Kinder liebten Franz. Weil er so toll ein Gürteltier, einen Kopffüßler, ein Polygon und einen Schädling nachmachen konnte. Sogar die Kleinsten trauten sich, frech zu ihm zu sein.
Bei den Frauen kam Franz weniger gut an. Wenn er einmal eine kennenlernen würde, liefe es gut, wusste er. Er lernte aber keine kennen. Und warum nicht? Weil er nicht den richtigen Spruch hatte. Bei einer jungen kroatischen Kellnerin mit ausladendem Dekolleté hatte er es mit: „Ich habe ein Motorrad“ probiert. Er hatte eine schwarze Lederhose an, die er sich extra von einem ebenso etwas beleibteren Freund geborgt hatte und trug Lederstiefel, die fast Motorradstiefel hätten sein können. Sie sah ihn an. Franz sah sie an. „Was darf ich dir noch bringen?“, fragte sie.
Vielleicht war der Pullover mit Rautenmuster der Fehler. Franz sinnierte bei einer Tasse Kräutertee. Frauen wollen beeindruckt werden, nicht?
Ein Freund hatte ihm eine gefakte Rolex von einer Chinareise mitgebracht. Franz ließ alle Stahlglieder des Armbandes drinnen, damit die Uhr aus seinem Hemdsärmel ragte. Eine Kollegin ließ sich erweichen, mit ihm auf einen Kaffee zu gehen. Und, Lottosechser!, sie fragte ihn nach der Zeit. Franz reckte seinen Uhrarm, den linken, hoch, fast genau vor Patrizias Augen. „Die rostet ja“, sagte sie. Ein Auto war wichtig, ein Sportwagen für die ganz Jungen, ein Maybach für die ab dem besten gebärfähigen Alter.
In Brasilien, hatte sein Freund ihm erzählt, gehe ohne Auto bei den Mädels gar nichts. Betrachtest du das Auto eines Mannes, weißt du, wie seine Freundin aussieht. Franz Fortbewegungsmittel war die Jahreskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Gut, oder schlecht, wir sind hier aber in Österreich, das ist höher entwickelt als Brasilien, da sind die Frauen nicht so, nennen wir es „bedürftig“. „Frauen wollen lachen, bevor sie küssen“, hatte er einmal gelesen.
Bringt man ein weibliches Geschöpf zum Lachen, indem man ihm Saurier zeichnet? Ja!, aber nur, wenn es nicht älter als vier ist. Frauen wollen verstanden werden. Das ist die eine Theorie. Frauen wollen, dass ein Kerl ihnen sagt, wo´s langgeht. Das ist der andere Ansatz. Zweiteres kam für Franz nicht infrage, nicht nur, weil er zu wenig behaart war. Aber Frauenversteher, das zu sein, würde er sich selbst mit einem Stempel bestätigen.
Franz und die Frauen
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