Wie vom Donner gerührt, blieb Saskia im Wohnzimmer zurück. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Stunden später, Saskia saß immer noch im Wohnzimmer, hatte sie endlich einen Entschluss gefasst. Morgen war Samstag und für gewöhnlich blieb Tobi dann Zuhause.
Morgen früh wollte sie mit ihrem Mann ein klärendes Gespräch führen. Aber dazu kam es dann nicht mehr. Als sie morgens erwachte war ihr Mann schon aufgestanden. Das Marzipanherz, das sie ihm aufs Kopfkissen gelegt hatte, lag auf ihrem Nachtisch und ihr schien es, als wenn es sie schief angrinste. Wütend schnappte sie danach und knallte es gegen die geschlossene Tür. Den Bademantel, der griffbereit über dem Stuhl hing, warf sie sich lose über die Schultern und stürmte erbost die Treppe hinunter.
Tobias stand angezogen im Flur. Zu seinen Füßen stand, eine gefüllte Reisetasche und er schaute sie ernst an. Dann sagte er nur: „Tut mir leid, aber ich habe mich neu verliebt, ich will die Trennung und werde die Scheidung einreichen!“ Drehte sich um und war wenige Augenblicke verschwunden.
Für Saskia brach eine Welt zusammen. Sie war völlig sprachlos, konnte noch nicht mal schreien. Tagelang saß sie wie gelähmt auf dem Sofa. Als dann die Kinder von der Klassenreise zurückkamen, funktionierte sie nur noch. Daniela und Lucas nahmen die Nachricht, dass ihr Vater sie verlassen hatte, eigenartiger Weise sehr gefasst auf, es schien fasst so, als hätten sie es geahnt. Sie schauten sich das Dilemma ihrer Mutter eine Zeitlang an, doch dann platzte Daniela der Kragen.
„Mutti, ich verstehe deine Lage, aber so geht es nicht mehr weiter. Dein Mann hat dich verlassen, das ist schlimm und ich hasse ihn dafür, aber das soll dich nicht für den Rest deines Lebens begleiten. Unternimm etwas! Gehe aus oder suche dir ein neues Hobby. Besuch ein Fitnessstudio oder mache einen Tanzkursus, dort lernst du neue Leute kennen. Aber zu mindestens kommst du auf andere Gedanken. Papa ist weg, finde dich damit ab und fange wieder an zu Leben!“
*
Diese zornigen Worte ihrer Tochter hatten sie aufgerüttelt. Schon zwei Tage später machte sie ein Probetraining in einem Fitnessstudio. Schon nach den ersten Stunden fühlte sie sich wie ausgewechselt. Ihre ganze Wut die in sich aufgestaut hatte, legte sie in ihre Bewegungsabläufe, sodass ihr Trainer Eric, sie ab und zu bremsen musste.
„Saskia, langsam!“, pflegte er dann zu sagen. Und Saskia erwachte dann fast wie aus einem Traum.
Und überhaupt Eric? Was für ein Mann!
Eric hatte sich ihrer angenommen und war immer in ihrer Nähe sobald sie das Studio betrat. Es war schon eine Augenweide ihm zuzusehen. Natürlich er war aufgrund seines Jobs sehr muskulös, aber nicht so Anabolika gesteuert, wie die Muskelpakete an den Hanteln. Er sah einfach perfekt aus und jede 2. Frau im Club, kam wohl nur seinetwegen.
Für Saskia war er einfach nur ein schöner Mann, der ihr behilflich war, ihre Krise zu überwinden, allerdings ohne, dass er davon etwas wusste. Trotzdem konnte sie die Frauen verstehen. Eric, Saskia schätzte ihn so Mitte dreißig, war groß, mindesten 1,90 und hatte, wie gesagt, eine tolle, ausgeprägte Figur. Nach ein paar Wochen merkte aber sogar Saskia, das irgendetwas nicht stimmte. Nicht mit Eric, sondern mit den weiblichen Sportskolleginnen.
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