Der fidele Isidor

Gedichte aus der Kinderzeit

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Der fidele Isidor

Der fidele Isidor

Matthias Mala

Diese literarisch wertvolle Geschichte eignet sich besonders für den szenischen Vortrag.

Der Vorhang hebt sich,
die Bühne belebt sich.
Zweitausend Arschkäfer
hüpfen von Baum zu Baum.
Unter ihnen der König
neben ihm seine Tochter.
Dieselbe nur mit einem
Strohhalm bekleidet.

Der König spricht:
"Meine Tochter,
was bist du so errötet?
Hat dich jemand durchgeflötet?"

"Der Isidor, der Isidor,
mit seinem Ding wie Ofenrohr!"

Isidor tritt auf die Bühne,
wirft seinen Sack lässig über die Schulter.

"Isidor, warst du der Schuft,
der meine Tochter hat durchgepufft?"

"Ja", spricht jener, lächelt breit,
"ihr Töchterchen war auch nicht weit."

"Schleift ihm die Eier bis aufs Mark!"

Isidor sinkt zu Boden,
"Gnade, oh Herr."
Umfasst zitternd seine Hoden.

"Gnade? Gut, sie sei.
Schleift ihm nur ein Ei.
Das andere aber
füllt ihm mit Blei."

Hinter den Kulissen
sieht man zwei nackte Weiber
auf den Eierschleifstein pissen.

Ein Schuss, ein Schrei!
Über die Bühne kullert ein Ei.
Ein Sausen und Brausen,
das andere Ei ist voll Blei gelaufen.

Meine Kindersicht:

Nachdenklich an dieser Geschichte machte mich als Kind, wie denn die Bekleidung der Königstochter aussehen mochte. Da ich hierzu keine passende Antwort fand, stellte ich mir die ganze Szene mit zwergenhaften Figuren vor. Worauf mich das Gemächt des Isidor wiederum besonders amüsierte. Ein Ding wie Ofenrohr, und dann noch den Sack über die Schulter werfen, der Kerl war wirklich arm dran, so arg verwachsen wie er war. Dass er die Königstochter durchgeflötet hatte, war für mich eine schicksalhafte Verstrickung. Schließlich war sie ja nicht weit, also immer in seiner Nähe und so beständig seinen Flötentönen ausgesetzt. Die Strafe des Königs fand ich deshalb für äußerst unangemessen. Indes hatte ich so meine Probleme, mir vorzustellen, wie zwei nackte Weiber auf einen Eierschleifstein pissen. Ich hatte hierzu stets eine überdimensionierte Schleifmaschine vor Augen, wie sie die ambulanten Scherenschleifer, die zu meiner Kinderzeit noch von Haus zu Haus zogen, mit sich führten. Indes empfand ich die Zeile "Ein Schuß, ein Schrei" unpassend. Sie war in mein Augen deplaziert, da ja dem Isidor das Ei geschliffen und nicht weggeschossen wurde. Dafür hatte ich immer meinen Spaß am ersten Vers, der mir ein buntes Getümmel vor Augen gaukelte.

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