.
Um die Sardana noch schwerer und unnachvollziehbarer für Außenstehende zu machen sind die Musikstücke im 5/4 tel oder 7/4 tel Takt komponiert worden.
Ich habe es irgendwann aufgegeben zu versuchen die Schrittfolge zu kapieren und zu tanzen.
Auf jeden Fall ist eine Sardana - Veranstaltung eine ungeheuer mitreißende Angelegenheit.
Die solo geblasenen Instrumente, die unseren Orchesteroboen und Fagotten sehr ähnlich sind, klingen quäkend und klagend, im Orchester zusammen mit anderem Instrumenten klingen sie Gänsehaut erregend.
So wie jeder größere Ort seine eigene Cobla hat verfügt er auch über Vortänzer, die bei offiziellen Turnieren auch als Solisten glänzen. Manchmal werden solche Solisten auch ausgeliehen um Punkte zu machen.
Einer solchen Leihaktion verdanke ich eine Begegnung mit einer wunderbaren Frau.
Zu dieser Zeit war es nicht üblich das sich Mädchen oder junge Damen alleine auf der Straße bewegten. Promeniert wurde grundsätzlich nur in Begleitung von Tanten, Cousinen, Geschwistern, den Eltern oder den Großeltern. Selbst auf dem Schulweg wurden sie behütet, dort gingen immer Mitschüler mit.
Das erste Mal das ich Theresa sah, war am Strand in einer Clique von fünf oder sechs etwa gleichaltrigen Mädchen. Sie war größer als die anderen, hatte lange, glatte, braune Haare bis fast zum Po. Sie trug einen einteiligen, schwarzen, sehr eleganten Badeanzug.
Ich lag etwa fünf Meter von den Mädchen entfernt. Sie machten einen Lärm wie eine Gänseschar. Sie sprachen alle spanisch, was ich gerade lernte und schon gut verstand.
Die Mädchen lästerten über alles und jeden, wahrscheinlich auch über mich und meine beiden Freunde, die neben mir lagen und schliefen.
Theresa schaute öfter verstohlen zu uns herüber. Es dauerte aber eine ganze Weile bis ich zum ersten Mal ihren Blick fangen konnte.
Ich schaute sie zwei oder drei Minuten unvermittelt an bis sie mir genau in die Augen sah und dort hängen blieb.
Wir waren beide wie hypnotisiert und keiner wagte als erster wegzusehen. Erst als ich sie anlächelte löste ich die Spannung auf, von der niemand etwas gemerkt hatte.
Theresa hatte ein wunderschönes Madonnengesicht, das einen sehnsüchtigen Ausdruck hatte. Ihre Figur war aller erste Sahne, sie bewegte sich wie eine Gazelle.
Als sie einmal alleine ins Wasser ging folgte ich ihr und sprach sie an. Das machte sie so verlegen, dass sie zu stottern anfing und von mir wegschwamm. Ich hätte mich ohrfeigen können. Ich ging zurück zu meinem Tuch und legte mich wieder hin.
Als Theresa das Wasser verließ warf sie mir einen tadelnden Blick zu. Ich machte ein betont betroffenes Gesicht, klopfte mir strafend auf den Kopf und machte ein paar Faxen.
Es dauerte ein wenig, aber dann musste sie lachen.
Ihre Freundinnen wurden auf uns aufmerksam und ein heilloses Geschnatter ging los.
Abends sah ich sie im „Dorf“ mit ihren Eltern und ihren Geschwistern als sie zum Essen gingen. Schon aus einer gewissen Entfernung sah sie mir in die Augen. Als wir fast auf gleicher Höhe waren, rutschte ihre kleine Handasche von der Schulter und fiel zu Boden, ziemlich genau vor meine Füße. Wir beugten uns gleichzeitig nach unten zur Tasche und griffen gleichzeitig nach ihr. Theresa duftete nach Chanel Nr.19. Als sich unsere Hände berührten und ich in ihre braunen Augen sah, verspürte ich einen heißen Schmerz im Magen.
Ich schaute zum Boden zu ihrer Tasche und sah dabei, dass sie wunderschöne, sehr gepflegte Füße hatte und ein Paar ganz filigrane Riemchensandaletten trug. Ihre Nägel waren rosa lackiert.
Ich ergriff die Tasche und stand auf. Dabei reichte ich Theresa meine Hand um ihr aufzuhelfen. Sie griff nach meiner Hand und drückte etwas fester zu als es notwendig gewesen wäre, dabei sah sie mir in die Augen und lächelte. Ich gab ihr ihre Tasche, sah ihre Eltern an und entschuldigte mich auf spanisch, so als wäre ich es Schuld gewesen, dass die Tasche gefallen war. Die Eltern nahmen etwas verwundert meine Entschuldigung an und setzten ihren Weg fort. Ich blieb kurz stehen und Theresa drehte sich um und winkte mir heimlich zu. Ich schaute ihr nach bis sie um die Ecke in die nächste Seitenstraße bog.
Jetzt erst merkte ich wie sehr mein Herz hämmerte.
Ich ging in den Kings Club und bestellte mir einen Gin+Tonic. Als ich mich in der Bar umsah, fiel mein Blick auf ein Plakat, das für den heutigen Abend, 22,00 Uhr eine Gran Fiesta de Sardana ankündigte. Als im Folgetext las, dass meine Lieblingscobla spielen würde, beschloss ich hinzugehen. Ich liebte und liebe diese Veranstaltungen auch heute noch. Die Cobla de La Bisbal waren die überregionalen Cracks, wenn nicht sogar die beste Cobla überhaupt. Wenn sie spielte war immer die Hölle los.
Kurz vor 22,00 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Plaza Mayor, wo die Veranstaltung stattfinden sollte.
Als ich ankam waren schon über tausend Menschen dort.
Nach kurzem Warten stimmte der Flötist die charakteristische Tonfolge des Coblathemas an und los gings.
Innerhalb kürzester Zeit tanzte der ganze Platz. Wird ein Kreis zu groß, bilden die Tänzer innen einen neuen Kreis und so weiter.
Die Cobla spielte die Hitparade der Sardanathemen rauf und runter.
Ich bekam eine Gänsehaut nach der anderen.
Plötzlich begann mein Puls wieder zu galoppieren. In einem neu gegründeten Tanzkreis halbrechts von meinem Standort sah ich Theresa tanzen. Ich näherte mich diesem Kreis, hielt mich aber dezent im Hintergrund, schließlich wollte ich mich nicht blamieren, wenn ein paar Übermütige mich in den Kreis zogen. Wie schon erwähnt konnte ich die Sardana nicht tanzen. Ich beobachtete Theresa, die mit einer solchen Kraft und trotzdem anmutig tanzte, wie ich vorher noch niemanden gesehen habe. Theresa trug ein hellblaues Kostüm und schwarze Riemchensandaletten. Das man mit solch offenen Sandaletten überhaupt tanzen konnte, wunderte mich. Als sie mich sah zwinkerte sie mir kurz zu und konzentrierte sich dann wieder ganz auf den Tanz. Ich habe mich in diesem Augenblick rettungslos in sie verliebt.
Nach etwa einer halben Stunde verließ sie den Kreis und ging zu ihrer Familie, die ganz in der Nähe in einem Straßencafé saß. Ich folgte ihr und nahm an der Bar des gleichen Lokals Platz. Ich setzte gerade mein drittes Glas Sangria an die Lippen als Theresas kleine, vorlaute Schwester auf dem Rückweg von der Toilette bei mir anhielt und mich fragte, ob ich Theresa tanzen gesehen hätte und ob es mir gefallen hätte. Ich antwortete ihr auf spanisch, dass es mir sehr gut gefallen hätte, der Tanz und Theresa. Sie lachte verschmitzt ging wieder zu ihrem Tisch und begann etwas in Theresas Ohr zu flüstern.
Theresa drehte sich zu mir um und schaute mich lange fragend an. Als sie sich wieder umdrehte wartete ich das ihre Schwester herschauen würde. Als sie das tat winkte ich sie zu mir. Clever wie sie war, fragte sie ihre Eltern und Geschwister, ob noch jemand was zu trinken wolle. Man wollte natürlich und sie kam mit ihrer Bestellung an die Bar neben mich.
Ich fragte sie ganz vorsichtig ob es möglich wäre das Theresa morgen in die Diskothek TIFFANY´S kommen könnte. Morgen war Samstag und Samstags durfte die Jugend normalerweise ausgehen. Sie versprach mir zu fragen und wollte mir morgen am Strand Bescheid sagen.
Ich trank noch zwei Gläser Sangria und als Theresa ging, machte ich mich auch auf den Weg in mein Apartment.
Am nächsten Tag am Strand kam die kleine Luisa zu mir und berichtete mir, dass ihr Vater zwar einen Aufstand gemacht hätte, das würde er aber immer machen bevor er zustimmen würde.
Wir verabredeten uns für 22,00 Uhr vor dem TIFFANY´S.
Als Theresa um kurz nach zehn mit einer Schwester und einem Bruder aus dem Wagen des Vaters stieg hat es mich fast vom Hocker gehauen.
Theresa war wunderschön. Sie trug ein schwarzes, ausgeschnittenes Top, eine schwarze Spitzenstola über den nackten Schultern und einen knöchellangen, sonnengelben Rock mit dicken, schwarzen Punkten. An den Füßen trug sie wieder die schwarzen Riemchensandaletten. Zur Feier des Tages hatte sie sich Hand - und Fußnägel dunkelrot lackiert. Ich zahlte meinen Eintritt und ging schon einmal hinein. An der Bar bezog ich meinen Posten. Als Theresa und ihre Geschwister das Lokal betraten, mussten sie zwangsläufig bei mir vorbei kommen. Theresa begrüßte mich und bat mich mit ihr und ihren Geschwistern in einer Sitzgruppe Platz zu nehmen. Sie war so aufgeregt, dass ihre Hände zitterten und ihre Stimme brach.
Ich folgte ihnen und wartete bis alle saßen. Dann fragte ich höflich ob der Platz an Theresas Seite noch frei wäre. Der Bruder nickte und ich setzte mich.
Nachdem die Getränke serviert waren, sie trank Tonic, stellte ich mich vor.
Mit großem Wohlwollen bemerkte man mein Spanisch. Ich erzählte etwas von mir, woher ich kommen was ich tat, welche Schule ich besuchte und was ich werden wollte.
Der Bruder war der Familiensprecher. Er erzählte mir das sie aus Barcelona wären und hier in PLDA ein Ferienhäuschen besäßen. Er studiere im ersten Semester Maschinenbau, Martha ginge auf ein klösterliches Gymnasium und Theresa auf ein wirtschaftswissenschaftliches Gymnasium um später Volkswirtschaft zu studieren.
Theresa schlug ein Bein über das andere und unter ihren Rock tauchte ein Fuß auf, mit dem sie zum Takt der Musik wippte. Sie hatte sehr schmale Füße. Ihre Zehen waren lang und gerade. Sie besaßen große, rund Nägel. Der große Zeh und die drei nächstfolgenden waren fast gleich groß. Der kleine Zeh viel kürzer, was den Fuß noch schlanker erscheinen ließ.
Insgesamt waren ihre Füße edel. Der Duft, der sich zart ankündigte, ließ Sehnsüchte wach werden.
Die Riemchen ihrer Sandaletten waren so raffiniert miteinander verflochten, dass sie dem Fuß Halt geben wie ein Netz, jedoch ohne einzuschnüren oder die Bewegungsfreiheit, die die Zehen durch die großzügige Zehenöffnung genossen, einzuschränken.
Theresa und ich gingen tanzen. Sie konnte nicht nur Sardana tanzen, sie bewegte sich zu der Soulmusik absolut professionell.
Während einer langsamen Tanzserie, bei der ich vorsichtig Theresas Hüfte hielt und sie ihre Hände auf meinen Schultern liegen hatte, gestand ich ihr meine brennenden Gefühle für sie. Sie war sehr gerührt und antwortete mit einem tiefen Seufzen: “Te quiero tambien“.
Sie liebte mich auch, von dem Moment an, an dem ich sie im Wasser ansprach.
„Ich denke den ganzen Tag an dich. Ich habe dich in Gedanken Jordi getauft, das ist der Name unseres Nationalschutzpatrons und ich fühle mich sehr sicher bei dir." Diese Aussage hätte mich hellhörig machen sollen, aber ich war so verliebt......
Ich zog sie näher an mich heran und küsste erst ihre Nasenspitze und dann die Wangen.
Chanel Nr. 19 ist nicht umsonst eines der erfolgreichsten Parfums. Ihre Haut war so weich und zart wie die eines Babys.
Ihre feinen Lippen waren halbgeöffnet, ihre Augen einen Moment lang geschlossen, als ich sie küsste. Sie legte ihre Arme um meinen Hals und antwortete mit aller Leidenschaft.
Als wie zu unseren Plätzen zurückkehrten gingen Frederic, ihr Bruder und Martha tanzen.
So waren wir eine Weile ungestört und alleine.
Theresa streckte ihre Beine aus und man konnte nun beide Füße sehen. Sie bewegte ihre Zehen als hätte sie ein Steinchen unter ihrer Sohle. Sie hob einen Fuß auf ihren
Oberschenkel, raffte den Rock und zog ihre Sandalette aus und legte sie mir auf den Schoß.
Dann rieb sie mit einem Finger über eine bestimmte Stelle auf ihrer Fußsohle. Sie erzählte, dass sie vor zwei Jahren in einen Seeigel getreten wäre und seit dem würde sie ein abgebrochenes Stück vom Stachel piesacken. Ich streichelte ihr über die Fußsohle und erschauerte dabei wie sie. Ihre Sohle war unglaublich weich und zart. Ich beugte mich vor und küsste ihren Großen Zeh und konnte für einen Moment den Duft ihrer Füße riechen.
Wenn es nicht schon vorher geschehen wäre, hätte ich mich alleine wegen ihrer Füße in Theresa verliebt.
Theresa zog die Sandalette wieder an und ich fragte Frederic, ob ich mit Theresa spazieren gehen dürfe. Er hatte ein Herz und erlaubte es uns, jedoch nicht ohne uns an Sitte und Anstand zu erinnern. Schräg gegenüber der Diskothek hatte die Stadtverwaltung eine parkähnliche Anlage mit großen Palmen angelegt. Wir setzten uns dort auf eine Bank und begannen im Schatten der Büsche zu schmusen.
Ich legte Theresas Beine auf die Bank, kniete mich davor in den feinen Kies und zog ihr die Sandaletten aus. Ich konnte nicht fassen wie jemand so weiche Fußsohlen haben konnte.
Theresas Füße dufteten wie Milch und Honig absolut liebenswert und hocherotisch.
Ich küsste jeden Quadratmillimeter fünffach und prägte mir jede Duftnuance ein.
Während ich in Duftwogen versank, massierte Theresa mir die Nase und die Wangen mit ihren wunderschönen Zehen. Es machte ihr große Freude, obwohl sie mein Verhalten zu ihren Füßen, wie sie sagte, nicht ganz verstehen konnte. Niemand hatte sich in ihrer Vergangenheit für ihre Füße interessiert.
Ich erzählte ihr andeutungsweise von meiner, zu dem damaligen Zeitpunkt für mich selbst abenteuerlichen Neigung oder Faible, was auf Spanisch ziemlich schwer war.
Ich sagte ihr, dass ihre Füße etwas ganz besonderes seien und das sie ihren Füßen sehr viel Zuwendung zukommen lassen müsse.
Wir schmusten noch eine Weile und gingen dann zurück, wo Frederic und Martha schon aufbruchsbereit warteten.
Am nächsten Tag trafen wir uns wieder am Strand.
Wir alberten viel herum, spielten Volleyball und hörten Musik aus meinem Kassettenrecorder. So oft ich konnte betrachtete ich mir Theresas Füße und jedes mal bekam ich Gänsehaut wenn sie mit den Zehen wackelte. Nachmittags in der untergehenden Sonne photographierte ich Theresas Füße.
Für den Abend lud mich Theresa zu einer Sardanaveranstaltung in einen Nachbarort ein und tat dabei sehr geheimnisvoll.
Zwei meiner Freunde fuhren mit nach Palamós. Dort fand ab 19,00 Uhr ein Sardanafestival statt. Wie ich von Martha erfahren habe, war Theresa eine mehrfach prämierte und ausgezeichnete Solistin. Theresa sollte heute die Farben von Palamós vertreten.
Martha sagte mir auch an diesem Nachmittag, dass Theresa eine besondere Überraschung für mich hätte.
Ich warf mich in Schale und wir fuhren also nach Palamòs und gingen zum Festplatz. Dort trafen wir Theresa und ihre Geschwister. Theresa sah besser und schöner aus als sonst. Sie kam zu mir und ich begrüßte sie mit einem Handkuss und einem Diener. Dann sagte sie mir, sie müsse leider überraschenderweise für einige Tage nach Sevilla reisen zu einer dortigen Tanzveranstaltung. Sie hätte an einer Vorentscheidung teilgenommen, sich aber keine Chancen ausgemalt. Jetzt sei sie sogar Favoritin.
„Wir müssen heute Abschied nehmen, mein Liebster. Versprich mir das du wieder kommst und bleibe mir treu, te quiero mi corazon“.
Ich glaubte in diesem Moment sterben zu müssen. Ich hatte zwar nur noch vier Tage Urlaub aber unsere Trennung habe ich mir anders vorgestellt.
Als Theresa tanzte kam Martha zu mir und kündigte mir salbungsvoll an, dass Theresas nächster Tanz nur für mich sei. Dabei sah sie selbst sehr glücklich aus. Mir wurde bei dieser schicksalhaften Ankündigung ganz heiß und mein Magen verkrampfte sich. Ganz langsam wurde ich wach aus meinem Liebestraum.
„Weißt du was das heißt, du Irrer ?“ schaltete sich Siggi einer meiner besten Freunde ein, „das heißt sie will dich heiraten. Eine Spanierin, die für ihren Liebsten in der Öffentlichkeit tanzt und das auch noch ankündigen lässt, will geheiratet werden. Dieser Tanz hat den Stellenwert einer Verlobung. Mach bloß die Fliege.“
Plötzlich war ich mir der Verantwortung, die ich durch mein Verhalten gegenüber Theresa unbewusst übernommen hatte, bewusst geworden. Ich habe mit meinen Liebesschwüren diesem unschuldigen Engel das Herz gebrochen. Theresa tanzte wie beseelt. Das Publikum war begeistert von ihren Soloeinlagen. Immer wieder während des Tanzes sah Theresa zu mir herüber und ihre Augen strahlten. Sie war in diesem Moment sehr glücklich.
Mir hat Siggis harscher Einwand Angst gemacht. Ich habe mich zwar leidenschaftlich in Theresa verliebt, aber selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich Theresa nicht heiraten können, wovon denn? Ich hatte keinen Beruf, wollte studieren, und hatte mir meine Zukunft anders vorgestellt. Jetzt galt es die Notbremse zu ziehen.
Ich wartete den Tanz ab, rief sie zu mir und wir gingen etwas zur Seite. Erst fand ich keinen Anfang und stotterte unzusammenhängendes Zeug. Ich legte meine Arme um ihre Schulter und Tränen stiegen in meine Augen.
Theresa wurde ganz weiß und begann zu zittern. Sie ahnte was ich ihr sagen wollte.
Ich bedankte mich umständlich für ihr Vertrauen, bestätigte ihr sie sehr, sehr gerne zu haben, entschuldigte mich dafür ihr Vertrauen missbraucht zu haben und wünschte ihr alles erdenklich Gute, küsste sie unter schmerzhaft ausbrechenden Tränen und sagte ihr: „Es finito, Theresa, no puedo casar te.“ Ich kann dich nicht heiraten, das musst du verstehen.
Sie sah mich an, als hätte ihr jemand ein Messer in den Rücken gestoßen. Sie war wie gelähmt.
Wir standen noch eine halbe Ewigkeit weinend und verzweifelt zusammen. Dann ließ ich ihre Hand los, drehte mich um und ging.
Ich kam mir vor wie ein dummes Schwein, fuhr nach Hause und gab mich dem Suff hin.
Am Tag vor meiner Abreise versuchte ich in einem ersten Brief an Theresa ihr noch einmal alles zu erklären und in einem zweiten Brief an ihre Eltern entschuldigte ich mich für mein unüberlegtes und unsensibles Verhalten ihnen und vor allem Theresa gegenüber.
Jahre Später sah ich Theresa noch einmal. Sie war noch genau so wunderschön wie damals. Neben ihr schob ein sympathischer ER einen Zwillingskinderwagen.
Wir sahen uns im vorbeigehen in die Augen und wir beide verspürten das gleiche Zucken im Magen.
Recuerdo heißt : Ich erinnere mich.

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