Gemeinsam besuchten sie Konzerte, sahen sich Filme an, unternahmen Spaziergänge, Wanderungen, besuchten Freunde, nahmen an Parties teil.
Felizitas fanden alle seine Freunde sehr nett. Auch deren Frauen, Freundinnen freundeten sich rasch mit Felizitas an, verabredeten sich mit ihr zu "Frauenabenden ohne Männer".
Felizitas war akzeptiert. Beliebt.
Nur zwei Vorfälle in dieser Zeit machten Martin nachdenklich.
Der erste ereignete sich, als sie gemeinsam mit Freunden in einem Lokal saßen. Mit in der Runde waren Albin und Martina. Die beiden waren schon einige Jahre ein Paar und hatten vor Kurzem ein Haus angemietet. Martina sagte, nun, da sie "im Grünen" wohnen, möchte sie gerne eine oder zwei Katzen haben. Albin stimmte ihr zu, machte aber klar, dass die Tiere sterilisiert werden müssten. Als Felizitas dies hörte, wurde sie sehr erregte. Niemals, sagte sie Albin dürfe ein Tier sterilisiert werden. Niemals! Die Menschen wüssten nicht, welches Leid sie damit über das Tier brächten. Albin versuchte seinen Standpunkt zu argumentieren. Felizitas wurde immer lauter, begann zu weinen. Tränen rannen über ihre Wangen als sie Albin anschrie, dass was er vorhabe sei ein ganz gemeines Verbrechen gegen das Tier. Sie sprang auf und rannte aus dem Lokal.
"Was hat sie?" wandte Albin sich fragend an Martin.
"Sie kann niemals Mutter sein," antwortete Martin und ging auf die Strasse um Felizitas zu suchen.
Der zweite Vorfall ereignete sich im Spätsommer. Die beiden waren zu einer Gartenparty eingeladen. Einer der Freunde machte Fotos der Gäste. Als er auch Martin und Felizitas fotografierte, sprang diese auf und verlangte, dass er den Film aus der Kamera nehme. Er weigerte sich lachend und Felizitas wurde richtig hysterisch. Zuletzt nahm der Mann den Film dann doch aus dem Apparat und gab in ihr. Sie riss das Filmband aus der Spule und schrie, dass niemals, niemals irgend ein Foto von ihr gemacht werden dürfe. Sie verlangte das Versprechen, dass dieser Wunsch immer beachtet wird.
Vergangenen Samstag waren Felizitas und Martin bei Fritz’ Geburtstagsfeier. Heute, Mittwoch, war Martin alleine in seiner Wohnung. Felizitas würde morgen Abend wieder bei ihm sein. Martin hörte Musik und las.
Das Telefon läutete.
Martin hob den Hörer ab.
"Ja bitte?"
"Martin? Hier spricht Anton. Kannst du sofort zu mir kommen?" Seine Stimme klang aufgeregt.
"Was ist los?"
"Ich muss dir unbedingt etwas zeigen!"
"Hat das nicht Zeit bis morgen?"
"Hör mir gut zu, Martin. Es ist nicht so, dass ich vor Einsamkeit sterbe und unser Zusammensein im Büro, 8 Stunden am Tag, ist sicher mehr als ausreichend. Wenn ich dich also frage, auffordere, sofort zu mir zu kommen, spricht aus diesem Worten nicht die Sehnsucht nach dir sondern Dringlichkeit! Also, komm! Es ist wirklich wichtig!"
"Danke für deine Offenheit, mein Alter. Ich komme, bin sozusagen schon unterwegs."
Knapp 40 Minuten brauchte Martin, um Antons Wohnung zu erreichen. Anton führte ihn ins Wohnzimmer, bat ihn sich zu setzen. Ein Stoss Fotos lag auf dem Tisch, daneben die Ausarbeitungstasche eines Supermarktes.
Felizitas
20 21-33 Minuten 0 Kommentare
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Felizitas
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