Hiebe aus Liebe

Fräulein Leichtfuß

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Hiebe aus Liebe

Hiebe aus Liebe

Andreas

Nicht jedoch für Karl, der ziemlich aufgebracht war. Seit er von Luises Fauxpas erfahren hatte, strafte er das Fräulein mit eiserner Missachtung. Selbst eine persönliche Entschuldigung Luises brachte keinen Erfolg! Die dreißigjährige Frau war verzweifelt, spürte sie doch eine wachsende Zuneigung für den jüngeren Mann. Nachdem er sie fast eine Woche lang ignoriert hatte, stellte sie ihn nach dem Abendessen. Karl saß rauchend im Garten, als Luise sich einfach zu ihm auf die Bank setzte. Sie sagte:

„Lieber Karl, ich weiß, dass ich eine große Dummheit begangen habe! Ich möchte es wieder gut machen, und diese Angelegenheit aus der Welt schaffen. Sie sollte nicht zwischen uns stehen! Sagen Sie mir, was ich tun muss, damit Sie mir, ein für allemal, verzeihen können. Ich bitte Sie sehr darum!“

Karl spürte, dass es ihr sehr wichtig war. Sein Groll über ihr Handeln war indes noch nicht verraucht.
Eine verwegene Idee kam ihm, die er ihr unmissverständlich offenbarte. Seine Stimme klang kühl:
„Wertes Fräulein Luise! Sie fragen mich, was Sie tun können, um diesen Affront vergessen zu machen. Sie sagten mir selbst vor kurzem, dass unartige Mädchen nur unter gewissen Umständen zur Einsicht bereit sind! Momentan sehe ich Sie selbst als ein großes Mädchen an, das eine gebührliche Strafe für Ihren Leichtsinn verdient hat. Überlegen Sie sich, ob Sie dazu bereit sind? Ich erwarte Ihre Antwort bis heute Abend. Ich wünsche Ihnen dennoch einen angenehmen Tag!“

Dann stand er einfach auf, ließ Luise völlig konsterniert zurück. Luise glaubte, nicht richtig gehört zu haben, saß fassungslos auf der Bank. Ihr war klar, auf welch gewisse Umstände Karl anspielte! Luise wurde nun zum Opfer ihrer eigenen Konsequenz, indem sie Liesel vor ihrem Bruder versohlt hatte. Er war wütend auf die Erzieherin, die bei ihrer Schülerin stets die strengsten Maßstäbe anlegte. Luises sorgloses Verhalten verlangte nach einer ähnlichen Lektion. Karl fand es wohl nur gerecht, sollte sich das Fräulein dazu durchringen, auf dieselbe Weise wie Liesel zu büßen. Sie musste ihm ja auch recht geben. Ja, sie verdiente einen tüchtigen Popovoll! Luise ging auf ihr Zimmer, setzte sich schweren Herzens an ihren kleinen Schreibtisch. Sie nahm die Feder, schrieb ihm in einem kleinen Brief.

„Lieber Karl! Ich weiß, was ich Ihnen angetan habe. Daher nehme ich, so schwer es mir auch fällt, die von Ihnen angedeutete Form einer Bestrafung an. Ich erwarte Sie heute Abend, zu später Stunde in meinem Zimmer. Dort werden Sie mich bereit finden, Ihnen die gewünschte Satisfaktion zu geben.
Es muss aber unter uns bleiben! Niemand darf je erfahren, dass Sie an mir diese Vergeltung geübt haben. Ich bin jetzt schon froh, wenn dies alles vorbei ist und verbleibe gänzlich verwirrt, Ihre Luise.“

Luise steckte den Brief in einen Umschlag, den sie sorgsam zuklebte. Sie lief mit klopfendem Herzen zu Karls Zimmer, schob den Brief unter der Türe hindurch. Dann klopfte sie an. Noch ehe Karl antworten konnte, verschwand sie schon wieder. Karl stutzte, als er das Kuvert auf dem Boden entdeckte. Sollte es von Fräulein Luise stammen? Er öffnete es ungeduldig, sah ihre gediegene Handschrift auf dem duftenden Papier. Sein Blut kochte, als er den Brief las. Natürlich würde er Ihr Angebot annehmen! Die Stunden bis zum Abend erschienen ihm endlos. Endlich begab sich alles zur Nachtruhe, auch der Vater signalisierte große Müdigkeit. Karl wartete noch eine Viertelstunde, bis er sich zu Luises Schlafgemach aufmachte. Auf sein Klopfen hin, bat sie ihn einzutreten. Karl öffnete die Türe, die er gleich wieder hinter sich zumachte. Luise kauerte mit zerknirschtem Gesichtsausdruck auf ihrem Bett. Neben ihr lag eine handliche, nicht allzu lange Birkenrute bereit. Luise sprach leise:

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