„Erst einmal Danke, dass Sie die Situation in dem Casino so souverän gerettet haben!“ Frau van Hoof räusperte sich und sprach weiter: „André hat Ihnen sicher berichtet, dass ich schon seit geraumer Zeit mit fremden Männern, sagen wir mal, ins Bett gehe.“
Olivia nickte bestätigend, blieb aber stumm.
„Ich mache das nicht, weil ich so fickgeil bin! Und auch nicht, um André wehzutun!“
„Sondern?“ Jetzt hatte Deborah Olivias Interesse scheinbar geweckt.
„Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Es geht um einen bestimmten Posten in unserem Konzern …“
„Dafür setzen Sie ihre Ehe aufs Spiel?“
„Mein Mann sollte ja überhaupt nichts davon erfahren …!“
„Es war sicher ein Schock für Sie,“ entgegnete Olivia, „als Sie André und mir in der Spielbank begegnet sind?“ Die deutsche Pilotin verzog ein wenig die Mundpartie und schaute der Frau ihres Liebhabers in die Augen.
Frau van Hoof bestätigte Olivias Vermutung. „Mir war erst einmal wichtig, dass es kein Aufsehen gibt! Ich hätte André durchaus zugetraut, dass er Edward einen Haken verpasst!“
„Edward, ihr …?“ Liv war neugierig.
„Einer aus unserer Chefetage.“
„Nur Sex, oder doch mehr?“, bohrte die blonde Deutsche.
„Im Grunde nur Sex. Aber wir gehen auch mal auf ein Konzert oder ins Spielcasino wie bei unserem Zusammentreffen.“ Andrés Frau schaute in ihr Glas und sprach weiter: „Ich erhoffe mir einen höheren Posten und Edward ist einer von denen, der das mitentscheidet.“
„Sie wollen sich also nicht von ihrem Mann trennen?“
„Nein, aber das glaubt er mir nicht so recht!“ Frau van Hoof nahm einen Schluck Kaffee und erzählte, dass es noch in der Nacht, nach dem man sich im Casino zufällig über den Weg gelaufen war, zwischen ihr und André ganz schön gekracht hatte.
„André kam kurz nach mir nach Hause“, verriet die Frau, die Olivia gegenübersaß. „Es gab Vorhaltungen und wir haben uns alles Mögliche an den Kopf geworfen! Gut war nur, dass wir uns gegenseitig ‚In flagranti‘ erwischt hatten!“
Nach einer kurzen Pause des Überlegens erfuhr Olivia, dass Frau van Hoof ihrem Mann an besagtem Abend sogar eine gescheuert hatte. „Ich war fest überzeugt, der hat sich jetzt eine jüngere, hübschere geangelt und ich hätte ausgedient.“
Andrés Frau war den Tränen nahe. „Ich dachte, meine ganze Welt bricht zusammen, als ich Sie mit ihm …“
„Ich versichere Ihnen, André und ich sind kein Paar! Und wir werden auch keines!“ Olivia klang überzeugend. „Mein Mann ist mein ein- und alles! Und wir haben zwei Kinder! Das gebe ich nicht auf!“
„Warum dann?“ Deborah van Hoof verzweifelte fast.
Die Pilotin beugte sich zu der Frau ihres Lovers hinüber und deutete dieser an, auch etwas näherzukommen. „Weil ihr Mann gut fickt!“
Wurde die Kanadierin ein wenig rot? Sie nickte ganz leicht mit dem Kopf, so als würde sie Olivia zustimmen.
Dann fragte Andrés Frau: „Und was sagt Ihr Mann dazu, dass Sie fremdgehen?“
Olivia lächelte: „Wir haben ein Abkommen!“
„Wie?“ Die Kanadierin schien überrascht. „Der weiß es und es stört ihn nicht?“
„Na ja, er darf auch …!“
Frau van Hoof konnte gar nicht fassen, was sie von der Pilotin zu hören bekam. Kleinlaut fragte sie: „Können Sie nicht doch die Finger von meinem Mann lassen?“
Liv überlegte nicht lang. „Warum sollte ich das tun?“
Es gab eine kurze Diskussion zwischen den Frauen über Verlustängste, Trennung, Gefühle, Sex und Liebe.
„Ist das Liebe, was Sie machen?“, warf Olivia der Frau ihres Galans vor.
„Ich mache das nur, um in der Firma vorwärtszukommen!“, rechtfertigte sich die Kanadierin. „Ich will meinen Mann nicht verlassen!“
„Sie wollen ihren Spaß und ihr Mann soll zuschauen!“, provozierte Liv, was bei Deborah durchaus aufrüttelnd ankam.
„Sie sind so jung und schön …“, Andrés Frau wirkte deprimiert. „Und ich dagegen …“
„Schön bin ich nicht!“, wiegelte Olivia ab. „Aber was Sie betrifft: André empfindet sie als attraktiv! Und auch ich finde, dass Sie gut aussehen!“
„Hat er das gesagt?“ Deborah tat diese Aussage unendlich gut. Auch, obwohl sie von der Affäre ihres Mannes kam.
„Ja, hat er!“
„Wissen Sie, André ist jetzt dreiundvierzig. Und ich werde achtundvierzig!“
„Und?“, warf die blonde Pilotin ein, „Mein Mann ist knapp zwanzig Jahre älter als ich!“
„Gehen Sie deswegen mit André ins Bett?“
„Nein!“, protestierte Olivia. „Ich gehe mit ihrem Mann ins Bett, weil es mir Spaß macht!“
„Nichts weiter?“ Frau van Hoof konnte es kaum glauben.
Leicht genervt entgegnete die Pilotin: „Noch einmal: Ihr Mann und ich ficken zusammen! Und ja, wir waren miteinander essen und im Casino. Nichts weiter!“
„Keine Gefühle? Nur Sex?“
„Keine Gefühle! Nur Sex!“, bestätigte Olivia. „Bis jetzt!“ Letzteres dachte sich unsere Pilotin nur, ohne es zu kommunizieren.
„Wir haben erst mal ein Abkommen“ Deborah meinte ihren Mann und sich selbst. „Ich sage ihm, wann und mit wem ich mich treffe, und er erzählt mir, wenn er sich mit Ihnen trifft.“
„Ja, gut. Und was möchten Sie dann von mir?“
„Sie davon überzeugen, meinen Mann nicht mehr zu treffen.“
„Es würde doch genügen, André davon zu überzeugen, sich nicht mehr mit mir zu treffen…!“
„Solange ich, O-Ton mein Mann: mich mit den alten Säcken treffe, will er die Beziehung mit Ihnen auf gar keinen Fall beenden!“
Olivia grinste. Genau so hätte sie André auch eingeschätzt. „Warum glauben Sie,“ Liv taxierte die Frau ihres Lovers mit den Augen, „stellt Sie ihr Mann nicht vor die Entscheidung: die alten Säcke oder er?“
„Hat er!“
„Und?“
„Dann aber gibst du deine Schlampe auch auf!“ Natürlich entschuldigte sich Frau van Hoof sofort bei unserer Pilotin über die Wortwahl, die sie ihrem Mann gegenüber gebraucht hatte. „Da kannte ich Sie bisher nicht!“
„Sie möchten das beide nicht!“, mutmaßte Olivia.
„Nein.“ Deborah van Hoof trank nun ihr Glas aus. „Ich will diesen Job! Und André fühlt sich mit Ihnen im zweiten Frühling! Oder braucht er Sie für sein Ego? Mir wäre trotzdem lieber, Sie würden sich nicht mehr treffen …“
„Alle Achtung!“, meinte die Pilotin. „Die eigene Karriere so pushen zu wollen!“
Frau van Hoof zuckte mit den Schultern und verzog kurz das Gesicht.
„Deborah“ Andrés Frau streckte Olivia die Hand entgegen.
Einen Augenaufschlag lang zögerte Liv, bevor sie den Händedruck erwiderte. „Olivia!“
Das Café hatte natürlich auch etwas Hochprozentiges anzubieten. „Mit was wollen wir anstoßen?“, fragte Andrés Frau.
„Nehmen wir einen Kaffeelikör?“
Flüstereien und ein ernstes Gespräch
Eine nicht alltägliche Familie - Teil 69
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