Unter einschläferndem Rumpeln glitt der Zug gemächlich über die Schienenstöße. Felder, Berge und Seen, manchmal auch ein kleines Wäldchen, zogen am geschlossenen Zugfenster vorüber. Die untergehende Sonne verstreute ein magisches Licht. Doch Egidius Steinhart hatte kein Auge für all die kleinen Wunder, denn er war ein Mann der nüchternen Zahlen. Im Augenblick befand sich der junge Landvermesser auf dem Weg nach Tiefwalden, wo er das Gelände eines aufstrebenden Chemiekonzerns abstecken sollte.
Nach erbitterten Widerständen der Bevölkerung im Stammland des Konzerns, hatte man sich darauf geeinigt, die Reifenfabrik in den tiefen Wald zu setzen. Denn hier gab es (außer ein paar Bauern und Dörflern) kaum jemanden, dessen Unmut man zu fürchten hatte. So glaubte die ferne Direktion jedenfalls.
Steinhart war der Job nur recht; handelte es sich doch um seinen ersten, selbstständigen Auftrag. Und schließlich war auch er der Überzeugung, dass Fortschritt und Arbeitsplätze wichtig waren, ...und vor intakter Natur und sauberer Luft zu stehen hatten.
‚War doch schließlich ´ne logische Sache: Die Leute wollten Auto fahren und in schöne Länder reisen. Da mussten auch irgendwo die dazu benötigten Reifen produziert werden. Jetzt traf es eben Tiefwalden. Wen interessierte dieses gottverlassene Kaff denn schon?‘
Für die verschwiegene Ausführung dieses pikanten Jobs, wurde Egidius fürstlich bezahlt. ‚Nicht, dass im letzten Augenblick noch irgendwelche „Umweltspinner“ auf dumme Gedanken kämen.‘ Eine Baustellenbesetzung wollte man in jedem Fall vermeiden.
Der junge Landvermesser liebte Zahlen; ...besonders wenn sie fett und schwarz gedruckt auf seinen Kontoauszügen erschienen. Während seiner Studienzeit hatte er sich lange genug eingeschränkt. War es nicht nur gerecht, dass nun auch einmal Egidius unter einer warmen Talerdusche stand?
*
Nun hatte es mit dem Wald von Tiefwalden aber etwas ganz Besonderes auf sich. Da gab es einen Umstand, mit dem der „Große Vorstand“ nicht im Traum hätte rechnen können. Denn in jenen letzten, wirklich wilden Wald, hatte sich das heute nur noch wenig bekannte, "Kleine Volk" zurückgezogen. Einst bevölkerte dieses Feenvölkchen die ganze belebte Welt. Aber unter dem wachsenden Druck der industriellen Moderne, blieb diesen zauberhaften Wesen nur noch der Rückzug. Einzig die letzten Inseln natürlichen Grüns, boten ihnen jetzt noch lebenswerte Heimstatt.
Aber ihre Königin, die große Fee Violett Eichengrün, war keineswegs gewillt, dem neuerlichen Frevel tatenlos zuzusehen. So zart und zerbrechlich diese Fee auch erscheinen mochte: Dieses zauberhafte Wesen gebot über gewaltige Kraft.
Violett kannte die Menschen; ...hatte ihre gierige Dummheit lange genug studiert. War sie doch, seit man dem kleinen Volk nicht mehr gebührend opferte, häufig unter diesen grobschlächtigen Riesen unterwegs gewesen, um für den Unterhalt der Ihren zu sorgen. Und nicht zuletzt um die Ohren aufzuhalten, um weiteres Unglück zu vereiteln.
Violett wusste also um menschliche Schwächen. Sie nutzte ihren atemberaubenden Zauber. Sie arbeitete als geheime, mehr als gefragte Stripperin, in den teuersten und verruchtesten Nachtclubs der bedeutenden Städte.
Das tat sie nicht zum Vergnügen (obgleich es ihrem offenen Wesen kaum widersprach). Das Waldvolk hätte sich keine eine bessere Spionin wünschen können. Das Ohr der Schönen lag am Puls der feindlichen Macht. Und nicht nur ihr Ohr...
Unter der Larve des gutaussehenden, aber einfältigen Blondchens, war Violett immer genau dort, wo die „Geldgierlinge“ im Sektrausch ihre Machenschaften ausplauderten; ...ja manchmal sogar neue Pläne ausheckten: -Eben in den Pools, Saunas und Betten der hochwertigsten Etablissements. ‚Wozu besaß man schließlich Geld, Einfluss und Macht, wenn man es nicht auch mal ordentlich krachen lassen konnte?‘
*
Inzwischen hatten die rumpelnden Schienenstöße das ihre getan. Unser aufstrebender Vermessungsingenieur war eingeschlafen. Er hatte noch eine lange Fahrt vor sich. Das anstrengende Lesen seiner Unterlagen, hatte ihn bei diesem blassen Licht der Zugbeleuchtung rasch ermüdet.
Den Zwischenstopp in "Comerzin", hatte er gar nicht mehr mitbekommen. Doch plötzlich war ein Duft im Abteil, der selbst seine nüchterne Nase entzückte und ihn aus dem tiefen Schlaf kitzelte.
Oder träumte er doch nur?
Ein zauberhaftes Wesen hatte, während er schlummerte, das Abteil betreten. Es trug einen halblangen Regenmantel, ...und eine altmodische Melone auf dem Kopf. Die junge Frau wirkte etwas kurios in dieser Tracht. Doch konnte er den Blick nicht von ihr abwenden. Langsam tastete er sich an ihren schlanken, aber kraftvoll hervortretenden Waden empor. Die geschnürten Stöckelstiefletten verstärkten diesen erotischen Effekt auf einladende Weise. Die Rechte zeigte eine dezente Tätowierung, die unter den schwarzen Netzstrümpfen hindurch schimmerte. Er glaubte ein filigranes Geäst zu erkennen Darin eine Schlange, die himmelwärts strebte...
„Hübsch sexy, ...nicht wahr? ...Das ist die Schlange der Erkenntnis“, ...lachte die Blonde.
‚Hatte sie Augen im Hinterkopf? Wie konnte sie seine Blicke erhaschen, da ihr Gesicht der gegenüberliegenden Wand zugewandt war?‘ Schließlich versuchte sie gerade eben, ihren schweren Koffer auf die Ablage zu wuchten.
...„Ich habe auch noch eine auf dem Hintern“ ...fuhr sie spöttelnd fort.
„Wenn du ein braver Junge bist, und mir hilfst, dieses schwere Ding ordnungsgemäß zu verstauen, will ich sie dir gern zur Belohnung zeigen“...
Egidius schluckte in überraschter Verlegenheit. Das heiße Blut, welches gerade noch in seinen Lenden zirkulierte, schoss ihm nun mit glühendem Druck ins Gesicht. ‚Wie konnten sie durch die nassen Flechten blicken, die ihr so regenschwer im Genick klebten?‘
„Ja, ja, selbstverständlich helfe ich ihnen“, ...stammelte unser ertappter Held.
„Entschuldigen sie meine Nachlässigkeit. Ich war gerade in tiefen Gedanken versunken.“
„Ziemlich unkeusche Gedanken, wie mir scheint.“ ...grinste sie ihn mit direktem Blick aus ihren magischen, grünblauen Augen an. Ihr zierlicher Mund formte dazu einen amüsierten Schwung.
„In meinen Kniekehlen hat es richtig gekitzelt.“
In nervöser Unbeholfenheit wuchtete Egidius schließlich das Gepäck aufs Gestell.
„Warum bist du denn plötzlich so rot im Gesicht? ...So schwer war mein Koffer doch nun auch wieder nicht.“ ...stichelte sie frech schmunzelnd weiter. Darauf warf die Blondine mit bemerkenswertem Geschick ihre Melone an den Harken. Anschließend streifte sie in berufsmäßiger Langsamkeit den Regenmantel ab. Die dabei gebotenen Einsichten, waren nicht eben jugendfrei.
Sein Hals wurde trocken. Ihr gertenschlanker Feenkörper wirkte eine unbeschreibliche Zaubermacht, der ein einfacher Landvermesser, einfach nicht gewachsen war.
Unter der dünnen Seidenbluse strafften sich kleine, fast winzige Spitzbrüste. Was ihrer optischen Schärfe nicht den geringsten Abbruch tat. Ihre schwellenden Zwiebelhauben wollten das Tuch schier durchstoßen...
Berechnend ließ sich die Blonde nun auf die Bank gleiten, ...und ordnete wie beiläufig ihr langes Haar. Dabei beobachtete sie ihn wie eine Raubkatze zwischen ihren leicht geöffneten Fingern und dem Haar hindurch.
Ihr Zauber wirkte. Das war kaum zu verkennen. Violett war sich gewiss: Ihr Plan würde gelingen.
Lächelnd schlug die Verführungskünstlerin ihre langen Beine übereinander. Der karierte Faltenrock rutschte dabei wie zufällig in die Höhe.
War er ehedem schon recht kurz geschnitten, gab er jetzt die volle Länge ihrer kühn geschwungenen Schenkel frei.
Egidius Augen saugten sich an dem weißen Fleisch über der aufwendig gestickten Strumpfborte fest.
Berechnend prüfte sie derweil die Sauberkeit ihrer Schuhe. Sie streckte die Füße weit von sich und drehte sie in alle Richtungen, dass die Wadenmuskeln nur zu einladend zuckten.
Und wie ihn erst die Zierlichkeit ihrer fein gerundeten Knie fesselte. Die Luft knisterte förmlich. Er schmeckte schon den Strom auf der Zunge.
Egidius spürte ein unaufhaltsames Sprießen in seiner Wurzel.
Die Blonde bemerkte es wohl und lächelte verschmitzt.
„Nun hätte ich fast deinen Lohn vergessen“, ...bemerkte sie mit gespieltem Entsetzen.
Die zahlreichen Lachfältchen stürzten unseren Helden in noch größere Verwirrung.
Nach katzenhaftem Sprung kniete die Verführerin auch schon auf der Bank, ...und streckte ihren kleinen, festen Arsch heraus. In gemeiner Langsamkeit glitt darauf der Rock in die Höhe. Quälend langsam, bis endlich das zarte Weiß ihrer makellosen Haut sichtbar wurde. Selbstverliebt strichen ihre langen Krallen darüber. Dann glitt ein langer Finger unter den schwarzen Strumpfhalter und entblößte einen winzigen Falken...
„Ich heiße Violett“, ...stellte sie sich endlich beiläufig lachend vor.
Denn sein Gesichtsausdruck lag in solch hypnotisierter Verwirrung, dass sie einfach nicht anders konnte.
„Ich bin so eine Art Naturschützerin. Und nebenbei strippe ich ein wenig, um die Aktionen zu finanzieren.“ ...fuhr sie mit der größten Selbstverständlichkeit fort.
„Ich fahre gerade Nachhause, um dort nach dem Rechten zu sehen. Ich lebe in Tiefwalden, musst du wissen. Leider musste ich erfahren, dass sie da eine riesige Schweinerei vorhaben. Da muss man doch im Vorfeld etwas tun, bevor die Sache in die Hose geht. Nicht wahr?“ ...Mit diesen Worten glitt ihr Röckchen noch ein wenig höher.
Er war derart verwirrt, dass er gar nicht bemerkte, dass sie ihn schon die ganze Zeit respektlos, ja belehrend, duzte.
„Du bist der Landvermesser Egidius Steinhart.“ ...fuhr sie mit erstaunlich strenger Stimme fort. „Mein Ohr reicht weit, du geiles Bürschchen. Du gehörst auch zu dieser Bande von gewissenlosen Landschändern, die das Gesicht meiner Heimat aus purer Gier verstümmeln wollen. Am Ende werde ich sie nicht mehr wieder erkennen.“
„Ich bin zwar blond, aber ich weiß Bescheid.“
Mit diesen Worten packte ihn die Kleine beim Kragen und schüttelte ihn so heftig, dass unser Held kaum noch wusste, wo ihm der Kopf stand.
„Ich liebe dort jeden Baum und Strauch; bin dort mit ihnen aufgewachsen. Und dann kommst du, du kleiner Wicht, ...und mit wenigen Zeichenstrichen willst du den Tod meines Waldes besiegeln; ihm das lebende Herz zerreißen, ...und seine Leiche mit Straßen und Beton durchziehen, so wie ihr es schon mit der halben Welt gehalten habt!“
Feenzauber
Feenzauber - Teil 1
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