Fragmente einer Nacht

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Fragmente einer Nacht

Fragmente einer Nacht

Vera Stein

Es riecht nach ihm im ganzen Zimmer. Es ist mehr sein Schweiß, der noch in der Luft liegt, nachdem er wie ein Halbwilder über sie hergefallen war. Er stieß auf sie ein, als wolle er in fünf Minuten schon wieder angezogen in der Tür stehen.Ihr Kopf rammte laufend gegen das Kopfteil ihres Bettes und über ihr sein Keuchen. Es hörte sich wie Brüllen an.
Tatsache war die Angelegenheit nach fünf Minuten erledigt, nur sie nicht, was sie frustrierte und er fragte sie frech, ob sie fertig sei. Sie brachte ein klägliches JA heraus, mehr nicht, obwohl es nicht stimmte, aber sie hatte genug, hatte eh schon das Gefühl, sie sei ihm lästig. Anschließend fragte er, ob er auch gut gewesen war. Was für eine Frage!
Darüber zu urteilen, verkniff sie sich in diesem Moment lieber. So ging er ins Bad, zog sich dann an und verschwand von der Bildfläche.
Auf den total zerknautschten Laken liegen vereinzelt seine Haare, es finden sich auch diese berüchtigten Flecken nach dem Sex und überhaupt, es ist nicht mehr schön hier in ihrem heiligen Schlafgemach, wo sie noch in der Nacht vorher alleine ein Buch las und dann sanft einschlummerte.
Sie ärgert sich, nachgegeben zu haben, weil sie eigentlich nicht ihm schlafen wollte. Doch sie ist auch nur ein Mensch und wurde schwach in seinen Armen, die ihr gut im Gedächtnis sind, weil er Muskeln an den Oberarmen hat, die Tennisbällen sehr ähnlich sind.
Sie reißt das Fenster auf, zerrt die Laken herunter und verstaut diese sofort in der Waschmaschine.
Ihr Blick fällt auf das Waschbecken, denn da liegen die letzten Fragmente der "durchzechten" Nacht, die er nicht mal mehr wegschaffen konnte, so eilig hatte er es plötzlich gehabt.
Scheißkerl, denkt sie und schnappt sich eine Tüte und stopft sämtlichst Papiertücher rein, in dem irgendwo die verbrauchten Kondome sind. Wie eklig!
Ganz zu schweigen von seinem Sperma! Das riecht nicht - das stinkt. Das erinnert sie stark an Fisch!
Er ist gerade fünf Minuten weg, schon rennt sie wie eine Irre durch die Wohnung, dabei liebt sie es hinterher in Schweiß gebadet in seinen Armen einzuschlafen, während er sie noch ein wenig streichelt.
Aber vorhin war es so anders, weiß Gott warum? !
Scheißkerl!
Langsam kühlt sich die Luft im Schlafzimmer ab, doch es riecht noch immer so scheußlich und sie wundert sich, warum heute alles so anders mit ihm war, daß sie die restlichen Stunden dieser verdammten Nacht nicht in ihrem Bett schlafen kann.
Aus dem Schrank holt sie sich eine Decke und will sich in die Stube verziehen. Als sie die Tür öffnet schlägt ihr eine Wolke seines Rasierwassers entgegen und mit einem lauten Knall fliegt die Tür wieder zu.
Nonne werden, ja das wäre es, warum auch immer mit den Kerlen so einen Ärger haben. Und wenn ihr mal danach wäre, könne sie schließlich in ihrer kleinen Kammer auch selber Hand anlegen.
Ja, Hand anlegen möchte sie jetzt auch, genau so, wie einmal in der Wanne schlafen oder sich im Schnee wälzen.
In der Küche nimmt sie sich ein Bier aus dem Kühlschrank, das sie am Fenster stehend in einem Zug in sich hineinlaufen läßt.
Das Telefon!
Klingelt es schon lange?
Ja?
Ich wollte dir noch sagen, wie schön es wieder mit dir war und wünsche dir eine gute Nacht. Bis morgen?
Machs dir doch selber!
Sie wählt die Nummer ihrer Freundin, die um diese Zeit noch immer keinen Schlaf gefunden hat, wie immer, und meint sie komme in zehn Minuten, die Freundin solle doch schon mal das Bett für sie richten.
Von Frau zu Frau sich zu unterhalten tut ihr gut, sie leeren eine Flasche Wein. Das Bier beginnt zu brodeln und drei Stunden später liegen sich beide in den Armen, die Laken sind zerknautscht und es riecht, es duftet nach Sex! Nach Frau!

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