Ich liege im Bett und träume. Mein Geist löst sich von mir und fliegt Hunderte Kilometer in einem Bruchteil einer Sekunde zu ihr. In ihrem Haus angekommen muss ich mich erst einmal auf die Suche machen. Noch nie zuvor war ich hier. Ich streife durch das große Haus, bis ich endlich ihr Schlafzimmer gefunden habe. Sie liegt im Bett. Ganz nackt, die Decke bedeckt nur notdürftig ihren wunderschönen Körper. Ihre blonden Locken umrahmen den Kopf wie Strahlen die Sonne. Ich stehe staunend davor und sehe sie an.
Plötzlich bewegt sie sich, als hätte sie meine Anwesenheit bemerkt. Hastig renne ich davon. Erst draußen bleibe ich stehen und hole tief Luft.
Als ich wieder zu Atem gekommen bin fliege ich zurück.
Schweißgebadet wache ich auf.
Es ist das erste mal das mir so etwas gelungen ist. Mein Verlangen nach ihr ist so groß das ich es geschafft habe meinen Geist zu lösen und zu ihr zu eilen.
Ich gehe duschen und dann wieder ins Bett. Aber einschlafen will und kann ich nicht mehr. Die Gedanken in meinem Kopf überschlagen sich.
Ich erinnere mich an unser Kennenlernen.
Es war im Chat, ich war mit ein paar Freunden in einem virtuellen Raum als sie das Zimmer betrat. Alle schauten wie gebannt zu ihr. Einige kannten sie schon und wir wurden einander vorgestellt. Der Chat ist mein zweites zu Hause und ich kenne viel Chatter, einige davon sogar persönlich. Aber so eine Erscheinung war mir bis dahin noch nicht begegnet. Es war als hätte eine Königin den Raum betreten. Jeder suchte ihren Rat und auf jede Frage wusste sie eine Antwort. Marilyn, so ihr Chatnick, ist wirklich etwas besonderes. Das spürte ich schon bei dieser ersten kurzen Begegnung. Ich ärgerte mich ein wenig das ich schon wieder gehen musste weil ich noch ein paar wichtige Dinge für den nächsten Tag erledigen wollte. Aber ich nahm ihr das Versprechen ab bald mal wieder zusammen zu plaudern. Schon am nächsten Tag ergab sich die Gelegenheit dazu. Sie war allein in einem Raum und ich flüsterte sie an ob ich zu ihr kommen dürfe. Wir erzählen sehr lange miteinander. Über unser Leben außerhalb der Chatwelt, über unsere Arbeit und über all die kleinen Dinge die ein Leben erst lebenswert machen. Als ich das erste mal *knuddel* las, schlug mein Herz bis zum Hals. Viele Chats folgten. Oft waren wir stundenlang zusammen. Sie wurde zu einem Teil in meinem Leben. Vorsichtig und scheu machte ich ihr den Hof. Ich umarmte sie virtuell und manchmal küsste ich sie sogar. Ein Leben ohne Marilyn konnte ich mir schon bald nicht mehr vorstellen. Sie war ständig bei mir. Ich redete auch außerhalb des Chats mit ihr. Manchmal hatte ich Angst ich würde verrückt werden.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.