Die Gejagten, die sich wünschten ihre Jäger zu schlachten, feige, verbissen, heftig und traurig, dies wären die Schlimmsten, habe ich von meinem Vater gelernt. Ehrlichkeit ist etwas Gutes, aber nicht wenn sie zur sexuellen Obsession der Zwerge würde. Das proletarische Volk würde auf den Dom gehen, in Hamburg zumindest und einen feinen Herrn wie mich beschimpfen und mit Bratwurst bewerfen. Das sollte ich wissen. Ich dürfe schon Autos klauen, aber nicht in einer Gegend wie St. Pauli. Das Grüblerische Unterdrücken der Wünsche gehöre ebenso zu unseren Pflichten als Menschen der Vorruhegesellschaft, die statt drauf zu schlagen Lösungen oder gar Antworten im Lexikon nachschlägt, wie eine allgemeine ruhige Zurückhaltung. In den eigenen vier Wänden, alleine mit ein paar Flaschen Wein und mit Wodka aufgepeppten Multivitaminsaft, da darf mensch schon mal verdorben sein. Aber niemanden etwas davon erzählen.
Abenteuer mit verkommenen Weibsstücken sollte mensch sich von der Seele zahlen. Traurig sollte mensch sein über das Stück verlorene Jugend durch den Krieg und mit der eigenen Frau wäre es vernünftig sich gut zu stellen. Die Hunde seiner Feinde zu töten, wäre ebenso verwerflich, wie mit ihren Frauen außerhalb der Dienstzeit zu telefonieren. Damit keine Probleme auftreten, die einen verletzen könnten sollte mensch leise sprechen, wenn mensch sich um Höflichkeit bemühte, wußte mein Vater. Mein Onkel, der Bruder meines Vaters hatte es zur Meisterschaft in dieser Disziplin gebracht. Er besaß eine kleine Fabrik mit ein paar Angestellten, von denen manchmal einer krank war (er machte diesen lustigen Scherz bis zu
seinem schmerzlichen Tod 1987). Ich war damals glaube ich sechzehn oder
siebzehn und durfte mein Schulpraktikum bei Onkel Peter machen. Dort wurde ich Zeuge eines sehr lehrreichen Dialogs zwischen ihm und einer Dame, die Interesse an den Funktionen seines Fließbandes hatte. Sie fragte sich nämlich, ob so etwas praktisch für ihre kleine Wohnung sei. Die Dame war das, was damals für emanzipiert gehalten wurde.
Fließband der Perversionen
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