Der heftige Wind machte es ihm fast unmöglich die gläserne Schwingtüre, welche den U-Bahnaufgang von der Strasse trennte, zu öffnen. Der Regen wurde von Sturmböen an die Scheiben geschleudert. Das abfließende Wasser, das Licht der Straßenbeleuchtung wie in tausenden von Kristallen reflektiert, verbarg alles außerhalb des Aufganges hinter einem funkelnden Vorhang. Er konnte die Türe nur weit genug öffnen, um sich durch den engen Spalt zu pressen. Eine neuerliche Sturmböe goss einen Schwall Regenwasser über ihn. Seine Sommerkleidung war durchnässt, er begann zu frieren.
Der Bus stand mit laufendem Motor an der Endstelle. Er begann zu laufen. Drei Fahrspuren hatte er zu überqueren, ehe er an der Bushaltestelle war. Die Autos bewegten sich nur langsam vorwärts, die Lenker offensichtlich auch in ihrer Sicht von den Wassermassen die aus den Wolken stürzten behindert.
Die Türen des Busses wurden gerade geschlossen, als er nur noch wenige Meter davon entfernt war. Der Fahrer bemerkte aber den heraneilenden Fahrgast und ließ die Türen nochmals auseinander gleiten. Er sprang in den bereits anrollenden Bus.
"Danke" sagte er zum Fahrer und zeigte ihm seinen durchnässten Fahrschein.
Der Fahrer lenkte den Bus in den Fahrstreifen, brummte so etwas wie "Sauwetter", musste sich dann aber auf den Verkehr konzentrieren.
0:04h zeigte die Uhr oberhalb des U-Bahnabganges.
>Der letzte Bus< dachte er. Hätte er diesen versäumt, wäre bei diesem Regen ein Taxi die einzige Möglichkeit gewesen seine Wohnung zu erreichen.
Nur wenige Fahrgäste waren im Bus. An den Haltestellen stiegen sie einzeln oder paarweise aus. Niemand stieg zu.
Bald war er der einzige Fahrgast.
Nun trennten ihn nur vier Stationen von der Endstelle, in deren Nähe – knapp fünf Minuten zu Fuß – seine Wohnung lag. Er wohnte in einer Wohnhausanlage deren Häuser alle gleich aussahen. Zwei Stockwerke, zwölf Wohnungen, davon immer 4 für "Singles", acht für "Familien" – auch diese hatten alle den gleichen Grundriss, die selbe "Grundausstattung". Ziemlich deprimierend, dachte er an manchen Tagen, wenn er nach Hause kam.
Felizitas
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