Schon eine viertel Stunde beobachtet er, sein viertes Wahrsteiner süffelnd, den Tanz des Mädchens im bunten Lichtgeflimmer. Sie hat er sich ausgesucht. Auch die anderen streift er ab und zu, lässt seine Blicke an ihren rhythmisch bewegten Körpern entlanggleiten, über rote Netzstrümpfe, schwarze Miniröcke, hautenge T-Shirts und halterlos hüpfende Hupsassas zu den hübschesten Gesichtern mit fliegender Mähne, baumelnden Zöpfen und kurzen, um den tanzenden Kopf huschelnden Haaren. Auch schwarzer Stiefelschaft auf nackter Wade, Turnschuhe ohne Strümpfe, die Knöchelchen gut sichtbar, Ringelstrümpfe, nackte Arme mit grellgelben Handschuhen, Blick aufs Achselhaar, schlanke Schwanenhälse und entdeckt zuckender Bauchnabel. Eine wogende Flut blitzender Reize strömt in sein Auge, weibliche Gestalten wogen auf im flimmernden Halbschatten der Menge, glänzende Haut, schlängelnder Leib, schwankende Brüste, getrieben von Bässen die schwingende Hüfte. Nachthexen, trancierter Blick im bunten Nebeldampf. Dahinter und dazwischen der bewegte Hintergrund des Seele peitschenden Bildes, die bemüht strampelnde Füllmasse: Männer.
Doch immer wieder kehrt er zu ihr zurück. Zu ihren roten Schuhen, die sich flink über den dunklen Boden bewegen, rutschen, fliegen, stampfen, zu ihren schwarz bestrumpften Beinen, den funkenden Waden, den lachenden Knien, zurück zu ihren lebhaft tanzenden beiden Schenkeln, die, mit einem wechselnd breiten Abstand zwischen sich, heimlich unter ihrem grün glitzernden Röckchen verschwinden. Entblößte Arme nach oben gestreckt, hinauf zum blinkenden Disco-Himmel, hellrote Haare heißflammig die nackten Schultern hinab. Und ihre saugend schönen Brüste singen ihm ein stummes Lied zum kräftigen Stampfen der dröhnenden Boxen. Da huscht ein buntes Häschen vorbei, ihre Hallo-Hüpfer schicken einen federnden Gruß, auch ihr Hintern grinst ihm zu, und - schwupp - ist es verschwunden..
Das ist ein Zeichen. Benno trinkt das Bier in drei langen Zügen leer, haut das Glas auf die Theke und springt schwungvoll vom Hocker. Benno, die schnappst du dir. James Bond der Erotik, stets einsatzbereite Geheimwaffe, ausfahrbare Glücks-Kanone, unschlagbar. Na, los! Mit festen Schritten, cooler Mine, trittst du auf die Bühne, beginnst unvergleichlich zu tanzen. Beachtest sie gar nicht, hast du nicht nötig, männlich, attraktiv mürrisch. In den Augenwinkeln die roten Flammen, das glitzernde Grün. Sie dreht dir den Rücken zu. Hat dich wohl noch nicht bemerkt. Du tanzt dich nach vorn, lässig, lächeln kann nicht schaden. Sie wendet sich ab, dreht dir ihren Arsch zu. Eine Aufforderung. Wieder tanzt du dich in Front. Mehr phantasievoll jetzt, interessant ausgefallene Bewegungen, sehr originell. Eiskalt sieht sie durch dich hindurch. Will dich beeindrucken. Noch einmal ziehst du deinen Kreis um sie, Angriff von vorn, wacker auf sie zugetanzt, näher und näher, das findet sie mutig, findet sie stark. Sie verlässt die Tanzfläche und geht zur Theke, will also, dass du ihr folgst.
Eva
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